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Konferenz in New York

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9. März 2019. Pattie Bronski hatte einen Konferenzraum im Trump International Hotel New York mit fantastischem Blick über den Central Park gebucht. Sie war als erste eingetroffen und genoss die luxuriöse Umgebung und Aussicht für einige Minuten für sich allein. Das war das Amerika, fand sie, in dem sie leben wollte. Fred und die Zwillinge – das war eine andere kleine Welt, eigentlich keine Welt, eigentlich etwas was sie weit, weit hinter sich lassen wollte. Auf sie wartete die richtige Welt!

Die anderen würden bald kommen. Sollten sie, sie war vorbereitet. Das Ergebnis der heutigen Besprechung würde ihre Erwartungen erfüllen, da war sie sicher.

Sie war für ein paar Tage in Providence bei CEO Moscone von NaGaA gewesen, um in stundenlangen Gespräche Argumentations- und mögliche Gegenargumentationslinien und diverse Optionen bis hin zu den persönlichen Animositäten der Teilnehmer zu besprechen, die ihren Plan eventuell gefährden könnten. Aber sie beide sahen keine wirklichen Gefahren. Der Bronski-Plan versprach zu große Profite für die US-Fracking-Industrie und die von ihr abhängige Industrien bis hin zum Stahl-, Anlagen- und Schiffbau.

Pattie empfand es als sehr angenehm, den erfahrenen, und offenbar mit allen Wassern gewaschenen Moscone im Rücken zu haben. Sie lernte in diesen Stunden einen ganz anderen Derrick kennen: Geduldig, freundlich, er akzeptierte Widerspruch, ja, er gab sich geradezu väterlich, ohne betulich zu sein...

Zwar konnte er ihr nicht mehr wirklich helfen, dazu war ihr Bronski-Plan zu weit gediehen. Aber er war ihr eine wichtige Stütze und ursprünglich war es ja einmal sein Plan gewesen. Sie nahm ihm nicht übel, dass er sie ins Feuer geschickt hatte, das hätte sie ja auch verbrennen können, und sich selbst vornehm zurückhielt. Mein Gott, deshalb war es doch ihre große Chance geworden.

Pattie hatte an sich selbst auch Veränderungen wahrgenommen: Sie war selbstbewusster und härter geworden, ihr Geist hatte sich geöffnet – sie sah die Welt mit anderen, neugierigeren Augen. Die Familie hatte etwas an Stellenwert verloren, aber sie, Pattie, hatte die Welt gewonnen! Sie war zufrieden mit ihrer neuen Situation!

Nacheinander trafen die anderen eingeladenen Gäste ein. Es waren ja nicht viele: Die Kennedy, Mr. Cheney; Mr. Gonzalez und Mr. Hernandez. Außerdem erstmals ein Mr. Black, ein sehr hoher Beamter des Verteidigungsministeriums, den sie nach endlosen Versuchen, und ein die Leiter nach oben Klettern, endlich hatte sprechen können, und der danach am Bronski-Plan sehr schnell offenbar sehr interessiert war.

Das waren die, die sie schon kannte. Im Schlepptau von Cheney, der sich inzwischen als ein entfernter Verwandter von „Dick“ Cheney herausgestellt hatte, kam nun ein sommersprossiger und rothaariger junger Mann von vielleicht 30 Jahren, den Cheney als Adian O’Reilly, den Assistenten von Senator Lopez aus Texas vorstellte. Mehr als er konnte ein Mensch äußerlich nicht Ire sein.

Die Kennedy kam als letzte, wahrscheinlich mit Bedacht. Sie hatte ebenfalls einen unangekündigten Begleiter mitgebracht, den sie als „Gotteskrieger und Reverend“ James von den Methodist Scientists und derzeitigen theologischen Chefberater des Präsidenten vorstellte.

Sie nahm Patties skeptischen Blick wahr und verbürgte sich für den Gotteskrieger, der ihnen den Weg zum Präsidenten ebnen könnte, den sie ja schlussendlich brauchen würden, wenn sie den Bronski-Plan verwirklichen wollten, nicht wahr? Bei dem Wort „Bronski-Plan“ zog sie eine Augenbraue spöttisch hoch, offenbar wäre ihr „Kennedy-Plan“ oder mindestens „Kennedy-Bronski-Plan“ lieber gewesen – man achte auf die Reihenfolge!

