Читать книгу Zen und die Kunst des Bügelns - Klaus Bodenstein - Страница 8

Оглавление

Make Love, not War

Charlotte sah ihn nachdenklich an, nachdem er seine Rede beendet hatte. »Du Armer«, sagte sie schließlich. »Da ist dir ja ganz schön was entgangen in der Zwischenzeit. Kein Wunder, dass du immer so schaust.«

Benjamin legte den Kopf schief und die Stirn in Falten.

»Na ja. Erst dachte ich, bloß nicht schon wieder so ein idiotischer Tittenfetischist«, grinste sie breit. »Deine Augen waren ja noch größer als mein Busen. Dann fiel mir auf, wie schüchtern du bist. So ein großer Kerl, und kuckt jedes Mal so verschämt weg, wenn er erwischt wird. Ein großer Junge, der gern möchte, aber sich nicht traut.«

Benjamin senkte schuldbewusst den Blick. Mist, schon wieder. Er blickte auf.

»Wie jetzt«, sagte Charlotte und lachte lauf auf, eine perlende Lautreihe, eine gluckernde Kaskade ansteigender Töne. »Aber lass ruhig«, beruhigte sie ihn und tätschelte ihm dabei das Knie, während sie ihre Füße wieder auf die Erde stellte.

»Jetzt verstehe ich das. Ich finde dich ganz nett, also mach dir nicht so viele Gedanken. Das passiert mir auch nicht zum ersten Mal, das kannst du mir glauben. So ziemlich jeder Mann glotzt mich an wie das achte Weltwunder. Und mindestens jede zweite Frau.«

Sie zog ihre Füße wieder auf ihren Sessel und legte die Hände in den Schoß. »Lassen wir das Thema. Klar, ich könnte mich jedes Mal beschweren und die Ungerechtigkeit der Welt beklagen, andererseits …«

Sie wirkte beunruhigt, fand Benjamin. Irritiert. Er wollte aber nicht nachbohren, froh, dass er über dieses Thema nicht reden musste. Worüber hatten sie gerade gesprochen? Die Triebhaftigkeit des Menschen, und wie die Menschheit die Welt zerstörte.

»Wie siehst Du das denn alles?«, fragte er.

Sie goss sich einen weiteren Tee ein, ließ ein paar Kandiskristalle hineinfallen, rührte um und trank. Dann setzte sie die Tasse wieder ab und sah ihn ein paar Sekunden lang nur an.

»Als Du Paviane und Schimpansen erwähnt hast, dachte ich schon, du arbeitest auf dem gleichen Feld wie ich«, sagte sie fröhlich. »Ich habe viel mit Primaten zu tun, und mir sind da erhebliche Unterschiede aufgefallen.«

Benjamin fragte sich, welche. Er schlug die Beine übereinander.

»Ich denke da an das Thema Aggression«, erklärte sie. »Schau dir die Schimpansen an. Sie führen regelrechte Kriege gegen andere Gruppen, sie können sehr grausam sein, sie sind Machos, die Frauen und schwächere Männchen unterdrücken, sie können morden und zerstören. Genau wie wir. Wir müssen ähnliche Gene haben.«

»Die sind uns in der Tat genetisch am nächsten«, wusste Benjamin. »Unsere Brüder, sozusagen.«

»Genau. Dann sieh dir ihre kleineren Verwandten an, die Bonobos. Sehen aus wie kleine Schimpansen, sind aber das genaue Gegenteil. Sie kämpfen nicht, sie regeln alle Probleme durch Sex, ausschließlich durch Sex, jung und alt, Männchen mit Weibchen, Männchen mit Männchen, Weibchen mit Weibchen, genital, oral, manuell, zu zweit, zu dritt, in Gruppen. Alle Konflikte werden weggevögelt. Keine Hierarchien, kein Krieg. Fröhliche Hippies. Von denen haben manche von uns auch was. Und ich würde mir wünschen, wir wären alle wie die.«

»Oder wie die Gorillas«, fiel Benjamin ein. »Behutsame Riesen. Kraft wie Ochsen, aber zärtlich wie Schmusekatzen. Vegetarier. Die sind genauso friedlich und bilden große, harmonische Familienverbände.«

»Stimmt«, gab Charlotte zu. »Aber es gibt immer nur einen Silberrücken, der herrscht und alle Weibchen begattet.« Sie lächelte. Bist du ein Silberrücken oder ein Bonobo, las Ben aus ihrer Frage.

»Das stimmt schon. Aber sie bringen die jüngeren Männchen nicht um, weisen sie nur ihre Schranken. Genetisch macht das Sinn«, sagte Benjamin.

»Trotzdem sind mir die Bonobos lieber,« erwiderte Charlotte. »Wenn wir deren Gene gegen unser Schimpansen-Erbe tauschen könnten, hätten wir eine bessere und viel fröhlichere und buntere Welt.«

»Tja«, murmelte Benjamin. »Wenn wir das könnten. Als Biologen wären wir genau die Richtigen dazu. Die Werkzeuge dazu haben wir.«

Zen und die Kunst des Bügelns

Подняться наверх