Читать книгу Pipeline - Klaus Bock - Страница 11

Providence, Rhode Island.

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19. Oktober 2018. Pattie war ca. zwei Wochen später wieder zum Boss gerufen worden. „Erstens, Bronski, hast du die Unterlagen auswerten können, die ich dir zukommen ließ? Ist etwas dabei herausgekommen?“

„Naja“, sagte Pattie und rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl herum, „so vieles war geschwärzt, das habe ich nicht lesen können...“

„Ja, so ist das bei diesen Geheimdienstsachen, das habe ich auch gesehen, und im lesbaren Rest, hat da etwas gestanden, was uns weiterbringt?“

„Einige technische Einzelheiten, Preise und Liefermengen, aber ob uns das helfen wird? Eher nicht, Boss.“

Moscone wedelte wütend mit seiner Zigarre, die im Büro gar nicht angezündet war. „Und die zweite Sache, Bronski, die mit den Gastankern?“

„Es gibt kaum welche, die wir chartern könnten, die sind alle auf Jahre hinaus ausgebucht, und wenn wir sie aus der Charter herauskaufen wollen, dann geht das nur zu horrenden Preisen, wenn überhaupt... Mittelfristig werden wir eine eigene Flotte von solchen Tankern bauen müssen. Stückpreis jeweils 100 Millionen US$. Und dann brauchen wir mehrere Verlade-Terminals hier bei uns, Stückpreis grob geschätzt, aber wirklich ganz grob, eine Milliarde US$, mindestens, und drei oder vier Entladestationen in Europa. Plus ein paar Hundert Kilometer Pipeline zu und von den Terminals. Round about kommen wir – wenn wir ehrlich sind – auf 25 Milliarden US$. Plus minus. Das ist zu viel für uns – Ende der Idee...?“

Moscone schien ungerührt von den immensen Summen. „Das ist egal, das müssen eh die Europäer bezahlen, wenn sie unser Gas wollen, nein, besser brauchen – das berührt uns eigentlich gar nicht.

Pattie war erstaunt. „Derrick“, wagte sie einzuwenden, „mal ganz ehrlich, warum sollen die Europäer unser Gas wollen – bei den Grundkosten sind wir im Leben nicht konkurrenzfähig... Und, wenn ich mir die Frage erlauben darf, wo bekommen wir soviel Geld her?“

„Bronski..., nein, liebe Pattie, jetzt denk´ doch einmal nach. Wie viel Umsatz machen die Russen allein mit dieser verdammten Ostsee-Pipeline, die sie gerade bauen?“

„Hundert Milliarden Euro...“

„Genau, pro Jahr...!“

„Ja???“

„Was habe ich dir gesagt, Pattie? Think bigger, Pattie, habe ich gesagt. Natürlich, für NaGaA ist das Ganze tatsächliche diverse Nummern zu groß, das könnten wir weder finanziell oder organisatorisch noch von den Liefermengen her stemmen. Ganz klar... Nein, wir machen ein amerikanisches Projekt daraus: America first, weißt du, America first! AMERICA! Wir sind nur ein kleines Rädchen im Ganzen, aber ein sehr wichtiges und ein sehr profitables! Und wenn sich die ganz großen Räder drehen, dann drehen die uns mit – das nennt man dann Verdienen!

Weißt du, ich war in den letzten Tagen nicht ganz untätig, ich habe telefoniert und an Drähten gezogen. Ich könnte mir vorstellen, dass es klappen kann.“

„Ach so..., America first?“. Patties Gesicht sagte dem CEO, dass sie noch nicht alles begriffen hatte.

„Ja“, sagte der Boss, „America, die USA, denn das Ganze funktioniert nur, kann nur funktionieren, wenn die Russen nicht mehr liefern...“

„Und warum sollten sie nicht mehr liefern?“, wagte Pattie leise einzuwenden.

„Wie sollen sie denn – ohne Pipelines?“, sagte CEO Moscone betont fröhlich und zündete sich seine Zigarre jetzt an. Sanktionen fand er gut, solange sie dem Geschäft dienten, bei kubanischen Zigarren fand er sie blödsinnig, weshalb er sie unterlief. Diese Zigarre mit der Banderole „Cohiba Behike“ hatte er wirklich verdient, fand er. Was ein paar Telefonate mit den richtigen Männern doch bewirken konnten. Naja, und ein paar Spenden in den richtigen Kanälen. Das hatte schon alles seine Richtigkeit, die USA waren schließlich keine Bananen-Republik.

„Bronski, da wartet sehr viel Arbeit auf uns, denn wir wollen ja die ganze Chose planen, durchführen und überwachen. Und wir wollen ja die Kontrolle behalten, oder? Es geht um so viel Geld, da muss man bei seinen Partnern sehr vorsichtig sein.

Wir springen in eine Schlangengrube, glaub´mir. Nicht mit den Russen als Schlangen, wohlgemerkt, die Schlangen werden unsere amerikanischen Freunde sein. Und weißt du was, ich habe mir gedacht, dass du unsere Schlangengrubenwärterin sein solltest!

Ich dachte mir, du wärest vielleicht an dem Job interessiert? Verdammt gut bezahlt, der Porsche kann jedenfalls ein Brüderchen für deinen Mann bekommen, wahnsinnige Prämien, wenn´s geklappt hat, interessante Leute, mit denen du zu tun haben würdest, viele Reisen und das Beste zum Schluss: Absolute Gedankenfreiheit und mehr oder weniger unbegrenzte Budgets, und last but not least, lauter attraktive Männer...“

„Wie lange habe ich Bedenkzeit?“

„Die ist eben abgelaufen...“, lachte Moscone, „ich habe schon für dich zugesagt, Bronski, denn ein „Nein“ würde nicht akzeptiert werden. Die Leute mit denen du arbeiten wirst, sind da manchmal etwas komisch... Ich war mir sicher, es würde dich interessieren. Ach ja, Pattie, nein, du musst nicht „Danke“ sagen, aber da liegt ein kleines NaGaA-Aktienpaket für dich auf dem Tisch an der Tür, selbstverständlich kostenlos und steuerfrei, damit man in Zukunft auf Augenhöhe miteinander kommunizieren kann. Vergiss beim Rausgehen nicht, es mitzunehmen. Alles weitere liegt auf deinem Schreibtisch...“

Pipeline

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