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Die von Insekten leben

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Die Insektenfresser gehören streng genommen zu den fleischverzehrenden (carnivoren) Arten. Es ist jedoch sinnvoll, sie aus ökologischer Sicht getrennt von den anderen Carnivoren zu betrachten. Richtigerweise sollten sie als Gliedertier-(Arthropoden-)fresser bezeichnet werden. Denn ihr Speisezettel ist nicht auf Insektennahrung beschränkt. Spinnen gehören ebenfalls zu ihrer Beute.

In Mittel- und Nordeuropa sind die Insektenfresser unter den Vogelarten – und davon gibt es viele – mit dem Problem konfrontiert, dass ihre Nahrung nur im Spätfrühling und Sommer verfügbar ist. Viele Insektenarten sterben im Herbst oder überwintern an für die meisten Vogelarten unzugänglichen Stellen als Vollinsekten (Imagos) oder im Puppenstadium. Nur für Spezialisten wie Spechte, Meisen oder Baumläufer sind sie dann noch erreichbar. Der Anteil an Langstreckenziehern unter den von Insekten lebenden Vogelarten ist entsprechend hoch. Wachtelkönig, Wiedehopf, Bienenfresser, Blauracke, Kuckucke, Nachtschwalben, Segler, Wendehals, Schwalben, Pieper, Stelzen, Fliegenschnäpper, Grasmücken, Laubsänger, Kleindrosseln, Steinschmätzer, Schwirle, Rohrsänger, Spötter, Würger, Pirol und Ortolan verlassen allesamt Europa, um sich als Transsahara-Zieher im Winter im tropischen Afrika zu ernähren. Einige Insektenfresser wandern allerdings nur bis in die Mittelmeerregion, wie beispielsweise Zilpzalp, Mönchsgrasmücke, Heckenbraunelle, Bachstelze, Schwarzkehlchen und Sommergoldhähnchen. Wobei Teilzieher wie die Mönchsgrasmücke uns gerade vorführen, wie rasch man sich als Vogel auf neue Situationen durch Änderung des Zugverhaltens einstellen kann (s. S. 150).

Die winzigen Arten Zaunkönig und Wintergoldhähnchen sowie die als Taucherin an schnell fließende Gewässer angepasste Wasseramsel sind die einzigen echten Insektenfresser, die in Mitteleuropa überwintern.

So gilt für diese Nahrungsgruppe wie für alle anderen Ernährungstypen auch, dass Vogelarten dann Zugvögel werden, wenn sie an ihren Brutplätzen nicht ganzjährig und in ausreichenden Mengen ihre Nahrungsressourcen vorfinden. Diese Verhältnisse treffen mehr oder weniger unverändert bei uns seit der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren zu. Die meisten der heutigen Vogelarten existieren aber schon sehr viel länger. Sie haben demnach viele solcher zyklisch auftretenden, dramatischen Klimaveränderungen überlebt. Und die reichten von langen Vereisungen weiter Teile Nord- und Mitteleuropas bis zur Ausdehnung, zwischenzeitlichen Wiederbegrünung und erneuten Vergrößerung der Sahara. Die Transsahara-Zieher mussten sich immer wieder neu auf die Veränderungen der für sie nutzbaren Areale einstellen.


50 Der nach seinem Gesang „Zilp-zalp-zilp-zalp-zalp“ benannte Zilpzalp (Pylloscopus collybita) ist ein Kurz- und Mittelstreckenzieher mit regelmäßigen Überwinterungen am Bodensee. Sein Heimzug beginnt im Süden bereits Ende Februar, der Hauptdurchzug findet bei uns Ende März bis Ende April statt.


51 Wiedehopfe (Upupa epops) stochern mit ihrem langen, gebogenen Schnabel oft im Boden und in Kuhfladen nach großen Insekten und deren Larven. Ab August beginnt der Wegzug dieser Langstreckenzieher aus Europa in die offenen afrikanischen Savannen. Manche europäischen Brutvögel überwintern auch in Südspanien.


52 Bienenfresser (Merops apiaster) brüten bei uns in klimagünstigen, offenen bis halboffenen Landschaften. Sie graben ihre Niströhren in Bodenabbruchkanten meist von Sand-, Kies- oder Tongruben. Von einem Ansitz aus spähen sie nach großen Hautflüglern, ihrer Hauptbeute, um diese im Flug zu erjagen und um anschließend – falls giftig – der Beute durch Schlagen und Reiben auf einem Untergrund das Gift aus dem Leib zu pressen.


53 Bienenfresser. Die Wintergebiete der Langstreckenzieher sind die Savannen Westafrikas und das Gebiet von Kenia bis Südafrika.


54 Wasseramseln (Cinclus cinclus) sind überwiegend Standvögel. Die nach Insekten tauchenden Singvögel werden bei Vereisung der Gewässer (vor allem in höheren Lagen) zu Kurzstreckenziehern. Als Wintergäste aus dem Norden kommen Wasseramseln bis Ende März, teils bis Anfang Mai zu uns.

Viele der heutigen europäischen Brutvogelarten, die als Langstreckenzieher unterwegs sind, haben nahe Verwandte in Afrika, teilweise auch in Südostasien, die nicht zu Langstreckenziehern wurden. Soweit ihre Stammbäume entschlüsselt werden konnten, lässt sich feststellen, dass die europäischen Vertreter dieser Gruppen von afrikanischen Vorfahren abstammen. „Out of Africa“ galt demnach nicht nur für das menschliche Geschlecht, sondern auch für viele unserer heutigen Brutvogelarten.

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