Nachdem jeder seinen Platz gefunden und eingenommen hatte, begann Pattie mit dem Hinweis, dass keine Aufzeichnungen diesen Raum verlassen durften, man könne sich während der Veranstaltung Notizen machen, aber die würde sie zum Schluss einsammeln und vernichten, was alle verstanden.

Schließlich erläuterte sie, dass absprachegemäß die All American Gas Company gegründet worden sei, deren CEO sie, Pattie Bronski, sei und dass man durch die Einlagen der bekannten Firmen über ein Kriegskapital von ca. 100 Millionen US$ verfüge.

Dann begann Pattie ihren 20 minütigen Vortrag, den sie inzwischen von einer sehr teuren Werbeagentur in eine sehr professionelle Präsention mit eingestreuten kurzen Filmbeiträgen hatte umbauen lassen.

Ihr Auftritt war perfekt getaktet und nahm jeden US-Zuhörer emotional und einige auch rational mit. Sie appellierte natürlich geschickt an Nationalgefühl und Profitdenken ihrer US-amerikanischen Zuhörer. Ein europäischer Gast hätte wahrscheinlich ziemlich erstaunt geschaut, wenn er diesen Vortrag hätte hören müssen – aber für Europäer war er ja auch nicht gedacht. Und ein Russe, der ihn zufällig hörte, hätte ihn wahrscheinlich als eine persönliche Kriegserklärung verstanden.

Pattie wies u.a. auf die Baukosten der in Planung befindlichen NorthStream 2-Pipeline durch die Ostsee in Höhe von 10 Milliarden Dollar allein für die zweite Pipeline hin, was ja schon einmal ein Commitment sei, das darauf hindeute, dass die Russen die Pipeline „nicht nur so“ bauen würden. Und evtl. auch nicht „nur so“ aufgeben würden.

Weiterhin betonte sie, dass allein die vier Stränge der Ostseepipeline fast ein Viertel des europäischen Gasbedarfes im Jahre 2030 bedienen könnten. Gas, dass doch eigentlich die USA liefern wollten – die allein auch das Recht dazu hatten. Neben der Ostsee-Pipeline gebe es ja noch die im Süden Europas verlaufende Turk-Stream-Pipeline, die schon in Bau sei... Nach exakt 20 Minuten und 10 Sekunden war Pattie fertig.

Es war nicht weiter verwunderlich, dass alle Anwesenden nun gemeinsam der Meinung waren, dass Europa der angestammte und natürliche Markt für amerikanisches Gas wäre, das in den USA nicht unterzubringen sei. Schließlich habe man die gemeinsamen Ideen von Demokratie, persönlichen Freiheiten und Kapitalismus und außerdem hatten schließlich US-Boys Europa von den Nazis befreit, trügen die USA fast die gesamte Last der Verteidigung Europas gegen die mehr oder weniger in den Startlöchern stehenden sowjetischen und russischen Horden. Wen kümmerte dabei der Unterschied? Da könnten die verdammten Deutschen etc. doch zumindest US-Gas kaufen. Denn wer hatte denen Freiheit und Reichtum gebracht? Siehste...

Gotteskrieger James wusste, was von ihm erwartet wurde. Daher fasste er seine Meinung nach einigem Sermon mit den Worten zusammen, dass es seiner Meinung nach sehr wohl außerordentlich gottgefällig sei, den gottlosen Russen, auch wenn sich dort inzwischen einige bemühten, den rechten Weg einzuschlagen, wie ihm ein befreundeter Pope anlässlich eines Internationalen Gottsucher-Konvents versichert hatte – aber im Grunde blieben es eben verdammte kommunistische Sowjets, die sich als Russen verkleidet hatten, denen er in einigen Jahren sicherlich den rechten Weg zu Gott weisen würde, wenn der verdammte Putin mal weggeräumt sei, wozu es doch nur wenig bedürfe, wie zum Beispiel eines gottesfürchtigen Russen mit einer Kalaschnikow – das Gasgeschäft abzunehmen.

