Читать книгу Zen und die Kunst des Bügelns - Klaus Bodenstein - Страница 12

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Ein Schnäpschen in Ehren

»Sag mal, deine Idee mit dem Schrotschuss hat doch was.« Charlotte hatte auf der Toilette weiter über ihr Gespräch nachgedacht. »Schrotschuss?«, fragte Benjamin. Was hatte er als Pazifist mit Schrotschüssen zu tun?

»Kennst du doch, von Craig Venter. Shotgun Sequencing, kleine Gen-Abschnitte sequenzieren und dann wieder zusammensetzen. Deine Idee ist doch ganz ähnlich, ein umgekehrter Schrotschuss. Du nimmst kleine Informationsbündel, schießt sie über verschiedene Vektoren und in Päckchen aufgeteilt hinaus in die Welt, wo sie sich irgendwann wieder zusammenfinden und ihre Wirkung ausüben. Eben nur umgekehrt. Wie beim Internet.« Charlotte hatte sich wieder hingesetzt. »Hast du etwa schon bezahlt? Ich kriege doch noch Nachttisch«, beklagte sie sich.

»Oh, sorry. Wusste ich nicht«, entschuldigte sich Benjamin. Hoffentlich ist sie nicht sauer, dachte er.

Warum hatte er es auf einmal so eilig? Relax, sagte er sich. Don’t do it.

Er ließ bewusst die Schultern sacken und atmete aus. »Dann bestelle ich mir auch noch was. Ich liebe Nachtisch!«

Die Kellnerin, die Charlotte gesehen hatte, als sie vom Klo zum Tisch zurückging, kam mit dem Dessert, einer bayrischen Creme mit Beerenragout. Charlotte leckte sich die Lippen. »Können Sie mir bitte noch einen Grappa bringen?«, fragte Benjamin die Bedienung. »Möchtest du auch einen?«

Charlotte schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf ihre Süßspeise. Wie schön ihr Busen wogt, wenn sie sich freut, dachte Benjamin. Er lehnte sich zurück und sah ihr zu.

»Was ist?« Sie hatte seinen Blick bemerkt und sah auf. »Möchtest du mal probieren?«

»Gern.«

Charlotte tauchte ihren Löffel in die weiße, cremige Masse, schob ihn dann in die Beeren und hob ihm die rot-weiße Leckerei entgegen. Benjamin beugte sich vor, bekam den Löffel aber nicht richtig in den Mund, ein Teil des Desserts blieb an seinen Lippen kleben. Er schluckte den Rest. »Hmm. Lecker.«

Charlotte legte den leeren Löffel zurück, erhob sich, beugte sich über den Tisch und küsste ihm den Rest von seiner Oberlippe. »Hmm. Auch lecker.«

Neben dem Tisch stand die Kellnerin mit dem Grappa und hüstelte. Sie setzten sich wieder und taten unschuldig. Die Kellnerin stellte den Schnaps vor Benjamin ab. »Dankeschön.« Die Kellnerin ging mit steifen Schritten und mit einem verächtlichen Zucken um den Mundwinkel zurück.

Charlotte aß auf, und Benjamin kippte seinen Grappa. »Ah, das tut gut.« Er schüttelte sich leicht. »Sollen wir?« Charlotte nickte und erhob sich. »Einen Moment. Ich zahle eben noch den Grappa.« Er machte das an der Theke, während Charlotte sich ihre Jacke von der Garderobe nahm und anzog, die gleiche enge Teppichjacke wie im Esprit. Als er zurückkam, half sie ihm in seine Jacke, obwohl er einen halben Kopf größer war.

Draußen hakte sie sich bei ihm ein und schmiegte sich an seine Seite. Es fühlte sich gut an.

»Komm, wir gehen noch in den kleinen Ratskeller. Ich habe noch Durst auf ein Bier, und ich möchte noch mit dir reden«, hauchte sie ihm an die Brust, ohne ihn anzusehen, und zog ihn über die Straße. Benjamin hatte Mühe, sich ihren kleinen Schritten anzupassen. Seine langen Beine waren das weite Ausschreiten gewohnt. Dann ging es auf einmal; Charlotte hatte automatisch ihre Schrittlänge etwas vergrößert, und die hundert Meter bis zu der Kneipe gingen sie zum ersten Mal wie ein Paar.

