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I.4 Religionsunterricht – ein Fach, das Kinder mögen: Empirische Befunde
ОглавлениеEva Stögbauer
Der Religionsunterricht in der Grundschule galt lange als Fach mit wenigen Schwierigkeiten – fast als religionspädagogisches Idyll, in welchem sich Kinder und Lehrer unbeschwert bewegen, – und fand wegen seiner geringen Reformbedürftigkeit in der Forschung eine nur geringe Aufmerksamkeit. Inzwischen aber wird zunehmend erkannt, dass der Religionsunterricht in der Grundschule keineswegs eine idyllische Oase darstellt, und bei der intensiv diskutierten Frage nach der äußeren und inneren Gestalt des Faches an der öffentlichen Schule eine Schlüsselrolle einnimmt. Dementsprechend wächst auch das wissenschaftliche Interesse daran, wie Kinder und Lehrende dieses Fach in der Grundschule wahrnehmen und beurteilen (zum Forschungsstand vgl. LÜCK 2002, 198–230; ENGLERT / SCHWEITZER 2003). Nicht zuletzt stellen die nicht mehr übersehbaren Auswirkungen einer »veränderten Kindheit« (vgl. FÖLLING-ALBERS 1992; 2001) und insbesondere die gewandelten religiös-kirchlichen Sozialisationsvoraussetzungen Heranwachsender (s. I.2) Fragen an die Zielsetzung und die Gestaltung des Religionsunterrichts in der Primarstufe.
Was wissen wir empirisch überprüfbar über die Beliebtheit, Wichtigkeit und Effizienz der Lernangebote des Religionsunterrichts in der Wahrnehmung der Kinder, die ihn besuchen? Lassen sich daraus Empfehlungen für die innere Gestalt des Religionsunterrichts ableiten? Diesen Fragen ist Anton A. Bucher in einer Untersuchung bei rund 1400 Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Jahrgangsstufe nachgegangen (vgl. BUCHER 2000a und 2000b). Die Ergebnisse erlauben Rückschlüsse darauf, wie »guter« und wirksamer Religionsunterricht aus der Sicht von Kindern aussehen könnte.
Wie beurteilen auf der anderen Seite Religionslehrerinnen und -lehrer an Grundschulen die Bedingungen, unter denen sie das Fach »Religion« heute unterrichten? Wie schätzen sie Akzeptanz und Beliebtheit des Faches im schulischen Kontext und bei ihren Schülerinnen und Schüler ein? Welche Zielsetzungen, Themen und Methoden favorisieren die Lehrenden dieses Faches? Dazu haben Rudolf Englert und Ralph Güth (ENGLERT / GÜTH 1999) mit einer Forschungsgruppe katholische und Christhard Lück (LÜCK 2003) evangelische Religionslehrerinnen und -lehrer befragt. Dabei zeigt sich im Vergleich mit dem Urteil von Kindern eine beachtenswerte Differenz hinsichtlich der Wahrnehmung: Lehrende urteilen über die Resonanz ihres Religionsunterrichts skeptischer als die Schülerinnen und Schüler; nicht wenige haben das Gefühl, im Unterricht kaum etwas zu bewirken (vgl. LÜCK 2003, 148), obwohl auch sie wahrnehmen, dass Kinder religiös ansprechbar sind und den Religionsunterricht mögen. Ähnliche Beobachtungen machte auch Hans Schmid (SCHMID 1998) bei Lehrenden in Bayern. Welche Resonanz und welche Effekte erzielt der Religionsunterricht also nun letztendlich bei Schülerinnen und Schülern?