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Kapitel 6

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Owen

»Hier sind die Pflegehinweise für Zuhause und falls du irgendwelche Fragen hast, kannst du gern anrufen oder noch mal herkommen.«

Als mein Kunde mit einem Danke verschwindet, schlüpft Liam durch die sich schließende Tür.

»Hey, Kleiner«, begrüße ich ihn und Liam setzt eine finstere Miene auf. »Wenn du Royal besuchen willst, würde ich warten. Er und Nash sind im Moment verhindert.«

Liam rümpft die Nase und schüttelt den Kopf.

»Sie können nicht mal auf der Arbeit die Finger voneinander lassen?«

Ich lache leise und zucke mit den Schultern.

»Irgendwie ist es süß, dass sie auch nach fünf Jahren noch verrückt nacheinander sind.«

»Es ist süß, wenn du nicht die ganzen fünf Jahre durch die Wand mit anhören musstest, wie sie es miteinander treiben.«

»Gutes Argument.«

»Aber ich bin nicht wegen Royal oder Nash hier. Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.« Liam zögert, beißt sich auf die Unterlippe und sieht sich im Raum um, damit er mich nicht ansehen muss.

»Spuck's aus, Kleiner«, ermutige ich ihn.

Innerhalb einer Sekunde verändert sich Liams Körpersprache von schüchtern zu angriffslustig, er hebt den Kopf und verengt die Augen.

»Ich bin kein Kind mehr.«

Ich schlucke und zwinge mich, meinen Blick weiterhin auf sein Gesicht zu richten, anstatt seinen sehr erwachsenen Körper zu mustern.

»Ich weiß.«

Liam wirkt einen Augenblick lang verblüfft und lächelt dann. »Ich möchte ein paar Fotos für eine Ausstellung in einer Galerie einreichen und hab sie größtenteils fertig, aber eins fehlt mir noch. Ich hab dieses perfekte Bild im Kopf und ich weiß, dass es atemberaubend sein wird, wenn ich es einfangen kann.«

»Wo komme ich ins Spiel?«

Er strafft die Schultern und hebt die Augenbraue, als würde er mich gleich herausfordern. »Ich muss dich fotografieren.«

»Ist in Ordnung«, stimme ich schulterzuckend zu. Ich verstehe nicht, warum das eine große Sache sein sollte; er hat uns über die Jahre hinweg alle fotografiert.

»Nackt«, fügt er hinzu. Ich starre ihn mit offenem Mund an und nicke nach ein paar Sekunden schwach. »In meinem Bett«, beendet er seine Ansage grinsend.

»Falls das eine Anmachstrategie ist… ist sie verdammt gut«, gestehe ich mit rauer Stimme.

»Wenn ich dich anmache, wirst du es wissen. Also, bist du immer noch dabei?«

»Hab ich doch gesagt«, stimme ich zu.

»Gut, sei am Samstag um vier bei mir. Und mach keinen Blödsinn, zum Beispiel, dich zu rasieren. Ich brauch diese ganze männliche Behaarung.«

Ich lache leise über seine unglaublich dreiste Herangehensweise. Es ist eine Seite an Liam, die ich noch nie gesehen habe. Und ich gebe nur ungern zu, dass sie mir verdammt gut gefällt.

»Du hast recht. Du bist nicht der Kleine, den ich seit fünf Jahren kenne. Ich muss vielleicht anfangen, dich Frechdachs zu nennen.«

»Hmm, Frechdachs, ich glaube, das gefällt mir.« Liam grinst und wendet sich zum Gehen.

Als er hinausschlendert, ist mein Schwanz stahlhart und meine Hoden sehnen sich nach Erlösung. Was zum Teufel ist los mit mir? Ich kann mich nicht für einen Aufriss erwärmen, bekomme aber gewaltige Ständer, wenn ich Royals kleinen Bruder sehe? Ich muss wirklich verkorkst sein, aber das ist ja nichts Neues.

Scheiße, wahrscheinlich war es eine beschissene Idee, zuzustimmen, mich nackt fotografieren zu lassen, wenn ich plötzlich nicht verhindern kann, in Liams Gegenwart hart zu werden. Tja, was geschehen ist, ist geschehen. Ich werde einfach an Baseball denken müssen und hoffen, dass ich mich nicht blamiere.

Warum fotografiert der süße kleine Liam überhaupt nackte Männer? Vielleicht hätte ich fragen sollen, worum es bei diesem Fotoprojekt überhaupt geht. Welche Galerie hängt Bilder von nackten Kerlen auf? Wenn das üblich ist, sollte ich häufiger in Kunstgalerien gehen.

Ein paar Stunden und zwei Kunden später verlasse ich mit dem Handy am Ohr das Heathens Ink.

»Hey, Kumpel, was gibt's?«, höre ich Finns Stimme nach dem zweiten Klingeln.

»Ich bin heute total durch den Wind. Ich hab nicht geschlafen und bin total hibbelig. Kommst du ins Fitnessstudio?«, frage ich und weiß bereits, dass Finn die Bitte niemals abschlagen würde. Er ist der Einzige der gesehen hat, wie dunkel die Schatten in mir werden können. Wir haben uns im Gefängnis kennengelernt und ein paar Jahre, nachdem wir beide entlassen wurden, hat er nach mir gesucht und wir haben wieder Kontakt aufgenommen. Finn ist der Einzige der weiß, was in meiner Vergangenheit passiert ist und der meine Dämonen versteht.

