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Erkenntnisse des standardisierten Zugvogelfangs
ОглавлениеDurch den standardisierten Zugvogelfang mit konstantem Aufwand in Rastgebieten können die Vogelbestände und eventuelle Bestandsänderungen über einen größeren Einzugsbereich erfasst werden. Auf der Insel Helgoland betreibt das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ bereits seit 1911 den sogenannten „Fanggarten“. Darin werden mithilfe von „Helgolandreusen“ Zugvögel während ihrer Rast gefangen. Seit 1960 erfolgt dies ganzjährig in täglich immer gleicher Weise mit drei Reusen. Die Ringfunde von den auf Helgoland beim Durchzug beringten Vögeln belegen, dass die dort rastenden Arten überwiegend aus Brutgebieten in Norwegen, Schweden und Finnland stammen. Seit 1960 haben sich die jährlichen Fangzahlen auf Helgoland vor allem bei den Arten, die innerhalb Europas überwintern, also den Kurz- und Mittelstreckenziehern, kaum verändert. Die Fangzahlen der südlich der Sahara überwinternden Arten, also der Langstreckenzieher, nahmen dagegen signifikant ab.
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommt das langjährige Fangprogramm der Vogelwarte Radolfzell auf der Bodenseehalbinsel Mettnau. Hier wurden zwischen 1972 und 2008 alljährlich zwischen Ende Juni und Anfang November mit einer standardisierten Netzfanganlage, die verschiedene Lebensräume durchzieht, rastende Kleinvögel gefangen. Diese Zugvögel kommen überwiegend aus dem zentralen und östlichen Mitteleuropa. Auch hier haben sich die Fangzahlen der Kurz- und Mittelstreckenzieher nur geringfügig und nicht signifikant verändert. Die Langstreckenzieher nahmen dagegen zwischen 1972 und 2008 um jährlich 1,2 % ab. Über die Jahre verringerte sich so auf beiden Fangstationen der Anteil der Langstreckenzieher signifikant. Da an beiden Stationen Zugvögel aus unterschiedlichen Einzugsgebieten gefangen werden, weisen diese Ergebnisse auf europaweite Veränderungen bei den in Afrika südlich der Sahara überwinternden Langstreckenziehern hin (s. S. 149).
24 Der Schwarzstorchspezialist Carsten Rohde braucht sportliche Fähigkeiten, um junge, noch nicht flugfähige Schwarzstörche in luftiger Baumhöhe in ihrem Kunsthorst zu beringen.
25 Weil sie „Mitarbeiter“ in einem speziellen Schwarzstorch-Untersuchungsprogramm sind, wurden die jungen Schwarzstörche von Carsten Rohde sowohl mit den Ringen der Beringungszentrale als auch mit kodierten, durch Beobachtung ablesbaren Ringen am linken Bein ausgestattet.
Beispiele für unterschiedliche Wanderrouten von Langstreckenziehern auf dem Wegzug aus den Brutgebieten in ihre Ruheziele. 1: Wanderregenpfeifer (Pluvialis dominica) und andere Limikolen von Alaska zu Inselgruppen im Pazifik, 2: Präriebussard (Buteo swainsoni), 3: Transgolfzug vieler nordamerikanischer Arten, 4: Kappenwaldsänger (Dendroica striata, Transatlantikzug), 5 und 12: Knutt (Calidris canutus rufa bzw. C. c. rogersi), 6: Küstenseeschwalbe (Sterna pardisaea), 7: Kampfläufer (Philomachus pugnax), 8: Transsaharazug vieler eurasischer Arten, 9: Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe, Alaska-Population), 10: Rauchschwalbe (Hirundo rustica, drei verschiedene Populationen in unterschiedliche Winterquartiere), 11: Amurfalke (Falco amurensis, davon nur die Ozeanüberquerung dargestellt), 12: s. 5, 13: zirkulärer Weg- und Heimzug des Kurzschwanz-Sturmtauchers (Puffinus tenuirostris).