Und setzte noch nach: Mittels einer vernünftigen Spende in einer sechsstelligen Höhe im Hintergrund, mit der er sich endlich die gebrauchte Boing kaufen würde, die ihn höher hinauf und damit näher zu Gott bringen würde, könnte er seinem theologischen Sohn, dem Präsidenten, natürlich schon den genauen Weg weisen, den Gott für ihn vorgesehen hätte...

Er machte eine bedeutsame Pause, in der er die Kennedy prüfend ansah, ob sie denn verstanden habe?

Als nach dem Redebeitrag des selbst ernannten Gotteskriegers alle inkl. der Kennedy einmal tief durchgeatmet hatten, fragte Pattie, ob es weitere Redebeiträge gebe?

Mr. Black sprach sehr leise: „Ja, bitte, ich... Entschuldigen sie bitte, Mrs. Bronski, aber als Militär bin ich eine klare Sprache gewohnt und möchte direkt zur Sache kommen – deshalb haben sie mich heute doch vermutlich auch dazu gebeten: Sie hatten mir ja schon ihr Traktat zukommen lassen... So wie wir im Pentagon das sehen, gibt es doch offenbar gute amerikanische Argumente dafür, dass die Pipeline weg muss, oder?“. Die Runde nickte.

Dann fragte er, ob man in diesem Kreis davon ausgehe, dass das eine Frage des Einsatzes von Gewalt und damit des US-Militär sei?

Verdammt, warfen Gonzalez und Hernandez gleichzeitig laut und wortgleich ein, was denn sonst bitte schön, wofür haben wir denn das Militär? Solle man etwa einen freundlichen Brief an den sehr verehrten Herrn Putin, mit der Bitte schreiben, aber mal gleich auf seine Scheiß-Pipelines zu verzichten oder sie als Abwasserleitungen für Leningrad oder wie das Kaff gerade heiße zu verwenden? Das könne man zwar versuchen, sagte Hernandez dann, aber man könne sich Papier und Porto sparen, darauf würde er das Leben seiner Schwiegermutter wetten...

Mr. Black ging auf den Einwurf nicht ein, sah jeden in der Runde einzeln an und sagte dann: „So eine Aktion beinhaltet Risiken, die den Einsatz hoch spezialisierter Sondereinheiten wie der Navy-Seals bedingen. Klar, die Risiken sind extrem hoch, aber dafür haben wir die Jungs ja. Steht alles im Kleingedruckten ihrer Arbeitsverträge – sehr eindrucksvoll, müssen sie mal lesen, erstaunlich, was Menschen alles unterschreiben...

Die Seals gehen da mir nichts dir nichts rein, wahrscheinlich als Fallschirmjäger-Taucher, erledigen die Sache, und dann geht´s mit einem U-Boot wieder raus – das ist Tagesgeschäft für die. Das machen die im Nullkommanichts.

Die arbeiten so sauber, dass hinterher nicht einmal etwas in der Zeitung steht. Da haben die anderen auch kein Interesse dran, die wären ja die Blamierten.

Mein Gott, das machen wir im Irak oder Iran, in Afghanistan, in Tschetschenien, Aserbaidjan oder Georgien, in Nord-Korea oder irgendwo in Russland oder China doch quasi täglich. Man soll mir wahllos irgendeinen dreckigen Hinterhof der Weltpolitik sagen, ich kann garantieren, dass unsere Jungs schon dagewesen sind. Ich könnte ihnen genügend Beispiele sagen, darf ich aber nicht! Das verstehen sie, oder? Ehrlich gesagt, es ist besser, wenn sie das gar nicht wissen wollen. Das ist so geheim, da dürfen die Jungs ja noch nicht einmal ihrer Mutter ein Sterbenswörtchen davon verraten. Ist auch besser so – für die Mütter, die würden sonst nämlich von dem Glauben abfallen, dass ihre Jungs liebe Jungs seien.“

Über diese Worte mussten alle in der Runde einen Moment nachdenken...

Dann sprach Pattie den Senatoren-Assistenten aus Texas an: „Mr. O’Reilly, sie kommen aus Texas, unserem klassischen Ölland der USA und haben heute noch gar nichts gesagt. Sie vertreten heute Senator Lopez, der leider verhindert ist. Mich interessiert ihre Meinung...“

Der Angesprochene wurde bis über beide Ohren rot, dann sagte er aber ganz ruhig und ohne jeden Anflug von Nervosität: „Ja, danke, Mrs. Bronski, ich bin hier offenbar der Jüngste in der Runde, da habe ich mir gedacht, sie andere haben mit ihren vielfältigen Erfahrungen sicherlich mehr zu sagen als ich, da sollte ich von ihnen lernen oder so...

