Читать книгу Heathens Ink: Meine Herzensbrecher - K.M. Neuhold - Страница 20

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Owen

Ich öffne die vertraute grüne Tür, die in das Haus führt, in dem ich aufgewachsen bin. Eine gespenstische Stille hängt in der Luft und sorgt dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellen.

»Mom?«, rufe ich mit zitternder Stimme. Mein Herz hämmert in meiner Brust, während mir ein Szenario nach dem anderen durch den Kopf schießt, was mein Vater getan haben und wie er ihr dieses Mal wehgetan haben könnte. »Mom?«, rufe ich erneut.

Ich höre leises Schluchzen und meine Knie zittern so heftig, dass ich kaum weitergehen kann. Ich folge dem Schluchzen zum Schlafzimmer meiner Eltern. Das Geräusch wird von der Tür und wahrscheinlich die Hände meiner Mutter gedämpft, während sie verzweifelt versucht, sich zu sammeln, damit sie so tun kann, als wäre alles in Ordnung. Solange ich mich erinnern kann, war nichts in Ordnung.

Ich klopfe leise an die Tür und sie schwingt knarrend auf. »Mom?«

»Oh, ich hab dich nicht kommen hören. Was machst du hier, Baby?«, fragt sie und wendet mir den Rücken zu.

»Was ist los? Was hat er gemacht?«

»Tsk, niemand hat etwas gemacht.«

»Dann dreh dich um und lass es mich sehen«, fordere ich sie heraus.

Ihre Schultern sacken hinunter, aber sie dreht sich langsam um und mir bietet sich ein entsetzlicher Anblick. Ihr Gesicht ist blutüberströmt, ihre Stirn eingedrückt und ihre Augen sind tot.

Keuchend setze ich mich im Bett auf und Galle steigt in meiner Kehle hoch, während ich die Bilder aus dem Albtraum noch immer vor Augen habe.

»Verdammte Scheiße«, murmle ich, lege eine Hand über mein rasendes Herz und trete die Decken von mir.

Ich weiß nicht, welche Albträume schlimmer sind, die, in denen mein Dad hinter mir her ist, oder die, die meine Erinnerungen an meine Mom verdrehen und sie sogar noch entsetzlicher machen, als sie schon sind.

Ich werfe einen Blick auf mein Handy, um herauszufinden, wie spät es ist. Zwei Uhr morgens. Auf keinen Fall werde ich jetzt noch mal einschlafen, also stehe ich auf, schnappe mir eine Jogginghose und gehe ins Wohnzimmer.

Diese frühe Stunde ist mir nicht unbekannt und ich finde mich schnell in einer vertrauten Position wieder – eingerollt auf der Couch, während eine alte Sitcom im Fernsehen läuft. Das Lachen aus der Konserve und die witzigen Bemerkungen verlangsamen meinen rasenden Puls, können aber nichts gegen die Bilder tun, die noch immer hinter meinen Augenlidern brennen. Ich bin nicht sicher, ob es irgendetwas gibt, das sie auslöschen kann. An diesem Punkt ist es schwierig, die realen von den übertriebenen zu unterscheiden.

Ich ziehe die Beine an die Brust und lege den Kopf auf die Armlehne der Couch. In Momenten wie diesen wünschte ich, jemanden zu haben, mit dem ich reden kann, der mich hält und mich glauben lässt, dass alles in Ordnung ist. Mein Gehirn lässt Liam ganz von selbst diese Position einnehmen, wie er sich an mich schmiegt, mit den Fingern durch meine Haare streicht und beruhigende Worte flüstert, während er sanfte Küsse auf meinen Wangen und meinem Nacken verteilt. Mein Herz geht bei dieser Vorstellung auf und mein Schwanz wird hart. Super, als hätte ich nicht schon genug Probleme.

So schön es auch wäre, jemanden zu haben, der mitten in der Nacht die Dunkelheit vertreibt, ist es nicht fair, das irgendjemand anderem aufzuladen. Meine Dämonen muss ich selbst bekämpfen.

Ich bleibe so liegen, schalte gedanklich vor dem Fernseher ab, bis das graue Licht des Morgens durch die Fenster kriecht und ich zu dem Schluss komme, dass jetzt eine vernünftige Zeit für Kaffee und Frühstück ist. Dann kann ich laufen und vielleicht eine Weile ins Fitnessstudio gehen, bevor ich gegen Mittag ins Heathens muss.

***

Das rhythmische Trommeln meiner Füße auf dem Asphalt ist beinahe hypnotisch. Jeder Schlag und jedes Schlurfen hallt in meinen Ohren wider.

