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Intimrasur

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Unerwartet wurde er zu einer Intimrasur abgeholt, darauf war er nun überhaupt nicht vorbereitet. Ein Praktikant, schmaler junger Mann, mittelgroß, dunkelbrauner, dichter Haarschopf. Rehauge erzählt: „Nach dieser Station geht´s auf Intensiv, dann zur Notaufnahme, das wird spannend, sicher spannender als das hier!“ Dabei hielt er seinen Penis hoch, mit spitzen Fingern, um die Haarbüschel um den Hodensack abzurasieren. Blaue, sterile Gummihandschuhe, er brauchte ein ganzes Paket dieser Einmalrasierer, verrichtete sein Werk in ruhigen, gelassenen, geradezu gelangweilten Bewegungen. Er konnte sich nicht erinnern, dass sich jemals jemand so gänzlich unbeteiligt mit seinem Schwanz beschäftigt hatte. Dabei hatte er schon einmal nachgedacht über so eine Rasur, als erotisch prickelndes Abenteuer. Er hatte sich diesen Vorgang als Bestandteil eines Sexspieles vorgestellt, aber doch nicht so, mit spitzen Fingern. Er lag auf der Behandlungsliege, schämte sich nicht einmal, weil dieser ganze Vorgang so technisch beiläufig, so unerheblich war, dass er sich überhaupt nicht daran störte sich auch noch umzudrehen, damit ihm der Praktikant den Hintern rasieren konnte. Sie nannten das Badehosenrasur, damit war klar, um welche Zone es rundherum ging. Natürlich ging man von einer normalen Badehose aus, nicht von diesen knappen und knappsten Dingern, die im Extremfall gerade mal das Glied bedecken und hinten nur ein Bändchen hatten. Wer will einen sechzigjährigen mit so einem knappen Teil, mit seinen schlaffen Hinterbacken auch sehen, ohne dass ihm schlecht wird. Man war jetzt in einem Alter, wo das Licht wieder ausgemacht gedimmt wurde, wenn es zur Sache ging, früher, ganz früher, konnte es nicht hell genug sein, hatte man nichts, aber auch rein gar nichts zu verbergen, zu kaschieren und nun so was.

Windelträger - Roman einer Reise

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