Aber da sie mich direkt ansprechen, will ich ihnen gerne die herzlichen Grüße von den Senatoren Lopez, Treewool und Jones ausrichten. Weiterhin darf ich ihnen ausrichten, dass man im Kapitol am Ergebnis dieses Treffens extrem interessiert ist. Ich soll ihnen versichern – ich glaube, soweit darf ich gehen – dass sie mit Ihrem Plan Senator Lopez aus tiefster energiepolitischer Seele sprechen. Amerikanisches Öl und Gas sind ihm eine Herzensangelegenheit.

„Kein Wunder“, murmelte die Kennedy leise aber laut genug, dass alle sie verstehen konnten, „bei den Spenden, die der von uns abzieht, wäre mir das auch eine… „Herzensangelegenheit“!“

O’Reilly hatte sie auch gehört. Er bewies sein Profitum damit, dass er die Kennedy nur freundlich anlächelte, mit dem Kopf nickte und ungerührt fortfuhr: „Er ist nämlich, wie sie, der Meinung, dass Energiepolitik Weltpolitik ist, und Weltpolitik sollte einzig Sache der USA sein. Da sollen weder Emporkömmlinge noch Kommunisten, also Chinesen und Russen, groß mitspielen dürfen. Und erst recht kein Iran. Die erst recht nicht. Nein, wir müssen unseren Freunden und vor allem unseren Feinden in der ganzen Welt ganz eindeutig sagen: Bis hierher dürft ihr gehen, aber keinen Schritt weiter! Keinen einzigen Schritt“. Er betonte „einzigen“ stark.

„Als ich ihre beeindruckende Präsentation eben miterleben durfte, Mrs. Bronski, schoß mir ein Begriff in den Kopf, und ich kann ihn einfach nicht wieder loswerden: Unser US-amerikanisches Gas ist eben nicht nur Gas aus den USA, US-amerikanisches Gas ist doch...“, er machte eine bedeutungsvolle Pause, bevor er fortfuhr, „ja, es ist... Freiheitsgas! und nichts anderes: Freiheitsgas.“

„Jawohl“, jubelte laut Gotteskrieger und Reverend James: „Freiheitsgas! Das ist es. Junger Mann, danken sie Gott auf Knien, dass er ihnen oder ihrem Boss das eingegeben hat. MEIN Gott ich danke Dir! Freiheitsgas! Das werde ich dem Präsidenten beim nächsten Treffen sagen – er kämpft seinen gottgegebenen heldenhaften Kampf gegen Terrorismus, gegen Gottlosigkeit, gegen die Demokraten und ihre verräterischen kommunistischen Ideen im eigenen Land und weltweit für das amerikanische Freiheitsgas. Er kämpft weltweit einen grandiosen Kampf für sein, für unser großartiges Land und das Freiheitsgas! Halleluja! Halleluja! Halleluja!“

„Man sollte nicht vergessen,“ beeilte sich Hernandez anzumerken, „was es für die heimische US-Stahlindustrie bedeuten würde, eine ganze Flotte von Freiheitsgas-Tankern zu bauen. Wie im Zweiten Weltkrieg die Flotte der Liberty-Frachter! In den USA gebaute Tanker, die unser Freiheitsgas in die Welt transportieren. Das wären dann die Freedom-Carrier!“

Es hatte eingeschlagen wie eine Bombe: „Freiheitsgas“ – das war der Begriff, unter dem sie in den Krieg gegen russische Pipelines ziehen würden, gegen Pipelines, durch die die Unfreiheit in die Herzen der Menschen in Europa fließen würde. US-Freiheitsgas würde die Klingelbeutel der US-Konzerne zum Überfließen bringen. Das war gerecht aber keinesfalls selbstgerecht, und es war gottgefällig, man musste nur einen geringen aber nicht zu kleinen Teil der Freedom-Dollars in die Klingelbeutel der richtigen Kirchen und Parteien fließen lassen! Den Rest mochten die Konzerne behalten, naja, bis auf lässige 15% Steuern für den Staat. Aber so hohe Steuern für „Freiheitsgas“? Darüber müsste man noch einmal mit der Politik reden. Da würden die Lobbyisten harte Arbeit leisten müssen... Aber wozu hielt man sich diese hoch bezahlte Bande von rückgratlosen Schleimern und Kriechern?

