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So kriegen Sie Ihre Erwartungsangst klein

Tag
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Ich war früher sehr oft frustriert, schlecht drauf oder extrem sauer. Auf wen? Auf mein Leben und die Menschen darin. Meine Erwartungen waren sehr hoch – und wurden immer wieder enttäuscht.

Wir haben nicht nur Erwartungen an die offensichtlichen Dinge (wie zum Beispiel daran, dass das Licht angeht, wenn wir auf den Schalter drücken), sondern vor allem an die nicht offensichtlichen. Und gerade dadurch machen wir uns das Leben schwer. Wir haben unausgesprochene Erwartungen an unsere Umwelt, die oft nicht erfüllt werden. Das verhagelt uns die Laune. Und lässt uns in die Falle tappen, die wir uns selbst gestellt haben.

„Oh, da bin ich jetzt aber enttäuscht.“ Wie oft ging Ihnen dieser Satz schon durch den Kopf? Und wie oft haben Sie ihn jemandem an den Kopf geschmettert: „Ich bin enttäuscht von dir.“ Haben Sie ihn vielleicht auch schon selbst von einem Elternteil, einem Lehrer, Ihrem Chef oder sonst wem hören müssen? Ganz ehrlich: Für mich gibt es nichts Entmutigenderes als diesen Satz.

Verfolgen Sie ein Ziel, das nicht Ihres ist?

Kinder versuchen schon früh herauszufinden, wie sie den Erwartungen ihrer Eltern gerecht werden können. Nichts erfreut sie mehr als deren Lob. Denn daraus wächst ihr Selbstwertgefühl. Über diese positiven Zuwendungen erfahren sie, wer sie sind: eine Person, die bestimmte Erwartungen erfüllt und dafür gelobt wird. Oder eben auch nicht.

Bei uns zu Hause herrschte das Leistungsprinzip. Weil mein Vater sich aus mangelnder Selbstliebe stets über Leistung definierte, hatte er auch hohe Erwartungen an seine Kinder. Er hätte selbst gerne studiert. Allerdings war ihm das aus finanziellen Gründen nicht möglich. Daher wünschte er sich, dass eines seiner Kinder zur Uni gehen möge. Und die Wahl fiel auf mich.

Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem ich mich einschrieb. Mein Vater begleitete mich und erlebte etwas, was ihm selbst immer verwehrt geblieben war. Er war unglaublich glücklich. Aber ich hatte Bauchschmerzen.

Es ist nie ratsam, stellvertretend für andere irgendwelche Ziele zu verfolgen. Das geht meistens schief. So war es auch mit meinem Studium. Nach nur zwei Semestern schmiss ich hin. Ich muss Ihnen wohl nicht beschreiben, wie enttäuscht mein Vater von mir war. Vielleicht kennen Sie Ähnliches aus Ihrer eigenen Lebensgeschichte. Er schaute mich kühl an und machte mir klar, dass er mich in keiner Weise bei der Suche nach der von mir gewünschten Lehrstelle unterstützen würde.

Ein Luftballon voller Hoffnung

Wir haben jeden Tag den Kopf voller Erwartungen: an unsere Beziehung, unsere Familie, unsere Kinder, unsere Freunde, unsere Kollegen, unsere Chefs, die Politiker – einfach an die ganze Welt. Kein Wunder, dass es da schnell zu Enttäuschungen kommt.


MEINE ERKENNTNIS

Stellen Sie sich die Erwartung, die Sie an eine bestimmte Situation oder Person haben, wie einen Luftballon vor. Je mehr Hoffnung Sie hineinpusten, desto größer wird er. Und desto leichter kann er zerplatzen. Besonders, wenn er auf unberechenbare Gefahren trifft. Doch die gibt es im Leben nun mal häufig: Sie heißen „Mensch“ und „plötzliche Ereignisse“.

Je mehr Erwartungen Ihre Eltern oder andere Erziehungsberechtigte an Sie hatten, desto höher schrauben Sie Ihre eigenen. Denn es ist oft schwierig, sich von den Erwartungen der Eltern zu lösen. Die inneren Glaubenssätze sind einfach zu stark – und sie sind geprägt von Versagens- sowie Erwartungsangst. Je größer die Erwartungen sind, desto größer ist die Angst, dass sich diese nicht erfüllen könnten.

