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Hanna

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Als erste war da Hanna in ihrem Rollstuhl. Sie konnte sich mit ihren siebzig Jahren in ihrer Wohnung oder bei kurzen Strecken zwar auch ohne Rollstuhl bewegen, aber Rheuma, Gicht und eine Polyneuropathie ließen ihren Bewegungsspielraum immer kleiner werden. Ein Prozess, der sich in letzter Zeit offenbar beschleunigte, weshalb sie ihre Wohnung nicht mehr so häufig verließ – die heutige Trauerfeier war so eine Gelegenheit, obwohl sie Hannelore eigentlich kaum gekannt hatte...

Hanna gehört das Häuserensemble an der Ecke Fuertererstraße und Hübnerstraße. Sie war Doktorin der Biologie, aber sie arbeitete schon viele Jahre nicht mehr. Sie war unangefochten „die Chefin“ in ihrem Bekanntenkreis, was sie aber nicht ihrem Geld verdankte, sondern ihrer Ausstrahlung und Intelligenz.

Sie saß im Nerzmantel über schwarzem Hosenanzug mit Pumps in ihrem Rollstuhl. Ihre kurzen weißen Haare zeigten einige bunt gefärbte Spitzen über der Stirn, das ergab fast einen Regenbogen. Natürlich war sie geschminkt – nicht zu viel, nicht zu wenig, aber sichtbar. Sie war – auch im Rollstuhl – eine gut aussehende Dame, die älter war als sie aussah.

Um die Schultern hatte sie ein großes Tuch gelegt und in der Hand hielt sie zusätzlich ein Wollplaid, das sie bei Bedarf über die Beine legen konnte. Eine so elegante Frau mit Nerz und Pumps im Rollstuhl – das war schon ein unerwarteter Anblick, aber typisch für Dr. Hanna, die eindeutig das Ungewöhnliche bevorzugte.

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