Читать книгу Isabellas Plan vom Glück - Laura J. Colerman - Страница 15

Kapitel 13

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Bella sah wie Gabriels Gesicht augenblicklich blass und steinern wirkte. Er schien äußerlich eigentlich ruhig zu sein. Sein Blick war jedoch nicht richtig greifbar auch wenn er sie, zwar abwesend und auf das Telefonat konzentriert, auf Bella gerichtet hatte. Sie hörte eine tiefe Stimme aus der Ohrmuschel donnern. Es klang wie ein „Wo, zum Teufel steckst du?“ Sie lauschte, wie das Gespräch verlief. Derweil bastelte sie sich eine Brille aus Strohhalmen, weil selbst sie als Außenstehende dem Druck aus dem Hörer kaum standhalten konnte. Du steckst schon mittendrin, Schätzchen.

„Ich sitze in einem Termin, Vater.“

Mit wem?“

Bella setzte sich die Brille auf und Gabriel runzelte für einen Augenblick die Stirn, bevor er lächelnd weitersprach.

„Ihr Name ist Ms Thompson und sie hat mir ein äußerst interessantes Geschäft unterbreitet.“ Er grinste schief und fand, dass es ihm stand. Ein wüstes unverständliches Gebrüll drang aus dem Hörer und Gabriel wurde kleinlaut, was wiederum überhaupt nicht zu ihm passte.

„Natürlich treffe ich keine Entscheidungen, ohne dich zu unterrichten, Vater.“

Weil sie seinen gequälten Ausdruck nicht ertragen konnte, flüsterte sie: „Sag ihm, dass du dir frei nimmst.“

Gabriel schüttelte ungläubig den Kopf aber sie insistierte, indem sie aufstand und sich an die Brust packte. Er formte mit den Lippen ein okay, okay und hob beschwichtigend seine große Hand in die Höhe.

„Vater, ich werde mir frei nehmen.“ Gabriels Stimme war fest und unerschütterlich, aber er war nun so grau, dass Bella fürchtete, er würde in Ohnmacht fallen.

Waaas? Das kannst du nicht! Wie lange?“

„Nun, ich …“ Er begann zu stottern und nestelte an seinem Krawattenknoten, weshalb Bella laut und deutlich eingriff.

„Einen Monat!“

Gabriel schien nicht mehr klar bei Verstand und wiederholte ihre Worte einfach, bevor er offenbar begriff, was sie ihm diktiert hatte. „Einen Monat. Was? Vater, einen Moment mal bitte.“ Er hielt die Hand auf den Hörer und wendete sich flüsternd an Isabella.

„Haben Sie den Verstand verloren? Das geht nicht, ich habe ein Geschäft zu leiten.“ Isabella dagegen sah, dass es keine Fortschritte geben würde, solange er täglich mit seinen Problemen konfrontiert wurde. Er brauchte eine Pause, das war für jeden Idioten erkennbar.

„Für mich sieht das so aus, als bekäme dein Vater das auch ganz gut ohne dich hin. Einen Monat. Nach meinen Bedingungen, hast du vergessen? Ansonsten ist unser Geschäft geplatzt.“ Sie wusste, dass sie hoch pokerte, aber sie sah auch, dass es ihre einzige Chance war, etwas zu verändern. Als er den Hörer wieder ans Ohr nahm, nickte sie unterstützend.

„Vater? Ich nehme mir einen Monat frei. Jeanine weiß über meine Termine Bescheid. Wenn du Fragen hast, bin ich mobil zu erreichen.“

Bella schüttelte energisch den Kopf, woraufhin er seinen Satz etwas anders beendete als geplant. „Aber bitte nur im Notfall. Habe ich mein Handy aus, möchte ich nicht gestört werden. Ach und Vater?“ Der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung schien völlig verstummt zu sein, zumindest konnte Bella nichts mehr hören.

„Lüg mich nie wieder an.“ Damit legte er das Gespräch auf, stellte das Handy auf lautlos und stützte seinen Kopf in die Hände. Sofort fing es wieder an zu blinken. Gabriel ignorierte es offenkundig.

„Das hast du gut gemacht, Gabriel.“ Bella war erst nicht sicher, ob er sie überhaupt hörte, da wendete er sich an sie.

