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Der Graf

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Dann stand da noch Udos optisches Pendent in der Gruppe der wie immer am elegantesten Gekleidete, der Graf, als ob er einen Ladestock verschluckt hätte. Das musste mit seinem Beruf – Berufssoldat irgendwo in oberen Offiziersrängen der NATO – zusammenhängen, vermuteten die anderen. Er hatte nie darüber gesprochen, was er wo gedient hatte, und keiner wusste warum nicht. Er hatte einfach nicht darüber gesprochen, vielleicht war das ja alles noch geheim, vermutete Sarah, die ihn am besten kannte.

Er war zwar nicht adeliger Herkunft, aber weil er noch im Alter aussah, wie Peter van Eyck in „Lohn der Angst“: nämlich blond, groß, sehr schlank, eher hager (anders als van Eyck trug er einen kleinen blonden Schnurrbart) hatte Frau Z. im Laden für ihn den Namen „Der Graf“ geprägt... („lassen sie mal den Grafen vor...“). Das hatte sich rumgesprochen und der Name war ihm geblieben.

Der Graf trug einen langen schmal geschnittenen schwarzen Tuchmantel aus Piqué (mit Brusttasche – aus der aus Anlass der Trauerfeier heute ein feines schwarzes Seideneinstecktüchlein venezianischer Provenienz herauslugte). Unter dem Mantel hatte er natürlich eine edle Kaschmir-Woll-Mischung in Schwarz als Anzug an und einen schwarzen Kaschmirschal. Sein Hemd war handgenäht genauso wie seine Schuhe, natürlich...

Wenn die Freunde nicht glauben würden, es besser zu wissen, hätte man ihn glatt für einen Heiratsschwindler halten können – für einen erfolgreichen...

Aber über Frauen sprach der gepflegte alte Herr nicht. „Mit Frauen genießt man, man spricht nicht über sie...“, pflegte er zu sagen, wenn das Gespräch doch einmal auf das Thema kam und alle meinten dann, genau, der habe Stil, der Graf, naja, von nichts kommt nichts..., was immer das in diesem Zusammenhang heißen mochte... und deshalb wusste auch niemand, dass er früher ab und zu Erstaunliches für die Dienste von Sarah gezahlt hatte. Auch dabei hatte er genossen und geschwiegen... genau wie Sarah geschwiegen hatte. Aber das war Jahre her!

In letzter Zeit „ging“ beim Grafen nichts mehr, sein Alter und der Prostatakrebs verhinderten das – „leider“, wie der Graf fand.

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