Читать книгу Gott war dort, aber sie ist schon wieder fort - Kurt F. Stangl - Страница 12

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Oberpfalz / Naabwenden, September 1983

Es war Samstagmittag, die Glocken der Bartholomäus-Kirche hatten gerade halb zwei geschlagen. Als Johanna, eine halbe Stunde nach ihrer gewohnten Feierabendzeit, müde und verschwitzt in ihr Zimmer kam, warteten dort schon ihre beiden Freundinnen auf sie. In dem wuchtigen hellblauen Strandkorb, der ihr als Sessel diente, saß Helene Huber und blickte gelangweilt über die herbstlich gelb gefärbten Kronen der Bäume, die unterhalb von Johannas Dachwohnung den Hang hinauf wuchsen. Helene war Johannas beste Freundin seit Kindertagen. Sie begleitete sie durch dick und dünn und hatte sie nach dem Tod ihrer Mutter nicht aus den Augen gelassen. Ihre Freundin konnte sie noch so oft von sich stoßen – Helene kannte ihre Seelennot und klebte an ihr wie ein manchmal lästiges, aber dennoch schützendes Pflaster.

Auf Johannas Bett lag, auf einen Ellbogen gestützt und in einer Zeitschrift blätternd, Blanca Hauser, noch mit hochrotem Kopf und schwer atmend. Vermutlich war sie wie meistens zu schnell die Treppe heraufgeeilt, hatte sich gerade, wie es ihrer Gewohnheit entsprach, rücklings auf die Matratze fallen lassen und dabei gestöhnt: »Diese verflixte Treppe bringt mich nochmal um!«

Johanna ließ sich neben Blanca aufs Bett fallen. »Ich bin total erledigt. Die Leute haben heute wieder eingekauft, als ob’s keinen Montag mehr gäbe.«

Blanca drehte sich zu Johanna und schnupperte mit übertriebenem Schniefen an ihr. »Äh, du stinkst.« Sie schubste ihre Freundin vom Bett. »Geh duschen und wasch dir den Geruch der toten Tiere vom Leib.«

»Beeil dich, wir wollten schon längst in Schwandorf sein«, drängte nun auch Helene aus dem Strandkorb. Langsam erhob sich Johanna und begab sich in Richtung Bad. Während sie sich im Gehen ihr T-Shirt vom verschwitzten Körper streifte, drehte sie sich verwirrt zu ihren Gästen um. »Schwandorf?«, fragte sie erstaunt.

»Jaa-ha, Herbstmesse, weißt du noch?«, antwortete Blanca, warf ein Kopfkissen nach ihr und forderte sie auf: »Nun mach schon, bevor es Weihnachten wird.«

Schallendes Gelächter aus ihrem ungewöhnlichen Sitzmöbel folgte Johanna, bis sie endlich unter der Dusche stand.

Eine Stunde später parkte Johanna ihren Wagen in der Nähe des Messegeländes. Blancas ausgelassene Stimmung riss ihre Freundinnen mit, heiter und ständig zu Scherzen aufgelegt schlenderten sie von einem Ausstellungsstand zum nächsten; an manchen hielten sie sich länger auf, wie etwa dem einer Firma, die neue Parfüms und Kosmetikartikel vorstellte. Weithin war Helenes ansteckendes Lachen zu hören. Sie machte sich einen Spaß daraus, sich an Ständen beraten zu lassen, die neue Mitglieder für einen Automobil- oder Bücherclub warben, um dann kurz vor Vertragsabschluss, unter dem Gelächter von Blanca und Johanna, lautstark abzulehnen. Sie war es auch, die an den Ständen für alle drei Preisausschreiben ausfüllte und Werbegeschenke, Aufkleber und Broschüren einsammelte.