Das heutige Tagesmotto erinnert Sie daran, sich mit dem zu beschäftigen, was Sie von Ihrer Umwelt fordern.

IHR TAGESMOTTO LAUTET:


Ich reflektiere meine Erwartungen.

Was erwarten Sie eigentlich alles?

Notieren Sie einmal, welche Erwartungen Sie an Ihre Mitmenschen und Ihr Leben haben. Die offensichtlichen werden Ihnen vermutlich schnell einfallen, aber es geht hier vor allem um die verborgenen Erwartungen. Haben Sie ungefiltert Erwartungen Ihrer Eltern übernommen? Geben Sie diese unbewusst an andere weiter?

Oder haben Sie eine Erwartung, die Sie aus Protest entwickelt haben? Sie fordern also quasi das Gegenteil von dem, was Ihre Eltern wollten? Auch wenn Sie meinen, dass Sie sich mit dieser Haltung unabhängig machen, ist genau das Gegenteil der Fall. Sie sind nach wie vor eine abhängige Person, die nur aus Trotz das Gegenteil macht.

Es kann sein, dass Sie diese Übung über den Tag verteilt machen müssen, weil Ihnen die zehn Minuten heute Morgen nicht dafür reichen. Tun Sie es, denn diese Liste hilft Ihnen zu erkennen, wie sehr Sie sich womöglich umsonst abstrampeln, weil Ihre Erwartungen an sich und andere zu hoch sind.

ICH ERWARTE, DASS …

Warum Sie schrumpfen, statt zu wachsen

Wir hoffen sehr oft, dass unsere Mitmenschen ihr Leben nach unseren Erwartungen richten. Wir beurteilen die Person, von der wir etwas erwarten, nach unseren Maßstäben, nach unseren Regeln. Genau das führt zu Problemen, denn so laufen wir ständig unseren eigenen Ansprüchen hinterher. Würden sich Eltern vergegenwärtigen, dass ihr Kind auf einer ganz anderen geistigen Ebene unterwegs ist, dann würden sie auch verstehen, warum es eine andere Entscheidung trifft, als sie es erwartet haben.


MEINE ERKENNTNIS

Jeder schöpft aus seinem eigenen Schatz an Weisheit. Das dürfen Sie auch mit Blick auf erwachsene Mitmenschen bedenken. Befreien Sie sie von Ihren Erwartungen. Hören Sie auf, darüber Buch zu führen, wer Sie wann und wie enttäuscht hat. Wer Sie belogen oder hintergangen hat. Wo soll das hinführen? Ist es wichtig für Ihre Persönlichkeitsentwicklung? Können Sie daran wachsen? Oder kann es sein, dass Sie dadurch eher schrumpfen?

Sie brauchen im Übrigen auch nicht zu glauben, dass andere Sie zwangsläufig mögen und anerkennen, nur weil Sie deren Erwartungen gerecht werden. Dafür gibt es keine Garantie. In dem Fall sind Sie auch nicht authentisch, sondern einfach nur jemand, der anderen gefallen möchte. Das schwächt das Selbstbewusstsein und erst recht die Selbstliebe.

Mehr Liebe, weniger Angst

Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen. Denken Sie an eine der Erwartungen, die Sie heute aufgeschrieben haben und die Sie loslassen wollen.

Spüren Sie nun die Angst auf, die Sie mit dieser Erwartung verbinden. Lokalisieren Sie sie in Ihrem Körper. Sitzt sie irgendwo fest, geben Sie ihr sanft einen Stupser. Bewegt sie sich, legen Sie zur Beruhigung Ihre Hand darauf.

Jetzt denken Sie an die dazugehörige Erwartung und formulieren diese positiv um. Aus der Erwartung „Ich möchte anerkannt werden“ könnte zum Beispiel werden: „Ich erkenne mich selbst immer öfter an.“ Auch dieser Satz löst in Ihnen ein Gefühl aus, nämlich das der Liebe. Füllen Sie damit Ihre Herzgegend aus.

Machen Sie diese Übung jedes Mal, wenn Sie eine sehr hohe Erwartung haben, von der Sie eigentlich wissen, dass sie nicht erfüllbar ist. So reduzieren Sie innere Ängste und verwandeln hochtrabende Erwartungen in realistische Ziele, die Sie auf Dauer glücklicher machen.

Diese Meditation finden Sie als Hörversion auf meiner Webseite.

10 Minuten für die Selbstliebe

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