Hernandez fuhr fort: „Das wird ein gewaltiger Aufschwung für all unsere tapferen Stahlarbeiter, die derzeit ja leider weitgehend arbeitslos sind, mein Gott! Das wird der Wirtschafts-Nobelpreis für unseren Präsidenten, mindestens! Und eine Freedom-Medaille und wenn es die nicht gibt, wird sie geschaffen. Das wäre doch gelacht.“

Er schob noch ein „Herr, wir danken dir“ hinterher, was den Gotteskrieger zu weiteren diversen „Amen und Halleluja“ veranlasste, zu denen er sich neben seinem Stuhl niederkniete, um eine gottgefälligere Halleluhja-Haltung einzunehmen, die verdächtig stark an die eines Moslem auf dem Gebetsteppich erinnerte.

„Meine Damen und Herren“, bat Adian O’Reilly als wieder Ruhe eingekehrt war, „ich hätte noch einige Anliegen, die ich beitragen möchte. Ich bin sicher, dass Senator Lopez mir zustimmen wird, wenn ich die folgenden Ideen skizziere:

Unsere Aufgabe muss es sein, einige neue Wahrheiten in die Köpfe der Abgeordneten beider Häuser, des Präsidenten und der ganzen Administration in diversen Ministerien zu implantieren. Und die gesamte Presse muss das übernehmen, um es in die Köpfe der Bürger der USA einzupflanzen, fast hätte ich hinein prügeln gesagt – und zwar, erlauben sie mir diesen Hinweis, in einer Form, dass alle genannten Gruppen glauben, das seien ihre eigenen Ideen gewesen. Das ist nämlich der eigentliche Trick dabei.“

Adian O’Reilly schaute auf die wenigen Stichworte auf seinen Notizblock. „Verehrte Vorsitzende, ich denke, wir können das so zusammenfassen:

1 Russlands 12 Milliarden Dollar teure North Stream 2 ist nicht nur eine Erdgaspipeline, wie andere, die wir in den USA bauen oder betreiben. Was halten sie davon, dass die beiden NorthStream-Pipelines eigentlich Waffen sind, die rein zufällig die Form von Unterwasserpipelines annehmen.“


Beifall von allen! Junge, der Mann ist gut, dachte Pattie, schon das Freiheitsgas war ein Hammer, aber der hatte offenbar noch mehr drauf. Adian O’Reilly fuhr also nach einer auffordernden Geste von ihr fort:


1 Die Pipelines stellen eine existenzielle Bedrohung für Europa dar. Und die NorthStream Gaspipelines sind eine heimtückische russische Falle

2 Deutschland ist in diese Falle getappt und will sich daraus offenbar gar nicht selbst befreien.

3 Russische Pipelines, wie NorthStream, sind eine zutiefst beunruhigende Aussicht für diejenigen, die schon lange die Fähigkeit des Kremls fürchten, politischen Einfluss zusammen mit ihrem Gas zu exportieren.

4 Sobald die neuen Pipelines fertiggebaut sind, wird Russland in der Lage sein, die Energielieferungen nach Osteuropa, v.a. zu unseren lieben Verbündeten in Polen und in der Ukraine viel leichter abzuschalten als bisher, als die Russen noch auf diese alten Pipelines angewiesen waren.

5 Mit Gazproms North Stream bereitet sich Putin darauf vor, die Schrauben der Unfreiheit in Europa anzuziehen.

6 Die neue Pipeline wird unseren NATO-Satellitenstaaten in Europa keine Energiesicherheit bringen. Ganz im Gegenteil: Sie wird die EU noch abhängiger von einem politisch und militärisch unberechenbaren Russland machen.