Bei einem ihrer Zwischenstopps brach Blanca in Jubel aus, als sie an einem großen, sehr professionell wirkenden Stand etwas entdeckte, das wie eine weitläufige, mit zahlreichen Nebengebäuden ausgestattete Modelleisenbahnanlage aussah. Begeistert drückte sie verschiedene Schalter und Tasten, öffnete und schloss mit ihnen Schranken oder ließ rote Lämpchen aufleuchten, doch der Zug, der auf der im Verhältnis zum Gesamtaufbau sehr kurzen Bahnstrecke stand, ließ sich mit keinem der Hebel und Knöpfe auf dem Schaltpult bewegen.

Ein gutaussehender, sehr geschäftsmäßig-korrekt gekleideter älterer Herr wurde auf Blancas Versuche aufmerksam und sprach sie in einem herablassenden Ton an, so wie viele Lehrer es taten, wenn sie einen ihrer Meinung nach selten dummen Fehler in ihren Antworten oder Arbeiten gefunden hatten.

»Leider, meine junge Dame …«, erklärte er, »… ist dies kein Spielzeug, sondern das Modell einer hochkomplexen atomaren Anlage, die meine Firma, die DWK, wenn alles gut läuft, bald in Ihrem Landkreis errichten wird.« Blanca nickte, obwohl sie ihrem Gesprächspartner nur mit halbem Ohr Beachtung schenkte, und wandte sich mit einem enttäuschten Gesichtsausdruck ab, der besagte: »Eine Fabrik – schön und gut, aber eine funktionierende Modelleisenbahn hätte mir besser gefallen.« Sie schloss sich wieder Helene an, die ein paar Schritte von ihr entfernt mit dem Ausfüllen eines weiteren Preisausschreibens beschäftigt war.

Später, als die drei Freundinnen sich langsam wieder auf den Rückweg machten, kam am Ausgang des Ausstellungsgeländes ein kleiner dicklicher Mann auf sie zu, der vor einem mit einfachen Mitteln aufgebauten Infotisch Flugblätter verteilte. Sie wichen ihm geschickt aus, indem sie einen kleinen Bogen um eine Besuchergruppe schlugen, die in die entgegengesetzte Richtung strömte. Irgendwie gelang es dem hartnäckigen Kerl aber doch noch, Johanna den Weg abzuschneiden. Unverfroren drückte er ihr ein Flugblatt in die Hand. »Nein, lassen Sie das, ich will das nicht«, wehrte sie ab.

»Aber, aber, wer wird denn gleich in die Luft gehen. Lies es doch erst mal durch – es geht um deine Kinder und Enkel«, beharrte er sanft. Johanna schnappte nach Luft, um heftig gegen die Unverschämtheit zu protestieren, in ihrem Alter von Kindern, ganz zu schweigen von Enkeln, zu sprechen. Obwohl ihre Augen ihm schon verrieten, was sie dachte, ließ der Mann sich nicht unterbrechen und sprach genauso ruhig, wie er begonnen hatte, weiter: »Ja, hast schon richtig verstanden, deine Kinder.«

Helene, die neben Johanna stand, stieß sie unauffällig an und versuchte sie weiterzuschieben.

»Hört mir bitte einen Augenblick zu!«, wandte sich der Flugblattverteiler nun an alle drei. »Von denen habt ihr euch ja anscheinend auch schon bequatschen lassen.« Er zeigte mit einer Grimasse des Abscheus auf eine Plastiktüte in Helenes Hand. Darauf war eine Eule gedruckt, die von zwei hell- und dunkelblauen Wellen umschlungen war.

»Wieso, was hat es denn mit dem Symbol auf sich?«, fragte Blanca, jetzt neugierig geworden.

»Übrigens, ich bin Mike«, stellte der Mann sich vor.

Johanna betrachtete Mike, den sie wegen seiner ergrauten Schläfen um die Fünfzig schätzte, von der Seite und dachte: ›Er sieht aus wie eine Mischung aus Kermit dem Frosch und einem Breitmaulnashorn – also ein Breitmaulfrosch.‹ Über ihren unausgesprochenen Scherz lachte sie still in sich hinein.