»Natürlich. In zwanzig Minuten?«

»Perfekt. Danke.« Ich seufze erleichtert auf, schiebe das Handy in die Hosentasche und mache mich auf den Weg zum Fitnessstudio.

Ich winke dem Typen hinter dem Empfang freundlich zu, setze ein Lächeln auf, und gehe direkt zur Umkleide, um mich umzuziehen. Ich habe immer saubere Sportklamotten im Auto, nur für den Fall. Und in letzter Zeit scheint nur für den Fall immer häufiger vorzukommen. Um diese Jahreszeit ist es immer so.

Finn taucht auf, als ich mich gerade fertig umgezogen habe.

»Hey.« Er klopft mir auf den Rücken und zieht sich das Shirt über den Kopf. »Alles in Ordnung?«

»Mir geht's gut. Ich muss nur auf etwas einschlagen«, brumme ich, balle die Fäuste und rolle die Schultern.

Finn schlüpft in eine kurze Hose und zieht sich dann die Turnschuhe an.

»Dann suchen wir dir mal was zum Draufhauen.«

»Du trainierst heute nicht mit mir?«, necke ich ihn. »Ich hab dir letztes Mal eine Auszeit gegönnt. Das ist jetzt das zweite Mal in Folge. Ich glaube langsam, dass es dir nicht mehr gefällt, mit mir zu boxen.«

»Ich bin nicht so blöd, mit dir zu boxen, wenn du so aufgewühlt bist. Ich hab in den letzten paar Jahren meine Lektion gelernt«, antwortet er.

»Dagegen kann ich nichts sagen«, stimme ich zu.

Ich tape meine Hände, während wir gehen, und als wir die Sandsäcke erreichen, sind meine Muskeln angespannt und bereit für etwas Action. Die Freisetzung dieser rohen Kraft, wenn meine Fäuste auf den Sandsack treffen, ist mit nichts zu vergleichen. Ich wechsle zwischen linken und rechten Haken und halte mich nicht zurück. Ich verliere mich in einem Nebel aus Kraft und Schweiß, während ich meine Dämonen austreibe. Mein Atem dröhnt rau in meinen Ohren und meine Muskeln brennen. In meinen Gedanken verwandelt sich der Sandsack, und das Gesicht, das ich sehe, lässt mich noch härter zuschlagen.

»Owen«, schneidet Finns Stimme durch den Nebel und schließlich ziehe ich mich zurück und stütze mich an dem schweren Sack ab. »Himmel, und du fragst dich, warum ich nicht mit dir boxen wollte?« Die Leichtigkeit in seiner Stimme wirkt gezwungen und kann seine offensichtliche Sorge nicht überdecken.

»Hab mich etwas mitreißen lassen.«

»Willst du drüber reden?«

»Es gibt nichts, womit ich dir nicht schon 1000-mal die Ohren vollgeheult hab«, murmle ich.

»Owen, Kumpel, ich hab dich noch nie heulen sehen. Holen wir uns was zu trinken und dann kannst du mir sagen, warum du so aufgewühlt bist.«

Ich wische mir mit dem Shirt den Schweiß vom Gesicht und nicke zustimmend. Zumindest was das Wasser angeht, bin ich einverstanden. Es ist nichts passiert, was Finn nicht schon gehört hat und er kann mir keine neuen Erkenntnisse bieten. Es sind meine Geister, gegen die ich kämpfen muss, und sie sind nicht das Problem anderer.

Ich dehne die Arme und will unbedingt eine zweite Runde starten, sobald Finn überzeugt ist, dass ich mental in Ordnung bin. Er nimmt meine Wasserflasche von der uns am nächsten stehenden Bank, auf der ich sie beim Reinkommen deponiert habe, und hält sie mir mit einem erwartungsvollen Gesichtsausdruck entgegen.

Ich nehme sie ihm ab und trinke sie zur Hälfte aus, bevor ich ihn ansehe.

»Ich hab's doch gesagt, es gibt nichts Neues zu erzählen. Man sollte meinen, dass ich diesen Mist mittlerweile hinter mir gelassen hab«, sage ich mit einem selbstironischen Lachen und schüttle den Kopf. »Du hast Scheiße durchgemacht und ihn hinter dir gelassen. Verdammt, alle haben Scheiße, mit dem sie klarkommen müssen – Nox ist fast von seinem Ex getötet worden, Gage hat seinen Freund verloren, als der Selbstmord begangen hat, Madden hat eine Schießerei überlebt und Liam…« Ich schüttle den Kopf und trinke noch einen Schluck Wasser. »Alle kommen mit ihrem Mist klar. Ich verstehe nicht, warum ich es nicht kann.«

»Es hilft nicht, wenn du dich mit anderen vergleichst. Was du durchgemacht hast, würde jedem übel mitspielen.«

»Ja«, grummle ich. »Zweite Runde?«, schlage ich vor, stelle mein Wasser ab und warte Finns Antwort nicht ab, ehe ich wieder zu den Sandsäcken gehe, um mich so auszupowern, dass ich heute Nacht zur Abwechslung einmal schlafen kann.

Heathens Ink: Meine Herzensbrecher

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