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Liam

Mein Magen überschlägt sich und flattert aufgeregt, als ich die vertrauten Türen des Heathens Ink öffne. In den vergangenen fünf Jahren habe ich viel Zeit hier verbracht und war zufrieden damit, stundenlang nur rumzuhängen, Fotos zu machen und mit Dani und Gage am Computer zu spielen. Abgesehen von Royals Haus ist dieser Ort hier das, was einem Zuhause am nächsten kommt.

»Hey, Kumpel«, begrüßt mich Nox vom Tresen aus. »Willst du für mich unsere Social-Media-Seiten auf den neuesten Stand bringen?«, fragt er und zieht einen Schmollmund.

»Würde ich machen, aber ich hab einen Termin mit Owen für ein neues Tattoo.«

»Oh-oh, Royal wird rummotzen, dass du dich nicht von ihm tätowieren lässt.«

»Ja, ja.« Ich winke ab.

Wenn ich es rein und wieder raus schaffe, ohne Royal über den Weg zu laufen, wird er wahrscheinlich nie von diesem Tattoo erfahren. Nach meinem ersten Tattoo, einer Eule, die Owen gestochen hat, hat Royal mir den kompletten Arm tätowiert, von Nash habe ich ein Knuckles-Tattoo auf der Schulter bekommen (passend zu Sonic, Tails und Doktor Robotnik, die er, Royal und Zade auf der Haut tragen) und Nox durfte mir einen Zentauren auf den Rücken verpassen. Ganz zu schweigen von Danis Augenbrauenpiercing. Sie alle durften sich auf mir austoben, also habe ich mir wohl eine zweite Session mit Owen verdient.

Obwohl die Nervosität, die mich überrollt, mich infrage stellen lässt, ob es eine kluge Entscheidung war, Owen als denjenigen auszuwählen, vor dem ich die Hosen runterlasse. Natürlich nicht vollständig, aber ich muss sie ziemlich weit runterziehen, damit er mich wie gewollt tief auf der Hüfte tätowieren kann.

»Liam, komm nach hinten«, ruft Owen den Flur hinunter und ich schenke Nox ein kurzes Lächeln, bevor ich zu Owens Arbeitsbereich husche.

»Hey«, begrüße ich ihn, als ich durch die Tür gehe. Grinsend bleibe ich stehen, als ich etwa ein Dutzend meiner Fotografien in seinem Bereich hängen sehe.

»Hey. Du siehst nach gestern Abend gar nicht so schlecht aus. 21 zu sein, hat seine Vorteile, hm?«

»Ich denke schon«, erwidere ich und lache so unbehaglich auf, dass ich innerlich zusammenzucke. Wo ist der coole, lustige Typ, der gerade mit Wyatt zu Mittag gegessen hat? Warum benehme ich mich immer so blöd, sobald Owen in der Nähe ist?

»Das ist ein ziemlich einfaches Design heute, also denke ich, es sollte recht schnell gehen.« Owen zeigt mir die fertige Skizze. Er hat der Flagge eine Falte und Schatten hinzugefügt, sodass sie aussieht, als würde sie im Wind flattern.

»Sieht gut aus.«

»Cool. Sie soll auf deine Hüfte?«

Ich nicke und beiße mir auf die Unterlippe, während Owen Küchentücher abreißt und sie fein säuberlich neben den Rest seiner Utensilien legt.

»Ich schätze, ich sollte, ähm…«

»Ja, schieb die Hose einfach so weit wie nötig runter und setz dich dann auf den Stuhl«, sagt Owen leichthin, als er die pastellpinke und blaue Farbe in kleine Plastikbecher drückt.

Meine Hose ein Stück runterschieben, kinderleicht. Mit zitternden Fingern knöpfe ich meine Jeans auf, schiebe die Finger unter meine schwarze Unterhose, und schiebe beides nur auf einer Seite hinunter. Mein Packer bewegt sich ein wenig, bleibt aber wie er sollte an Ort und Stelle. Dann setze ich mich auf den Stuhl, stolz darauf, den ersten Teil überstanden zu haben. Jetzt muss ich es nur noch durchstehen, Owens Hände auf mir zu spüren, während er arbeitet. Vielleicht ist jetzt der perfekte Zeitpunkt, um meinen Plan durchzuziehen. Operation: Owen verführen, wie Kyle es nennt. Ich glaube, dass das viel zu offiziell klingt, da mein Plan im Grunde daraus besteht, Owen dazu zu bringen, in mir mehr als nur Royals kleinen Bruder zu sehen. Na ja… Ich hab ein bisschen mehr Plan als das, aber ich bin ziemlich sicher, dass ich einen Rückzieher mache.

»Bereit?«, fragt Owen, als er seine blauen Handschuhe anzieht und mit dem Stuhl nach vorn rollt.

»Bereit«, stimme ich zu und atme tief ein. »Wird es an dieser Stelle wehtun?«

Owen mustert meine Hüfte. »Wenn du ein bisschen Speck auf den Hüften hättest, wäre es in Ordnung, aber du bist nur Haut und Knochen, Kleiner, also könnte es etwas unangenehm werden.«

Erneut atme ich tief ein, halte die Luft an und atme dann langsam wieder aus.

»Alles klar. Ich bin bereit.«

Owen legt eine Hand auf meine Hüfte und ich zucke zusammen.