Währenddessen kam Mike auf Blancas Frage zurück und erzählte den Dreien, dass die Werbebeutel von der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen, abgekürzt DWK, stammten. Weiter erklärte er, dass diese Firma in Deutschland eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage plane und womöglich Wackersdorf als Standort ausgesucht werden könne.

Johanna stand gelangweilt daneben, bis Mike, der sich im Laufe seines Vortrags in Rage redete, mit Nachdruck sagte: »›Wiederaufarbeitungsanlage‹! – Blödsinn, die wollen eine Plutoniumfabrik bauen wie in La Hague in Frankreich oder Sellafield in England!«

Wie ein nasser Schwamm klatschten die Worte ›Sellafield‹ und ›England‹ in Johannas Gedächtnis und weckten sie auf. Tief aus ihrem Unterbewusstsein tauchte Bettys Gesicht auf und mit ihm alles, was Betty ihr von dieser Plutoniumfabrik erzählt hatte. Mit plötzlichem Interesse lauschte sie nun jedem Wort, das Mike von sich gab, und brachte es mit ihrer auf einmal wieder ganz präsenten Erinnerung an Bettys Erzählung in Zusammenhang.

»Ist es denn nicht gut, wenn endlich eine große Firma etwas gegen die Arbeitslosigkeit im Landkreis tut?«, fragte Helene etwas verunsichert, und fügte nachdenklich hinzu: »Gut, es ist schon etwas seltsam, dass die gerade hier so eine Anlage bauen möchten; bei uns lässt sich doch sonst kaum eine Firma nieder …«

Mit einem bitteren Lächeln sagte Mike: »Wirst sehen, die Arbeitslosigkeit wird nicht abnehmen, sie wird insgesamt sogar steigen.«

»Aber der Mann an dem Info-Stand hat von 300 bis 500 Mitarbeitern gesprochen, die gebraucht werden, die würden doch alle hier aus der Umgebung kommen.«

»Das glaub ich nicht, dass dir das einer von den DWK-Leuten so erzählt hat«, entgegnete Mike trocken und sah seine Gesprächspartnerin scharf an, die sich sichtlich ärgerte, dass er es wagte, sie einer Lüge zu bezichtigen. Ohne auf ihren empörten Blick einzugehen, fuhr er fort: »Mag sein, dass so viele Leute gebraucht werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er behauptet hätte, sie würden alle Arbeitsplätze mit Menschen aus der Umgebung besetzen. Es dürfte jedem klar sein, dass von den angebotenen Arbeitsplätzen ein Großteil an hoch qualifizierte Spezialisten gehen wird, die können nicht so einfach mit den Arbeitern aus der Oberpfalz besetzt werden, die in den nächsten Jahren neue Stellen bräuchten.«

In überraschend sachlichem Ton fügte er hinzu: »Seit bekannt wurde, dass im Landkreis Schwandorf möglicherweise eine WAA gebaut werden könnte, haben sich außerdem schon einige andere Firmen wieder zurückgezogen, die eigentlich auf die Grenzlandförderung scharf waren. Siehst du, nichts ist’s mit Arbeitsplätzen.« Er griff in eine seiner Jackentaschen, zog einen gefalteten Zeitungsausschnitt heraus und klappte den an der Knicklinie von einem Stück Klebstreifen zusammengehaltenen Artikel vorsichtig auf. Nüchtern wie ein Nachrichtensprecher las er die mit einem grünen Leuchtstift markierten Stellen vor.

»Staatssekretär Franz Sackmann von der CSU ist zwar der Meinung, die Zwischenlagerung von Kernabfällen sei harmlos, dennoch sei sie der Oberpfalz nicht zumutbar. Zumal die Oberpfalz mit der Einrichtung zweier Truppenübungsplätze schon genügend Nachteile habe hinnehmen müssen. Darüber hinaus sieht Sackmann bereits in der bloßen Bekanntgabe eines solchen Projekts Gefahren. Psychologisch gesehen, so meinte der Staatssekretär, könnte natürlich der Effekt eintreten, dass viele nicht mehr in den Oberpfälzer Wald kämen, weil sie meinen, dort werde etwas Gefährliches gebaut. Schließlich vertritt der Staatssekretär die Meinung, dass man bei der Lösung der Schwandorfer Arbeitsmarktprobleme der 200 Arbeitsplätze eines Zwischenlagers gar nicht bedürfe.«