Sie hatten sich in die hinterste Ecke im Kellergewölbe des Kleinen Ratskellers verzogen und Landbier bestellt, ein weiches und etwas dunkleres Bier, das Charlotte gern trank, weil es sie an ihre Studienzeit in Cambridge erinnerte, wo sie viel Ale getrunken hatte. Außerdem hatte es diesen schönen Bügelverschluss, mit dem man so herrlich Pffump! machen konnte.

»Prost.« Sie saßen sich wieder gegenüber, der enge Winkel ließ nichts anderes zu, obwohl Benjamin ihr gern den Arm über die Schultern gelegt hätte. »Jetzt musst du mir aber mal erzählen, was es mit der anderen Anzeige auf sich hatte«, verlangte er. »Sonst habe ich deine ganze Wäsche gebügelt und weiß immer noch nichts von dir.« Sie prustete und hätte sich fast verschluckt. Dann sah sie sich um. »Echt?« Benjamin nickte. »Bist du sicher, dass du das hören willst?«

Er nickte.

Charlotte sah ihm in die Augen. »Na gut.«

Benjamin hatte seinen Kopf auf beide aufgestützte Hände gelegt und sie mit so einem treuen Hundeblick angesehen, dass sie schlecht Nein sagen konnte. »Also die Anzeige. Das war eher so aus Spieltrieb.« Sie überlegte. »Ich fang mal woanders an.«

Eine ältere, gestandene Bedienung kam durch den Raum, die Wirtin, wie Benjamin annahm. »Nimmst du auch einen Aquavit?« Charlotte nickte. »Zwei Linie, bitte.« Die Wirtin nickte und räumte den Nachbartisch ab. Außer ihnen saß niemand mehr hier unten. »Der ist um die halbe Welt gesegelt, bevor er verkauft wird«, erklärte Benjamin.

»Ich weiß.« Charlotte schien unsicher zu sein und nippte an ihrer Bierflasche.

»Also, Zen. Ich hatte dir schon erzählt, dass mein Vater ein französisches Restaurant in Kassel hat. Das lief eine Zeit lang ganz gut, weil es nahe beim Zentrum lag. Er hatte eine schöne Jugendstilvilla gekauft und die liebevoll restauriert. Das Restaurant hatte Charme und kam an. Kochen konnte er auch.«

»Aber?«

»Tja, er machte noch ein zweites auf, in Wilhelmshöhe, das lief dann weniger gut, kostete aber viel mehr. Und er hatte dafür einen Mietvertrag auf fünf Jahre abgeschlossen.«

Benjamin ahnte schon, was da kam.

»Er wollte, dass ich da arbeite und den Laden übernehme. Du weißt schon. Junge, attraktive Tochter, gute Figur, bringt Kunden. Das war mir zu blöd, wo ich doch schon eine Zusage aus Cambridge hatte. Das wollte ich nicht aufgeben. Da hat er mir dann seinen Zuschuss gestrichen, um Druck zu machen. Weißt du, ein Restaurant zu betreiben ist auch nicht schlechter als irgendein anderer Job, ich hab’ nix dagegen zu arbeiten, aber dann hätte ich in Kassel bleiben müssen. Vielleicht noch hier in Göttingen.«

»Du hättest doch auch in Cambridge was finden können.«

»Na ja, dazu hätte ich erst mal da sein müssen, ohne die Stütze von meinem Alten. Ich hatte zwar etwas BAFöG, aber allein reichte das nicht.«

»Und?« Benjamin traute sich nicht zu denken, was er dachte.

»Nicht was du denkst.« Sie sah ihn verärgert an, als ob sie Gedanken lesen könnte. »Ich wollte mit einer Freundin verreisen, nach Réunion, das gehört zu Frankreich, bei Mauritius.« Benjamin nickte, er hatte davon schon gehört.

»Jana. Eine Russin. Eine damalige Freundin von mir, lebt heute in den USA.« Charlotte wirbelte mit den Händen in der Luft vor ihm herum, als ob es das erklärte. »Ich kannte sie aus einem Psychologie-Seminar. Jana, na ja, also, wie soll ich das sagen.«

Charlotte räusperte sich. »Sie strippte da in Düsseldorf in einem Lapdance-Laden. Sie machte schwer Kohle, und sie meinte, ich wäre da der Hammer.« Sie strich sich unbewusst und zärtlich mit der Linken über ihre rechte Brust. Für diese Bewegung hätte er töten können, dachte Benjamin. Er nahm einen tiefen Zug aus seiner Bierflasche. »Und? Hast du da etwa mitgemacht?«

»Ja.« Sie hielt sich an der Flasche fest. Benjamin schluckte.

