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22. März. Am Kiosk

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Gegen 16.00 ging der Graf die paar Meter von der Straßenbahnhaltestelle schräg über die Leonrodstraße zu Ernstls Kiosk und bestellte sich einen Kaffee spezial.

Weil nichts los war, stellte sich Ernstl auch mit einer Tasse Kaffee zu ihm und fragte, ob Hanna und Sarah erzählt hätten, dass die mz da gewesen sei, und dass die jetzt wohl einen großen Bericht bringen würden über seinen Kiosk? Hoffentlich einen guten, denn Hanna befürchte ein Debakel, weil sie meinte, dass das schief gelaufen sein, bloß weil er zwei Würstchen mit Kartoffelsalat nicht verschenken wollte. Aber das sei doch schließlich auch Geld, oder? Der Graf verneinte, nein, Hanna hätte nichts gesagt und bejahte, doch, das sei sehr wohl Geld und wo komme man dahin, wenn er, Ernstl, alles verschenkte. Und drittes, das sei jetzt das erste, was er höre...

„Brauchen könnte ich ein bisschen Werbung ja schon“, sagte Ernstl, „in den letzten Wochen ist hier so gut wie nichts los. Die Helga, die braucht gar nicht mehr zurück zu kommen, das kann ich alles alleine erledigen, was hier an Arbeit anfällt. Gut, dass die Gewinnspanne bei Kaffee so hoch ist“, lachte er, um fortzufahren „und manchmal schreiben die ja auch ganz tolle Artikel über Geheimtipps von Restaurants oder so, da brummt der Laden dann hinterher für eine Weile ganz schön!“

„Ich drück´ dir die Daumen, dass das was Gutes wird“, sagte der Graf, und trank seinen Kaffee aus, „was kriegst Du?“

„Nichts, eine Einladung des Hauses“, antwortete Ernstl.

„Nichts da“, wies der Graf die Einladung ab „erst nichts einnehmen und dann noch verschenken wollen, das kommt gar nicht in die Tüte! Also?“

„Mensch“, meinte Ernstl, „wenn ich euch nicht hätte – Stammkunden und dann noch so nette. Dreifünfzig.“

Der Graf gab ihm fünf Euro und meinte: „Stimmt so, den nächsten kannst du dann ausgeben, okay?“

„Gemacht, Alter, danke!“. Ernstl haute dem Grafen auf die Schulter, dass der etwas einknickte. „Oh, ´tschuldigung!“, sagte er, „das war wohl etwas zu dolle, was?“, und grinste den Grafen schief an, „naja, ihr seid ja alle mehr Kopfmenschen als unsereiner.“. Und nach einem Moment fügte er hinzu: „Du, Graf, sag´ mal, kannst du Zigaretten für Hanna mitnehmen, die hat vorhin angerufen und ich wollte sie eigentlich selber vorbeibringen, aber nun hat Helga angerufen, ob ich mit ihr ins Kino gehe.“

„Na klar, gib her, was seht ihr denn?“

„Es ist Eddi Constantin-Nacht im MAXIM an der Donnersberger Brücke.“

„Das ist aber ´was für Alte. Eddi Constantine, wie lange ist das her, den haben wir doch als Jugendliche gesehen und da waren die schon uralt? Was gibt es denn?“, fragte der Graf.

Ernstl wühlte in einer Tasche seines unvermeidlichen (nicht mehr ganz) weißen Overalls und zauberte schließlich einen Zettel hervor. „Es gibt“, las er vor, „also „Serenade für zwei Pistolen“ und „Rote Lippen, Blaue Bohnen“ und „Eddie geht aufs Ganze“.“

„Also keinen Lemmy Caution und nicht Alphaville?“

„Das sagt mir nichts“, gab Ernstl zu, „aber in denen geht es richtig rund, da langt Eddi richtig zu – fast wie ich damals im Zelt.“ Dann lachte er, „War ´ne tolle Zeit! Und Helga freut sich auch schon so, da machen wir den Laden hier“, er zeigte auf dem Kiosk, „früher zu und amüsieren uns.“

„Na dann viel Spaß!“, wünschte der Graf, „gib mir noch die Zigaretten für Hanna, bitte.“

Mit einem „Klar, doch!“, verschwand Ernstl im Kiosk und tauchte gleich darauf mit einer Stange Phillip Morris wieder auf. „Sag der Hanna, einmal kann ich ihre Marke noch bestellen, dann gibt es sie nicht mehr.“

„Was?“, sagte der Graf, „sind die pleite? Das gibt es doch gar nicht.“

„Nein, die werden dann „Marlboro Silver“ heißen, klärte ihn Ernstl auf, „das soll einer verstehen, oder? Ich habe aber gehört, in Spanien soll es Phillip Morris weiter geben, nur hier nicht.“

Morituri

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