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Kapitel 3

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Owen

Nachdem Liam gegangen ist, bleibt mein Blick länger an der Tür hängen, als er sollte. Aus irgendeinem Grund kann ich diesen seltsamen, elektrisierenden Moment von gestern Abend nicht abschütteln. Wenn ich getrunken hätte, würde ich es auf den Alkohol schieben. Und es ist gut fünf Jahre her, seit ich etwas Härteres genommen habe, also scheidet das auch aus.

Es ist wahrscheinlicher, dass meine Einsamkeit mich durchei-nanderbringt. Was auch immer es war, es hat dafür gesorgt, dass meine normalen Albträume von einem unangenehm erregenden Traum ersetzt wurden, in dem Liam und Wyatt rumgemacht und sich gegenseitig ausgezogen haben, während ich zusah.

Mein Schwanz wird bei der Erinnerung hart und ich zwinge mich, den Blick von der Tür loszureißen und in mein Zimmer zurückzugehen, bevor jemand sehen kann, wie ich Liam mit einem wachsenden Ständer nachsehe und daraus Schlüsse zieht. Zum Glück sind Royal und Nash heute nicht da; wenn einer der beiden das gesehen hätte, könnte ich mich glücklich schätzen, wenn ich meine Eier behalten darf.

Der Traum war wohl eher meiner andauernden Abstinenz als irgendetwas anderem geschuldet. Es ist nicht so, dass ich Wyatt kenne – auch wenn er süß ist – und Liam ist nur ein Kind, also niemand, den ich so ansehen müsste.

Zurück in meinem Arbeitsbereich spüle ich die Tintenbecher aus und werfe die Küchentücher weg, während ich versuche, nicht an die niedliche Röte zu denken, die sich auf Liams Gesicht und seinem Hals ausgebreitet hat, als er seine Hose heruntergezogen hat. Ich frage mich, wie weit die Röte unter seinen Klamotten gereicht hat. Nein, tue ich nicht; er ist ein Kind und noch dazu Royals kleiner Bruder, ermahne ich mich selbst.

Sobald mein Bereich wieder sauber ist, werfe ich einen Blick auf den Plan und stelle fest, dass mein nächster Kunde jede Minute hier sein müsste. Gott sei Dank; das Letzte, was ich brauche, ist Zeit allein mit meinen Gedanken, wenn ich in einer so seltsamen Stimmung bin.

***

Ich ziehe mir in meiner dunklen Wohnung die Schuhe aus, ohne mir die Mühe zu machen, das Licht einzuschalten. Die Stille ist abschreckender, als sie sein dürfte. Ich habe fünf Jahre allein gelebt – die wenigen Monate, die mein Freund Finn hier gewohnt hat, nicht mitgezählt – also sollte mich die Stille nicht mehr stören.

Ein Schauer rinnt über meinen Rücken, als ungebetene Erinnerungen drohen, an die Oberfläche zu steigen. Scheiße, ich wünschte, ich würde immer noch Tabletten einwerfen. Dieser Mist ließ sich einfacher begraben, wenn ich high war.

Entschlossen, meinen Gedanken zu entkommen, gehe ich ins Schlafzimmer und tausche meine Arbeitsklamotten gegen eine Basketballhose und ein frisches T-Shirt, ehe ich nach draußen gehe. Alles ist besser, als in dieser verstörenden Stille zu bleiben, alles ist besser, als die Erinnerungen zuzulassen, alles ist besser, als in die dunkelsten Winkel meines Kopfs vorzudringen.

Meine Füße finden einen Rhythmus und mein Puls schlägt gleichmäßig in meinen Ohren. Ich laufe, bis mir das schweißnasse T-Shirt am Rücken klebt und meine Lungen brennen. Erst, als ich kurz davor bin, auf der Stelle zusammenzubrechen, drehe ich um und laufe zu meiner Wohnung zurück.

Dieses Mal höre ich die Stille nicht, als ich eintrete, weil mein Herz zu laut schlägt und meine Atmung zu rau ist. Ich gehe direkt ins Badezimmer, ziehe meine verschwitzten Klamotten aus und lasse sie auf einen Haufen auf dem Boden liegen. Ich vermeide einen Blick in den Spiegel; wenn meine Dämonen so nah unter der Oberfläche sind, kann ich mein Spiegelbild nicht ertragen. Ich kann mir nicht in die Augen sehen und wissen, dass ich sie so enttäuscht habe. Ich kann nicht in den Spiegel sehen und riskieren, einen Blick auf meinen Vater zu erhaschen oder den verängstigten kleinen Jungen zu sehen, der noch immer hinter meinen Augen lauert.

Mein Magen verkrampft sich, als meine Gedanken diesem dunklen Ort gefährlich nahe kommen. Ich balle die Fäuste, und meine Muskeln zucken, um etwas zu tun, das diese Gedanken vertreibt. In den Wänden gibt es genug reparierte Löcher aus den Nächten, in denen ich nicht anders konnte. Ein weiteres macht mich nicht noch weiter zum Versager.

Mein Handy klingelt auf dem Boden zwischen meinen Klamotten. Die Ablenkung vertreibt den Nebel aus Wut und Selbsthass. Es ist eine Nachricht von Madden, einem der anderen Tattookünstler im Studio. Er hat mir ein Foto von seinen und Thanes Mädchen geschickt, den dreijährigen Zwillingen Bella und Brooklyn. Sie sehen hinreißend aus, von Kopf bis Fuß mit Farbe beschmiert. Unter dem Foto steht: angehende Künstlerinnen.

Dank der Nachricht löst sich ein Teil der Enge in meiner Brust. Ich betrachte das Bild noch ein paar Sekunden, ehe ich mein Handy weglege und mich in der Dusche unter den lauwarmen Wasserstrahl stelle.

Jahrelang war ich sicher, dass mein Seelenverwandter ganz in der Nähe war – jemand, der mit seinem Licht die Dunkelheit vertreiben konnte, jemand, der meine Seele beruhigen und mich von meinen Sünden befreien konnte. Ich hatte Zeit zu erkennen, dass das zu viel ist, um es einer Person aufzubürden. Falls mein Seelenverwandter irgendwo da draußen ist, hoffe ich für ihn, dass er niemals das Pech hat, mir über den Weg zu laufen.

Gott, ich bin heute Abend in einer schrecklich düsteren Stimmung. Normalerweise treibt es mich in dieser Stimmung in eine Bar, wo ich nach einem Mann oder einer Frau suche, um mich für ein paar Stunden abzulenken, mich im Hier und Jetzt zu verankern, anstatt mich von meinen Gedanken in die Vergangenheit ziehen zu lassen. Aus irgendeinem Grund hat diese Art der Bewältigung im letzten Jahr ihren Reiz verloren.

Hier bin ich also – kein Seelenverwandter, kein Aufriss, nur ich und meine Dämonen.

Als ich aus der Dusche komme, schreibe ich meinem Kumpel Finn eine Nachricht. Er ist einer der wenigen Menschen, die meine ganze Geschichte kennen. Wir haben uns im Gefängnis kennengelernt und wenn man etwas Derartiges zusammen erlebt hat, gibt es kaum etwas, das man nicht teilt.

Owen: Ich muss auf was einschlagen, kommst du ins Fitnessstudio?

Finn: Ich hoffe, du meinst einen Sandsack; ich bin von unserem letzten Training immer noch wund lol

Owen: Alles andere als meine Wand ist in Ordnung.

Finn: Bin gleich da, Kumpel.

Heathens Ink: Meine Herzensbrecher

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