Mike klappte den Artikel zusammen, steckte ihn wieder ein und sagte: »Mittlerweile ist Sackmann Staatssekretär a. D. – was glaubst du, warum?«

Er lächelte ironisch zu seiner rhetorischen Frage. »Verstehst du jetzt, warum es mit einer WAA mehr Arbeitslose geben wird?«, wandte er sich wieder an Helene. Diese nickte.

»Vor ein paar Jahren war noch Gorleben für dieses Projekt vorgesehen. 1980 sagte der niedersächsische Ministerpräsident: ›Gorleben ist politisch nicht durchsetzbar. ‹ Was glaubst du, warum er das gesagt hat, hm?«

Helene, der Mike bei seiner Frage direkt in die Augen sah, überlegte einen Moment, doch dann sprudelte sie heraus: »Ist doch ganz einfach, da oben in Norddeutschland gibt es viele Chaoten, die würden alles kurz und klein schlagen, wie man es schon so oft gehört hat.«

»Vorsicht, nicht so schnell mit deinen Urteilen«, warf Mike ein. »Die Menschen, die du Chaoten nennst, sind in erster Linie Bewohner des Wendlands, darunter viele Bauern, deren Familien seit Jahrhunderten das Land dort bewirtschaftet haben. Sie sind es, die seit Jahren Widerstand leisten. Um der DWK die Oberpfalz schmackhaft zu machen, hat Strauß versprochen, dass es hier keinen Widerstand geben würde. Aber da hat er sich getäuscht!«

Es schien, als wollte Mike sich selbst überzeugen, indem er in hartem Ton wiederholte: »Da hat er sich getäuscht.«

Blanca, die gehen wollte, versuchte immer wieder, mit nervtötenden, unqualifizierten Bemerkungen, den Redefluss des Kernkraftgegners zu stoppen, aber Johanna lauschte aufmerksam seinen Ausführungen, bis Blanca der spinnwebendünne Geduldsfaden riss. Mit einer schnellen Bewegung, die fast wie ein Schlag wirkte, stieß sie Johanna die Plastiktüte der DWK vor die Brust und sagte schnippisch: »Pack ein, was du mitnehmen willst, aber beeil dich. Sonst geh ich zu Fuß.«

Mit gemischten Gefühlen gingen die drei Freundinnen zum Wagen zurück, nachdem Johanna sich großzügig mit Broschüren und Flugblättern eingedeckt hatte. Blanca und Johanna gifteten sich mit Blicken an, während sie hastig vorausliefen, als trainierten sie für Olympia, und Helene versuchte, mit den immer einen oder zwei Meter vor ihr laufenden Frauen Schritt zu halten. Sie interessierte das stumme Gespräch, das Johanna mit Blanca über Augenkontakt führte, wobei die beiden mehr an zwei Stuten erinnerten, die mit angelegten Ohren nacheinander schnappten, als an langjährige Freundinnen.

Leicht keuchend kam Helene hinter ihren Freundinnen am Auto an. Gerade warf Johanna zornig die Plastiktüten auf den Rücksitz, als sie von Blanca angefaucht wurde: »Warum hat dich das Geschwätz von diesem Typen an dem Infostand plötzlich so interessiert?«

»Als er Sellafield erwähnt hat, fiel mir Bettys Geschichte wieder ein.«

Mit ironischem Unterton seufzte Blanca: »Oh je, schon wieder eine Geschichte über diese nackte Rothaarige.«

»Welche nackte Rothaarige?«, fragte Helene interessiert dazwischen, offenbar mit dem Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Daraufhin erzählte Blanca von den Urlaubsbildern, die sie durch Zufall bei Johanna entdeckt hatte.