Die Wirtin kam mit dem Aquavit, und sie schwiegen beide, bis die kalten Gläser auf dem Tisch standen. Benjamin kippte seinen weg. »Noch einen«, sagte er zur Wirtin. Den brauchte er jetzt. »Du auch?« Charlotte schüttelte den Kopf, die Wirtin ansehend, und hielt sich weiter an ihrer Bierflasche fest. Ihren Schnaps ließ sie vor sich stehen. Die Wirtin verschwand mit Benjamins leerem Glas auf ihrem schwarzen, runden Tablett.

»Erst habe ich nur an der Stange getanzt. Na ja, was heißt getanzt. Mich irgendwie erotisch bewegt, mir hat keiner gezeigt, wie das geht. Du hast da zwei silberne Sterne vorne drauf, das absolute Minimum an Bekleidung. Du würdest dich wundern, man fühlt sich weniger nackt mit diesen Sternchen. Damit traust du dich dann raus. Das erste Mal konnte ich die Hände gar nicht runternehmen«, sie zeigte ihm, wie sie das gemacht hatte, die Handflächen überkreuzt auf den Spitzen ihrer Brüste. Gott, dachte Benjamin, aufstehen sollte ich jetzt besser nicht.

»Unten rum hast du einen Tanga an, sehen kann man da nichts.« Sie nahm einen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken der anderen Hand den Mund ab. »Beim zweiten Mal hat mir das dann schon Spaß gemacht, an der Stange zu tanzen«, gab sie zu. »Wie die Männer kucken, mit offenem Mund, wenn du deinen Arsch kreisen lässt und die Stange zwischen die Brust nimmst. Ein Gefühl der Macht, ich weiß. Große Macht über die armen Kerle da unten. Geschämt habe ich mich aber nur die ersten fünf Minuten.«

»Und dann?« Benjamin war zwischen verschiedenen Gefühlen hin und her gerissen. Lust, Abneigung, Angst vor Enthüllungen, die ihn abtörnen würden.

»Jana hat mir vorher alles erzählt. Mit Tanzen ist es nicht getan. Das soll die Gäste nur weichkochen. Geld bekommst du dafür nicht viel.« Benjamin trank sein Bier aus. Hoffentlich nicht, dachte er. Bitte nicht. Ich hatte mich schon so auf dich gefreut, Charlie.

»Ins Bett musst du mit keinem, da läuft nichts, falls du das denkst«, sie schaute ihm direkt in die Augen. »Du sprichst die Leute an. Die stehen da, kucken wie die Ölgötzen und sind steif wie ein Brett und trinken ihr Zeug, einige stehen auch da und geben vor ihren Freunden an. Aber wenn du hingehst und sie ansprichst, sind sie wie Wachs. Du siehst, was sie denken und wollen. Aber mit anfassen oder mehr ist nichts. Nicht erlaubt. Sie können dich einladen, was teuer ist, da mit ihnen zu stehen, dein Körper nur Zentimeter vor ihnen entfernt, sie reden dann bemüht mit dir, zahlen viel Geld für jede Minute, obwohl ihr Körper brennt. Helle Aufruhr. Die meisten wollen dann, dass du für sie tanzt, du weißt schon, private Dancer.«

»Tina Turner.«

»Genau. Du machst schöne erotische Bewegungen vor ihnen, kreist mit dem Hintern über ihrem Schoß, wiegst den Busen, aber nie zu vulgär, sonst kippt das.«

Die Wirtin kam mit einem vollen Glas und verzog sich wieder.

Benjamin war noch nie in so einem Laden gewesen. »Geht das denn? Da will doch jeder mehr. Mir ist schon von deinen Worten ganz anders.«

»Mit dir würde ich so was auch nicht machen, Benjamin Zeno«, sagte sie zärtlich. »Dafür habe ich dich jetzt schon viel zu gern.«

Benjamin musste schlucken. Um das zu überspielen, trank er schnell die Hälfte von seinem zweiten Aquavit.