„Entschuldige mich bitte.“ Gabriel stand wankend auf und ging in Richtung Waschraum. Bella wusste, dass er sich entweder übergeben oder die Hände schrubben würde, aber diesmal ließ sie ihn in seinem Kummer allein. Sie wusste, dass es ein schwerer Weg werden würde, mit wenigen Vor- und vielen Rückschritten, aber ihr Ehrgeiz war geweckt, diesem armen Kerl ein wenig Glück ins Leben zu bringen.

Sie liefen langsam zurück zum Dallaway Gebäude. Es war schon dunkel geworden und Bella war erstaunt, wie viele Stunden sie mit diesem nervenden Mann verbracht hatte, ohne ihn anzuschnauzen. Er wirkte in sich gekehrt und abwesend, obwohl sie eigentlich gehofft hatte, dass die Tatsache die

Arbeit zu schwänzen ihn etwas auflockern würde. Das Gegenteil schien jedoch der Fall zu sein.

„Machst du dir Gedanken wegen der Arbeit?“ Er hielt seine Hände seit vorhin in den Hosentaschen versteckt und Bella wusste, warum. Als er das Essen bezahlt hatte (ein Gentleman schien er jedenfalls zu sein), konnte sie kaum den Blick von den blutenden Stellen abwenden, die er notdürftig mit Taschentüchern abgedeckt hatte.

„Vielleicht sollten wir das Ganze vergessen.“ Er wirkte gefasst und trotzdem sagte Bella irgendetwas an seiner Haltung, dass er es nicht war. „Ich meine, Sie bekommen Ihr Geld, keine Sorge. Wir beide wissen, dass ich die Summe verschmerzen kann. Aber dieser Monat … Ich denke Sie haben einen Eindruck bekommen, wie kompliziert meine Lebensumstände sind.“ Er musterte sie von oben und Bella erschien das Angebot durchaus verlockend.

„Deal ist Deal. Ich schlage vor, du gehst jetzt nach Hause und gönnst dir eine Mütze voll Schlaf. Wann wollen wir uns morgen treffen?“

Er schien mit sich zu hadern und antwortete schließlich. „Um acht? Oder, wann Sie wollen. Ich stehe um halb sechs auf.“

„Äh? Hallooo, hast du vergessen, dass du morgen nicht arbeiten musst?“

„Das spielt keine Rolle.“

„Wie lange arbeitest du für gewöhnlich in der Woche?“

„Ich verstehe zwar nicht, was Sie das angeht, aber ich nehme an, irgendetwas um die sechzig Stunden vielleicht.“ Bellas Augen weiteten sich schockiert.

„Und du ruhst dich nie aus?“ Sie waren an Gabriels BMW angekommen und er öffnete Bella die Beifahrertür. Er hatte sie zuvor überredet, sie nach Hause zu bringen, nur damit sie nicht im Dunkeln U-Bahn fuhr.

Anscheinend hatte er ein leicht übertriebenes Sicherheitsbedürfnis

„Das Wort Ausruhen ist subjektiv. Ich treibe Sport zum Ausgleich.“

„Das ist alles? Kein ausschlafen, kein rumgammeln, lesen, tanzen, nichts? Kein Wunder, dass du so erschöpft bist.“

Bella ließ sich in das weiche schwarze Leder sinken und fühlte sich plötzlich völlig fertig. Worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Hätte sie doch lieber den Dollar von der Archie-Oma genommen und wäre dankbar damit abgezogen. Aber nein, das Helfersyndrom in Bella hatte wieder laut Hier! geschrien. Eine Million Dollar …

„Nun, ich gestalte mein Leben eben sehr effizient“, entgegnete Gabriel verteidigend. Er sah in den Rückspiegel und richtete pedantisch die Strähne, die aus der akkuraten Frisur stakste. Bella erkannte einen weiteren Tick.

„Scheiß auf Effizienz. Das Wort ist für den folgenden Monat tabu. Also pass auf, du holst mich morgen um … sagen wir um zehn Uhr ab. Hast du etwas zum Anziehen, was weniger … euurgh aussieht?“ Sie deutete angewidert an ihm hoch und runter.

„Tut mir leid, ich verstehe nicht ganz. Was gibt es an meiner Garderobe auszusetzen?“ Sein Blick, der vorher starr auf die Straße gerichtet war, wechselte jetzt zwischen ihr und dem Asphalt hin und her.