Jahre später erfuhr Johanna in einem Gespräch mit Helene, was damals in deren Kopf vorgegangen war. Halb amüsiert, halb nachdenklich erinnerte Helene sich, wie verwirrt sie gewesen war, als Blanca von diesen Fotos gesprochen hatte, weil sie den Unterton, der bei Blanca dabei mitschwang, nicht richtig deuten konnte. War es Neid oder konnte es sogar Eifersucht sein? Wieso Eifersucht? Auf eine Frau? Nein, Eifersucht hatte sie mit Sicherheit ausschließen zu können geglaubt. Helene hatte auch damals schon von Johannas heimlicher Leidenschaft der Aktfotografie gewusst und beim Rätseln über Blancas Verhalten wieder daran gedacht, dass Blanca selbst der Auslöser für Johannas erste erotische Fotos gewesen war:

Aus einer Weinlaune heraus waren die ersten Aktaufnahmen entstanden, künstlerische Bilder, die Johanna Frauenakt-Portraits nannte. An einem lauen Sommerabend ein Jahr zuvor hatten die drei Freundinnen auf Johannas Grundstück, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, gegrillt. Während des Essens senkte sich langsam die Sonne, die letzten Strahlen tauchten das kleine Haus und den angrenzenden Fischweiher in warmes Licht und verliehen der ganzen Umgebung eine himmlische Atmosphäre. Mit ihrer Mittelformat-Kamera versuchte Johanna den sanften Goldschimmer des Abendlichts einzufangen. Nach einigen Aufnahmen setzte sie ihre Freundinnen als Statistinnen ein, die nach und nach zu Models aufstiegen. Irgendwann im Laufe des ›Shootings‹ entblößte Blanca, durch zwei Gläser Rotwein angeregt, für Sekunden ihre Brust. Einige Zeit später posierten beide Freundinnen hüllenlos vor der Fotografin, ohne dass Johanna sie dazu aufgefordert hätte.

Helene hatte sich seit jenem Sommerabend noch mehrmals unbekleidet von ihr ablichten lassen, sie hielt es nicht für verderblich oder unmoralisch, solche Fotos zu machen oder dafür Modell zu stehen; sie fand es sogar angenehm, vor Johannas Kamera nackt zu posieren.

Auf den Fotos entdeckte sie eine überraschend positive erotische Ausstrahlung ihres üppig fleischigen Körpers, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Sie fand, dass sich auf allen Fotos Johannas Einfühlungsvermögen, ihr Gespür für Mensch und Situation widerspiegelte. Mit Talent, etwas weichem Licht und einer vorteilhaften Pose vermochte sie jedem Körper den Charme eines Fotomodells zu verleihen. Mit dem Ergebnis war Helene jedes Mal mehr als zufrieden, denn keines der Bilder zeigte wirklich intime Details. Johanna ging es nur um die sinnliche und sexuelle Ausstrahlung ihres Modells und nicht um die Enthüllung von Brüsten oder des Intimbereichs. Und für Helene war es wichtig zu sehen, dass auch sie eine sinnliche Ausstrahlung hatte. Die ersten Bilder waren für sie eine Offenbarung gewesen, durch die sie sich mit anderen Augen sehen konnte: Auch ihr Körper konnte schön und begehrenswert sein. Sie konnte von Johannas Bildern nicht genug bekommen.

Umso weniger hatte sie die Andeutung von Eifersucht verstanden, die sie in Blancas Erzählung von den Fotos mit Betty herauszuhören gemeint hatte. Neid oder Eifersucht? Wieso war sie auf Eifersucht gekommen? Blanca eifersüchtig auf eine Frau? Niemals. Auf einen braungebrannten muskulösen Mann mit einem süßen knackigen Hintern, sicher. Nein, Eifersucht konnte sie sich nicht vorstellen. Und Neid? Auf was?

Und dennoch hatte Helene sich nicht des Eindrucks erwehren können, dass die beiden Freundinnen mit ihren Blicken ein leidenschaftliches, wortloses Gefecht austrugen.

Gott war dort, aber sie ist schon wieder fort

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