»Ganz ruhig. Du hast Glück, dass ich nicht mit der Nadel angefangen habe.«

»Entschuldige.«

»Alles in Ordnung? Ich dachte, du wärst mittlerweile ein alter Hase, nachdem sich jeder hier auf dir verewigen durfte.«

»Ja.« Ich lache leise. »Bin heute wohl nur überdreht. Ich hab einen ganzen Eimer Kaffee getrunken, als ich aufgestanden bin.«

»Darauf wette ich.« Owen schüttelt lächelnd den Kopf. Schnell rasiert er die Stelle und verteilt anschließend das nach Minze riechende Antiseptikum auf meiner Haut. »Okay, dieses Mal kommt die Nadel, also nicht zucken.«

Ich lehne den Kopf zurück und schließe die Augen. Vielleicht wird es einfacher, wenn ich nicht sehe, wie Owen mich berührt. Ich kann mich noch immer erinnern, wie er ausgesehen hat, als er mir die Eule tätowierte: Haarsträhnen hingen ihm im Gesicht, die Augenbrauen hatte er konzentriert zusammengezogen und seine Zunge blitzte zwischen seinen Zähnen hervor.

Das Summen der Nadel an meiner Haut hat einen beruhigenden Effekt. Ich bin eingeschlafen, als Nox meinen Rücken tätowiert hat; ich glaube, dass ich jetzt auch einschlafen könnte, wenn Owen nicht wäre. Jedes Mal, wenn er ausatmet, kitzelt es auf meiner Haut und es zieht in meinem Schritt. Ich weiß, dass es nur ein Wunschtraum ist, Owens Aufmerksamkeit in dieser Hinsicht zu erregen. In den fünf Jahren, die ich ihn kenne, ist er mit zahllosen Männern und Frauen ausgegangen und niemand davon konnte sein Interesse lange fesseln, warum sollte ich also anders sein? Aber das hält mich nicht vom Träumen ab.

»Okay?«, fragt Owen nach.

»Mir geht's prima«, antworte ich verträumt.

»Ich nehme an, dass es nicht wehtut?«

»Vielleicht ein bisschen.« Ich zucke mit den Schultern und öffne die Augen und mein Herz zieht sich zusammen, als ich Owen genauso sehe, wie ich ihn mir vorgestellt habe: konzentriert, das Gesicht verzogen. Er wischt etwas Tinte und ein paar Blutstropfen weg und ich zucke leicht zusammen. »Das Wischen ist immer schlimmer als die Nadel«, sage ich und er lacht zustimmend.

Erneut schließe ich die Augen und lasse mich von dem Summen und Brennen beruhigen.

»Diesen seligen Ausdruck kenne ich. Du wirst noch von Kopf bis Fuß tätowiert sein, bevor du genug hast.«

»Gut möglich«, stimme ich zu. »Zumindest passe ich dann hier rein.«

Owen zuckt mit den Schultern und sieht zu mir auf. Seine dunkelblauen Augen sind ein Ozean, in dem ich ertrinken könnte.

»Dazu zu passen wird überbewertet. Tu immer, was dich glücklich macht.«

»Mach ich«, stimme ich mit einem feierlichen Nicken zu, das sich nach ein paar Sekunden in ein Grinsen verwandelt. Angenehmes Schweigen senkt sich über uns und wie Owen vorausgesagt hat, ist das Ganze in weniger als einer Stunde erledigt.

»Brauchst du eine Creme, oder hast du noch welche von deinem letzten Tattoo?«, fragt Owen, nachdem er mich gesäubert und das Pflaster aufgeklebt hat.

»Ich glaub, ich brauch welche. Ich weiß nicht mehr, wohin ich die Tube gelegt habe. Sie könnte auch beim Umzug verloren gegangen sein.«

»Dann besorgen wir dir mal welche.«

Owen dreht mir den Rücken zu, während ich vom Stuhl hüpfe und meine Hose wieder anziehe. Keine leichte Aufgabe, denn ich versuche, das locker angebrachte Pflaster nicht abzulösen. Dann geht er mit mir nach vorn.

Er bückt sich, wühlt unter dem Tresen herum, und mein Blick gleitet schamlos über seinen Hintern. Ich frage mich, wie er nackt aussieht… Gott, ich wette, dass er unglaublich ist. Er hat bunte Tinte auf beiden Armen und ich habe auch einen Blick auf seine Brust erhascht. Wie viel seines Körpers ist mit Kunst bedeckt? Eine meiner Lieblingsfantasien ist, Owen langsam auszuziehen und jedes seiner Tattoos mit der Zunge nachzufahren. Ich werde hart und es hilft auch nicht, dass meine empfindlichen Stellen gegen den Packer reiben.

»Na also.« Owen findet die Creme, hält sie triumphierend hoch und ich bin zur Abwechslung froh, dass meine Erektionen von niemandem gesehen werden können.

»Danke.« Ich stopfe mir die Tube in die Hosentasche. »Also, hey, ich hab mich gefragt…«

»Bekomme ich dein neues Tattoo zu sehen?«, unterbricht mich Dani, als sie aus ihrem Arbeitsbereich im vorderen Teil des Studios kommt.

»Oh, also… ja. Aber lass uns in dein Zimmer gehen; ich will hier vorn nicht die Hosen runterlassen.«

»Du wärst nicht der Erste«, scherzt Dani.

»Wenn du sonst nichts brauchst, sehen wir uns später?«, will Owen wissen. Er sieht mich fragend an, während er darauf wartet, dass ich den Satz beende, den Dani unterbrochen hat.

»Das war's.« Ich bin so ein Feigling. »Danke noch mal. Wir sehen uns.«

»Cool, bis dann.«

Ich folge Dani in ihren Bereich und zeige ihr mein neues Tattoo, ehe ich bei ihr bezahle und gehe.

Royal, Nash und Zade wollten mich heute Abend zu einem Geburtstagsessen einladen, also habe ich noch ein paar Stunden, um an ein paar Bildern zu arbeiten, bevor ich mich fertig machen muss. Wenn ich Glück habe, bleibt sogar noch Zeit für ein kurzes Nickerchen.

Heathens Ink: Meine Herzensbrecher

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