„Hier links.“ Sie zeigte in eine kleine idyllische Querstraße, in die er einbiegen sollte. Das Wohngebiet, ein ganzes Stück außerhalb Manhattans, zeigte Bella, dass sie gleich zu Hause war.

„Also, was ich damit sagen wollte … Hast du etwas, das weniger nach Bank und mehr nach Freizeit aussieht?“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Jeans, T-Shirt? Nein? Womit treibst du denn Sport?“

„Für gewöhnlich mit Jogginghose und Unterhemd, so gehe ich jedoch keinesfalls auf die Straße.“ Gabriel wirkte genervt und Bella war froh, dass sie gleich da waren.

„Gut. Da vorn, das Haus an der Ecke ist es.“ Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf die vertraute Holztür, die der Eingang zum schmuddeligen Hausflur und somit der Weg zu ihrem winzigen Einzimmer-Appartement im dritten Stock war.

„Komm, wie du willst. Unsere erste Aktivität wird Shoppen sein. Du zahlst natürlich. Mach dich auf was gefasst. Gute Nacht, Gabriel.“

„Die wünsche ich Ihnen auch, Ms Thompson.“

„Ahh, Isabella verflucht noch mal.“ Sie schlug die Tür zu und ging zur Haustür. Seine Worte waren zwar höflich, seine Aura hingegen derart abweisend, dass sie sich verdammt unwohl so dicht an seiner Seite fühlte. Da Bella normalerweise schnell die guten Seiten an einem Menschen sah, hatte diese Abneigung also wirklich etwas zu bedeuten. Er starrte regungslos in die Dunkelheit und Bella fragte sich, wie unfähig ein Mensch zu sozialen Kontakten eigentlich sein konnte. Sie blieb am Hauseingang stehen, bis sein Wagen aus ihrem Blickfeld verschwunden war, bevor sie kopfschüttelnd im Haus verschwand.

Als sie sich ins Bett kuschelte, vermisste sie die Wärme von Buddy. Bevor sie ihn morgens an eine glückliche Miss Wilbour abgegeben hatte, musste er eine extragroße Kuscheleinheit über sich ergehen lassen. Jetzt fühlte sich Bella einsam und kalt. Sie hasste es, ihn wieder hergeben zu müssen, aber wenigstens war sie in der Lage ihre Mietschulden zu tilgen, was ihre Mom gleich mit einem Lobesanruf belohnt hatte. Sie rutschte tiefer zwischen ihre drei Kissen und starrte an die Decke. Was für ein verrückter Tag. Nachdem sie geduscht und einen gemütlichen Schlafanzug angezogen hatte, war es unausweichlich gewesen Suzie anzurufen. Sie war ausgeflippt, hatte gebrüllt, gelacht, geschimpft und sie aufgezogen, da sie jedoch immer hinter den Sachen stand, die Bella entschied, war sie fest entschlossen sie zu unterstützen. Schließlich war es auch zu Suzannes Ziel geworden das Arschloch (wie sie ihn inzwischen auch nannte) glücklich zu machen, wenn sie ihr Heim dadurch retten konnte. Isabella hatte bewusst entschieden, ihrer Familie nichts von dem Deal zu erzählen, denn sie wollte ihre überbesorgten Eltern nicht unnütz beunruhigen. Das würde wohl der schwierigste Teil des Plans werden, denn sie belog ihre Eltern nie. Suzie bestand darauf den Gewinn zu teilen, um Bellas Eltern etwas finanzielle Sorgenfreiheit zu verschaffen. Deshalb hoffte sie, dass sie es schlussendlich verstehen würden, wenn sie ihnen alles beichten würde, wenn der ganze Spuk vorbei war. Bella war aufgeregt und konnte schwer einschlafen, weil sie Angst vor dem morgigen Tag hatte. Heute war Gabriel verletzlich und in einer Ausnahmesituation gewesen und sie vermutete, dass er deshalb über alle sonstigen Maße hinaus empfänglich für Hilfe gewesen war. Schon der Rückweg hatte ihr gezeigt, wie kalt und distanziert er eigentlich war, und sie wusste, dass sie bis jetzt nur an der Oberfläche gekratzt hatte. Es war gut, dass sie ab morgen ein konkretes Ziel mit ihm verfolgte, sonst würde sie vermutlich durchdrehen.


Isabellas Plan vom Glück

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