Charlotte sprach weiter. »Das ist sogar verboten, die Polizei würde den Joint sofort zumachen. Die sind natürlich immer da, in Zivil. Soll ein beliebter Job sein.« Charlotte schob Benjamin ihr Schnapsglas rüber. »Ich will lieber noch ein Wasser.«

»Und dafür bekommst du dann Kohle?«, fragte Benjamin. »Warte, ich muss eh mal raus. Ich bestell dir eins.« Er stand auf, lächelte sie an und merkte, wie wacklig er auf den Beinen war. Er konnte aber noch gerade gehen. Das beschäftigte sein Hirn eine Weile. Besser noch gerade gehen können, als gerade noch gehen können, dachte er.

Vielleicht sollte er ewas essen, etwas Fettiges gegen den Alkohol. Er ging nach oben zur Theke und bestellte ein Bier und ein Wasser, anschließend fand er die Toilette versteckt hinter dem Hinterzimmer.

Es dauerte ein bisschen, bevor er sich soweit beruhigt hatte und pinkeln konnte, aber dann stellte sich Erleichterung ein, physisch und im Kopf. Also hatte sie nur gestrippt. Auch scheiße, aber wenigstens war sie ehrlich, dachte er. Und sie hatte ihr Nest sauber gehalten.

Aber warum dann Muschi sucht neues Herrchen, fragte er sich. Bisher konnte er ihr alles verzeihen, vielleicht mochte er sie sogar noch etwas mehr.

Charlotte saß etwas zusammengesunken am Tisch, die beiden neuen Getränke standen schon vor ihr. »Habe ich dir gefehlt?«, fragte er. »Ja«, sagte sie leise und legte ihm ihre Hand auf die seine. »Sehr.«

Sie machten simultan ihre Flaschen auf und freuten sich über den Sound des Bügelverschlusses. Charlotte nahm einen Schluck Wasser.

»Ich habe da an einem Abend manchmal über zweitausend Euro verdient«, sagte sie leise. Es klang wie eine Klage. »Die glauben natürlich alle, sie kriegen dich doch noch rum, stecken dir Scheine an den Tanga oder ins Dekolleté, zahlen den privaten Service, bestellen jede Viertelstunde ein teures Getränk.«

»Privaten Service?«

»Habe ich dir doch gerade erzählt. Lap Dance.«

»Ach so.«

»Ja. Ach so. Anschließend sind alle enttäuscht. Du solltest die mal hören, wenn die wieder draußen sind. Jeder schimpft. Eine Woche später sind sie wieder da, Banker, Broker, Anwälte, was weiß ich. Selten mal jemand, der Geburtstag hat oder so. Um die tut es einem dann ein wenig leid, aber die anderen haben es verdient.«

»Und keiner will deine Nummer haben oder dich abschleppen?« Benjamin trank den dritten Aquavit, den von Charlotte, obwohl der zweite noch halb voll vor ihm stand.

»Jeder.«

»Und? Hattest du nicht mal Lust, mitzugehen?«

»Na ja, es gibt natürlich auch nette Leute, mit denen könnte man sich schon was vorstellen. Aber da läuft nichts, das geht gegen das Image und das Prestige des Ladens, das ist eine Art Ehrenkodex. Macht man nicht. Und habe ich auch nicht. Du.« Sie sah ihn mit einem weichen Blick an. Kannst Du mir glauben.

Benjamin glaubte ihr.

Er nahm einen Schluck Bier. »Wie lange hast du das dann gemacht? Du wolltest doch nur mit Jana in den Urlaub.«

»Eine Woche. Ich hatte fast siebentausend Euro. Davon habe ich Jana die Hälfte abgegeben. Aus Dankbarkeit. Ich fand mich zwar gemein, und das ist auch gemein, wie die dummen und geilen Banker da ausgenommen werden, aber zum Schluss hat es mir sogar Spaß gemacht. Die haben’s ja irgendwie auch verdient. Und der Urlaub war richtig spitze. Da würde ich gern noch mal hinfahren. Mit dir. Wenn du magst.« Benjamin sagte nichts. Am liebsten wäre er jetzt gleich mit ihr gegangen. Aber da war noch was. Sie kuckte ihn so komisch an.

Sie schaute nach unten auf den Boden. »Also, na ja.«

»Was?«, sagte er langsam. »Also doch?«

Sie druckste herum. »Na ja. Da war so ein Japaner. Du weißt schon, Düsseldorf. Voll von Japanern.« Benjamin nickte.

