Читать книгу Zen und die Kunst des Bügelns - Klaus Bodenstein - Страница 13

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Zu mir

Kaum dass sie es nach draußen geschafft hatten, fielen sie sich lachend um den Hals. Direkt vor der Kneipe kippten sie beim atemlosen Knutschen fast um, die kühle Luft, das Rauschen des Blutes, der Schock, sich plötzlich im Stehen so eng aneinandergeschmiegt zu finden.

Sie brauchten eine halbe Stunde für das kurze Stück bis zu Charlottes Loft.

Es war ein Wunder, dass sie es nicht gleich auf der Straße gemacht hatten. Sie presste sich so sehr an ihn wie er an sie, sie konnte ihn deutlich an ihrer heißen Mitte spüren, auf ihrem weichen Bauch. Sie, der Kontrollfreak Charlotte, heiß wie eine Katze, stand schnurrend, gurrend und knutschend mit einem Kerl auf der Straße, den sie gerade mal zwei Tage kannte.

Ich muss jetzt gehen, stöhnte er vor ihrer Haustür, um sie nur noch heftiger in die Arme zu nehmen und abzuknutschen.

Er wurde immer unkonzentrierter.

Charlotte merkte, wie er schwankte und sich mit einer Hand an der Hauswand abstützen musste. Der Schnaps begann Wirkung zu zeigen.

Sie spürte, wie er plötzlich zu würgen anfing, den Mund fest auf ihren gepresst. Sie konnte sich gerade noch von ihm lösen. Vornübergebeugt wie er war, kotzte er sich auf Hemd und Hose, Chili, Tofu, Sprossen, schaumiges Bier, Schnaps und Gott weiß was noch. Er sackte in sich zusammen, hatte sich beim Würgen überanstrengt. Das Erbrochene roch sauer und ein wenig nach Anis. Widerlich.

Charlotte trat zwei Schritte zurück.

Benjamin war kaum noch ansprechbar, aber gehorsam.

Charlotte zog ihn mit nach oben, so konnte sie ihn nicht nach Haus gehen lassen, vollgekotzt und orientierungslos.

Wie ein Hündchen folgte er ihr Hand in Hand stolpernd über die Schwelle. Das dauerte weitere zehn Minuten, weil er ständig stolperte und um Entschuldigung nuschelte. Er stank das ganze Treppenhaus voll.

Schließlich oben angekommen, drapierte Charlotte ihn auf den Boden ihres Lofts, zog ihn mit viel Mühe aus und bugsierte ihn unter die Dusche. Er sackte ständig in sich zusammen, wollte sich nicht bewegen, und hockte schließlich in der Duschwanne, Kopf nach unten, leise stöhnend. Das warme Wasser half nicht, er wurde immer betrunkener statt nüchterner. Er erbrach sich erneut, im Sitzen, auf sein bestes Stück.

Sie spülte ihn ab und zog ihn raus, er war schwer. Ben lag lang ausgestreckt im Bad auf dem Teppich, und Charlotte trocknete ihn noch im Liegen ab.

Als sie das beschmutzte Teil vorsichtig säuberte, blieb das nicht ohne Reaktion bei ihm. Ein Jahr ohne Frau und die Aufregung vom Heimweg ließen ihn anspringen wie einen hochtourigen Rasenmäher.

Sauber war er dort immer noch nicht, und Charlotte, die ihn beim Säubern genau betrachtet und bewegt hatte, spürte die aufkommende Entladung. Mist, dachte sie, nicht auch das noch. Sie griff zu ihrem Zahnputzbecher und hielt ihn davor.

Benjamin öffnete kurz die glasigen Augen, grunzte und schloss sie wieder.

Ganz nüchtern war sie selbst nicht mehr. Als die Entladung eine Weile vorüber war, drückte sie ihn aus wie eine Zahnpastatube. Benjamin röchelte dazu.

Schließlich war er sauber und trocken, aber sie selbst war klitschnass und ein wenig nüchterner. Schwer war er. Charlotte keuchte, halb von der Anstrengung, halb noch vor Erregung, aber die Mühe hatte den Rausch zurückgedrängt. Zen schnarchte bereits, er war komplett weggetreten.

Sie stand auf. Wohin mit dem Zeug, das sie gerade aufgefangen hatte? Ins Klo? Das war ihr zu profan. Ihre Instinkte als Biologin brachen durch; sie brachte den Becher in die Küche und stellte ihn hinten in den Kühlschrank. Vielleicht sollte sie sich gelegentlich ansehen, was den Kerl im Innersten zusammenhielt.

Ihre eigene Erregung war inzwischen abgeklungen. Ihr Zeug musste trotzdem in die Wäsche, sie konnte sich selbst und auch einige Spritzer von seinem Erbrochenen an sich riechen.

Sie zog sich langsam aus, fast streichelnd pellte sie sich ihre Hose herunter. Die Dusche ernüchterte sie weiter. Charlotte trocknete sich mit seinem Handtuch ab und cremte sich ein.

Sie trat aus der Dusche und über ihn hinweg, hatte ihn einen Moment zwischen ihren Beinen liegen.

Nein. Das wäre Missbrauch, dachte sie nach kurzem Zögern, auch wenn er so einladend dalag. Sie seufzte und zog sich ein seidenes Nachthemd an, für alle Fälle.

Er lag immer noch da. Sportlich und kräftig sah er aus, ein schöner Mann, auch wenn er schnarchte und ihm ein Speichelfaden aus dem Mund rann.

Er roch immer noch. Charlotte erbarmte sich, nahm ein Fläschchen mit einer Sandelholzcreme aus dem Schränkchen neben ihr und massierte ihm das ein. Sein Körper fühlte sich gut an. Eine Stelle ließ sie wohlweislich aus.

Sie zögerte erneut, dann zog sie sich noch einen Slip mit einer Einlage an.

So nackt liegenlassen konnte sie ihn da nicht. Charlotte zog ihm mit einiger Mühe einen von ihren eigenen Slips über, den größten, den sie hatte, schleifte ihn an den Füßen zu ihrem Bett, das flach genug war, um ihn hinein zu bekommen, und deckte ihn zu. Er grunzte dabei, wachte aber nicht auf.

Waren sie jetzt Freunde? Charlotte lachte auf, als sie sich diese Frage stellte. Sie war betrunkener, als sie gedacht hatte. Sie schlüpfte ins Bett und kuschelte sich an ihn.

Sie hatten alle Zeit der Welt, sie würden schon zueinanderfinden. Mit dem Gedanken schlief sie tief und traumlos ein.

Zen und die Kunst des Bügelns

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