7 Und letztens, und aus meiner Sicht am wichtigsten: Mit dem mit der Pipeline verdienten Geld wird Putin vor allem eines machen: Seine Armee aufrüsten, seine Marine so verstärken, dass unsere Trägergruppen nirgendwo auf der Welt mehr sicher vor modernsten russischen Raketenangriffen sind, ich verweise nur auf die offenbar tatsächlich in Entwicklung befindlichen Hyperschallraketen! Uns liegen da beängstigende Berichte von verschiedenen Geheimdiensten vor. Was wiederum bedeutet, dass wir die legitimen weltweiten Interessen und die damit verbundenen immensen Investitionen unserer US-Energiewirtschaft nicht mehr an jedem Punkt der Welt sofort und absolut schützen können.

Mein Senator hat mehrfach darauf verwiesen, dass staatsähnliche Gebilde wie Irak oder Iran nicht selbst entscheiden dürfen sollten, an wen sie zu welchen Preisen ihr verdammtes Öl verkaufen. Das müssen sie schon uns überlassen.

Das muss ein Naturgesetz sein!“


Die Runde staunte, war geradezu ergriffen von diesen klaren und doch so schönen Worten.

„Sagen sie einmal, junger Mann“, fragte Black, „waren das alles ihre eigenen Weisheiten, die sie sich gerade ausgedacht haben, oder haben sie das vorher mit dem Senator abgestimmt?“

Adian O’Reilly lächelte, als er leise antwortete: „Ich denke, das ist nicht nur die Meinung meines Senators, wie sie sagen, sondern weitgehend die der meisten Republikaner im Senat!“

„Dann,“ sagte Black nachdenklich, „sollte unser Gotteskrieger hier seine Spende erhalten, Mrs. Bronski, denke ich, und unseren verehrten Präsidenten in die Reihe der Gerechten Gotteskrieger für die Sache des Freiheitsgases führen.

Ich denke auch, wir sollten umgehend die Planung der Vernichtung der Pipeline in Angriff nehmen...

Ich schlage allerdings vor, die ganze Sache einem Privatunternehmen zu übertragen – wir haben damit in den letzten 30 Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht. Meine Damen und Herren..., Mrs. Bronski, ich werde ihnen die am ehesten in Frage kommende Kontaktadresse zukommen lassen“, damit erhob sich Black und verließ mit einem Kopfnicken in alle Richtungen den Konferenzraum. Den fantastischen Ausblick über den Central Park hatte er keine Sekunde genossen.

Der Aufbruch von Mr. Black veranlasste alle Tagungsteilnehmer, ihre Sachen zu packen, und sich zu verabschieden. Mit einer Ausnahme, Adian O’Reilly trödelte so lange im Besprechungsraum herum, bis außer ihm nur noch Pattie anwesend war.

„Gratuliere, Adian“, sagte sie lächelnd, „“Freiheitsgas“, das ist wirklich grandios, ist ihnen das wirklich gerade eben eingefallen?“

„Ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema“, wich O´Reilly aus, „und Senator Lopez ebenfalls. Ich unterstütze ihn, wie sie wissen.“

„Er ist wohl eher ein Energie-Falke?“, wollte Pattie wissen.

„Kann man so sagen. Bevor ich´s vergesse, Mrs. Bronski, er möchte sie gerne persönlich kennenlernen. Werden sie demnächst einmal in Washington sein?“

„Ich denke, ich werde es einrichten können. Wenn ein Senator Lopez ruft, dann sollte man kommen... Sag´ mal, wo übernachtest du? Auch hier im Hause?“

O’Reilly nickte überrascht, Pattie war doch ein gutes Stückchen älter als er, aber sehr attraktiv. „Ja, warum?“, fragte er.

„Sag´ mal, wie viele Sommersprossen hast du eigentlich?“ Sie dachte nicht an den Ehemann, sie dachte nicht daran, dass sie ihm untreu werden wollte, sie dachte nicht an ihre Töchter oder ihre Familie, nein, gar nicht, sie brauchte, verdammt noch einmal, nur gerade jetzt etwas unverbindliche Entspannung mit einem verdammt attraktiven jüngeren Mann, der auch noch ´was „in der Birne“ hatte – und hoffentlich nicht nur da...

„Weiß nicht“, murmelte er, „habe ich denn welche? Tatsächlich? Müsste mal jemand zählen...“

„Genau das sage ich ja! Gehen wir...“, sagte sie und hakte sich bei ihm unter.

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