Es ist eine Woche her, seit ich zugestimmt habe, mich von Liam für seine Ausstellung fotografieren zu lassen und ich habe hin und her überlegt, ob ich versuchen soll, aus der Nummer rauszukommen. Einerseits ist er Profi und hat einen Freund um einen Gefallen gebeten. Andererseits mache ich mir ernsthaft Sorgen, dass ich einen Ständer bekommen könnte, wenn ich nackt in seinem Schlafzimmer bin.

Er ist jung, aber würde mich meine neu entdeckte Anziehung so sehr stören, wenn Liam nicht Royals kleiner Bruder wäre? Ich bin nicht sicher. Normalerweise stehe ich nicht auf jüngere Männer, aber Liam hat eine Reife an sich, die viele selbst in meinem Alter nicht haben. Nicht, dass ich wirklich alt bin. Mit 30 versuchen die meisten Männer, die ich kennenlerne, noch immer, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen und manche wohnen immer noch bei ihren Eltern, während sie versuchen, ihre riesigen Studienkredite abzubezahlen. Liam hat ein Geschäft und eine eigene Wohnung. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er viel Lebenserfahrung hat oder oft mit jemandem ausgeht.

Ich laufe schneller und versuche, dem gefährlichen Gedankengang davonzurennen, der mir auf den Fersen zu bleiben scheint.

Nach meinem Lauf entscheide ich mich gegen das Fitnessstudio. Stattdessen springe ich unter die Dusche und hole mir einen runter – definitiv ohne dabei an Liam zu denken – und mache dann noch ein kleines Nickerchen, während ich im Hintergrund laut eine Sitcom laufen lasse, um die Albträume in Schach zu halten. Anschließend gehe ich zur Arbeit.

»Hey, Mann, du siehst scheiße aus«, begrüßt mich Adam besorgt.

»Aww, danke, du weißt, wie man einem Kerl schmeichelt.«

»Du weißt, was ich meine. Ist alles in Ordnung?«

»Ja, hab letzte Nacht nur schlecht geschlafen. Mir geht's gut«, versichere ich ihm. Es ist nichts Neues. Ich hatte fast mein gesamtes Leben lang Albträume und sie wurden nur schlimmer, als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde.

»Wenn du mal reden willst, weißt du, dass ich da bin, ja?«

»Natürlich. Danke.«

Ich dachte, Adams Bedürfnis, den Helden zu spielen, hätte nachgelassen, nachdem er vor ein paar Jahren mit Nox zusammengekommen ist, aber dieser Impuls scheint so stark zu sein wie immer. Vielleicht sollten die beiden über Kinder nachdenken; das würde Adam etwas zu tun geben.

Ich öffne den Mund, um den Vorschlag zu äußern, doch dann erklingt die Glocke über der Tür und lenkt meine Aufmerksamkeit ab.

Mein Herz macht einen Sprung, als Liam mit einer Papphalterung mit Bechern voller Eiskaffee in der Hand und seiner Kamera um den Hals durch die Tür kommt.

Sofort beschwört mein Kopf die Bilder herauf, die ich unter der Dusche nicht genossen habe. Liam, nass und anschmiegsam in meinen Armen. Mein Schwanz wird hart. Verdammte Scheiße.

»Hey, Kleiner«, begrüße ich ihn mit rauer Stimme. Er ist ein Kind, er ist ein Kind, er ist ein Kind.

Liam sieht mich aus schmalen Augen an und ich muss unwillkürlich lächeln, während sich Wärme in meiner Brust ausbreitet.

»Wir haben das doch schon letztes Mal besprochen; zwing mich nicht dazu, deinen Kaffee zu behalten, um dir eine Lektion zu erteilen.«

»Das ist eine ernsthafte Drohung, Frechdachs.« Ich greife nach dem Becher mit meinem Namen drauf, bevor er wirklich versuchen kann, ihn mir vorzuenthalten.

»Was bringt dich heute Morgen hierher?«, fragt Adam. »Nicht, dass ich mich beschwere.«

»Ich hab in zehn Minuten ein Verlobungsshooting im Park die Straße runter. Ich dachte, ich bin mal nett und bringe euch auf dem Weg dorthin Kaffee vorbei.«

»Aw, danke, Mann.« Adam wuschelt Liam durch die Haare und nimmt seinen und Nox' Kaffee aus der Halterung.

»Ich wollte auch noch mal nachfragen, ob das Shooting morgen noch steht?«, fragt mich Liam.

»Ja«, antworte ich schroff. »Wann soll ich vorbeikommen?«

»Kurz vor vier? Dann hab ich das beste Licht in meinem Schlafzimmer und ich würde das gern ausnutzen.«

»Ich werde da sein«, stimme ich zu.

»Toll, bis dann.« Liam schenkt mir erneut ein Lächeln, bei dem mir ganz warm wird, bevor er sich umdreht und geht.

Heathens Ink: Meine Herzensbrecher

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