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a) ‚Eigentliche‘ statt ‚uneigentliche‘ Rede
ОглавлениеWährend die ältere Gleichnisforschung die Metapher als ‚uneigentliche‘, für argumentativ-rhetorische Zwecke letztlich unbrauchbare Sprachform wertet, die im Deutungsprozess durch ‚Klartext‘ zu ersetzen sei (Substitutionsmodell), sieht die neuere Forschung in der Metapher eine ‚eigentliche‘ Sprachform, die im Unterschied zu unmetaphorischen Sprachformen Wirklichkeit konstituiere. Ein weiterer Vorzug metaphorischer Sprache sei ihre emotional-affektive Ausrichtung: Metaphern und Gleichnisse sprechen auch das Herz an, nicht nur den Verstand. In diesem Sinne sei die Metapher eine poetische bzw. poietische Sprachform (gr. poieín – machen, erschaffen).1 Metapher gilt nicht mehr als einzelner Begriff, als semantischer Fremdkörper, der zu ersetzen sei, sondern als Satzphänomen, das von der kontextuellen Spannung lebt (Interaktionsmodell, Metapher als Phänomen der Prädikation), deutungsoffen ist und einen bleibenden Sinnüberschuss in sich trägt. Daher und wegen ihrer poietischen Sprachkraft sei die Metapher unersetzbar.