»Der hat mich eingeladen. Nach Tokio. Er hätte da auch ein Lokal. Da sollte ich hinkommen, für ein paar Wochen. Er würde alles bezahlen, Flüge, Hotel, alles erste Klasse. In Japan könnte ich das Zehnfache von dem verdienen wie in Düsseldorf. Keine Verpflichtungen, wenn ich etwas nicht wollte, genau wie da. Mit Verdienstgarantie. Und die ganze Zeit glotzte er mir auf die Brust, nie ins Gesicht.«

»Hm.«

»Ich dachte erst, das wäre einer der üblichen Typen, die dir nur an die Wäsche wollen, solche Sachen erzählen dir viele, aber erst sollst du mal mit, du weißt schon.« Benjamin wusste zwar nicht, nickte aber trotzdem. »Aber dann hat er mir Fotos gezeigt, von seinem Laden. Da waren fast nur Frauen aus dem Westen. Amerikanerinnen, Deutsche, Italienerinnen, Norwegerinnen. Richtig klasse Weiber, wenn du verstehst, was ich meine.« Benjamin nickte weise.

»Thais und Philippinas hat jeder, meinte er. Der beste und teuerste Laden. Und er würde nur die allerbesten Frauen einladen. Und glotzte mir die ganze Zeit weiter hier drauf.« Sie legte die Hand schützend über ihr Dekolleté. Benjamin sah nicht hin, sondern ihr in die Augen.

»In Roppongi, nicht in Shinyuku.« Benjamin nickte. Er kannte beide Orte nicht. Er spürte eine Art Schluckauf. Wollte er nicht etwas zu essen bestellen? Er bekämpfte den aufkeimenden Schluckauf mit dem Rest Linie und spülte mit dem Bier nach.

»Und bist du?«, fragte er schließlich, als es ihm wieder besser ging.

»Dreimal. Immer in den Trimesterferien, als ich in Cambridge war. Mein Vater dachte ja, ich wäre in England.« Sie machte ein Gesicht, also ob sie ein schlechtes Gewissen hätte.

Benjamin lachte sie an.

Mein Gott, wir gehen besser, dachte Charlotte, der ist sonst zu betrunken. Wenn die Bedienung kam, würde sie diesmal zahlen, und dann konnten sie los. Aber bevor sie mit ihm im Bett landete, eher später als früher, wollte sie, dass er ihre Geschichte kannte.

In Japan hatte Charlotte gelernt, mit Alkohol umzugehen. Sake zum Essen, Whisky in den Bars, vor allem beim Karaoke. Mengen an Whisky, meist auf Ex. Raue Mengen, Bier nur nebenbei, um nüchtern zu bleiben. Zweimal war sie so betrunken gewesen, dass sie nach dem Singen mit einem Japaner ins Hotel gegangen war; aber beide Male waren sie beide viel zu betrunken gewesen, und außer kurzem Gefummel war nichts passiert. Jedenfalls nicht im Dienst, dachte sie. Filmrisse hatte sie nie gehabt.

Sie beugte sich zu Benjamin hinüber und rubbelte ihm das Haar. »Kurzversion: Es ist nie was dabei passiert, mein Lieber.« Sie richtete sich auf und reckte sich. Gott, das war sie los.

»Ich gehe mal nach oben und zahle. Dann gehen wir.« Sie beugte sich über ihn, er war auch noch im Sitzen groß, griff ihm ins Haar und küsste ihn, bis ihr der Atem wegblieb. »Komm«, forderte sie ihn auf. Es klang so, als ob sie gesagt hätte, ins Bett gehe ich nur mit denen, die ich wirklich lieb habe. Einer von den Sätzen, die am besten ungesagt blieben. Ein Satz, der nur galt, wenn man ihn nicht aussprechen musste.

»Wir gehen zu mir.«

Den Weg die Treppe hoch blieben sie zweimal stehen und küssten sich weiter. Nicht hier. Lass uns gehen. Warte. Gleich. Hmm! Komm, lass uns gehen, zu mir. Schließlich hatten sie es nach oben geschafft. Charlotte zahlte. All das Geld aus Japan, dachte sie kurz. Den größten Teil hatte sie mit Mias Hilfe angelegt, damit würden sie etwas anfangen können, Benjamin und sie. Aber daran wollte sie jetzt nicht denken. Sie legte ihm den Kopf an die Brust. Dann fanden sie schließlich den Weg hinaus auf die schon dunkle und abendkühle Jüdenstraße.

Zen und die Kunst des Bügelns

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