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Geschichten vom hohen Ross

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Es ist immer wieder erstaunlich, was unseren Politikern, egal, ob von rechts oder links, alles einfällt, um in ihrer jeweiligen Funktion von ihren Wählern wahrgenommen zu werden. So konnte man zum Beispiel lesen, dass dem zuständigen Minister anlässlich der beabsichtigten Neugestaltung des Heldenplatzes auf die Frage nach der Möglichkeit einer Entfernung der beiden Denkmäler keine bessere Antwort einfiel als: »Da würde wohl das Denkmalamt Einspruch erheben.«

In Anbetracht dieses Ministerworts sollte man das Denkmalamt um Aufstellung eines dritten Pferdes ersuchen: ein reiterloses Pferd, reserviert für die Ideenvorreiter aller politischen Couleurs zwecks der jeweiligen Heilsverkündigung mittels Selbstdarstellung. Vom hohen Ross verkündet, wäre ja auch die Öffentlichkeit besser informiert und uns vielleicht erspart geblieben, dass Dominique Meyer und Agnes Husslein, zwei der erfolgreichsten Leiter unserer Kulturtempel, in die Wüste geschickt werden. Und auch, dass das als Haus der Geschichte Österreich konzipierte Museum nun zur Darstellung eigener Bedeutung von 1000 auf 100 Jahre heruntergeschrumpft wird. »Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd«, sagt Richard III.

Um es vorweg klarzustellen: Nicht wir Österreicher, sondern die Franzosen tragen die Schuld für den ewigen Zores mit unserem heiß geliebten, viel geschmähten Heldenplatz. Denn wenn deren Besatzungstruppen 1809 nicht einen Teil der Burgbastei mutwillig in die Luft gesprengt hätten, wären die genügsamen Wiener vermutlich nie auf die Idee gekommen, den Bereich vor der Hofburg einzuebnen und als Erholungsraum zu gestalten. Damit begann die Misere nicht enden wollender Debatten darüber, wer hier wie verewigt werden soll.

So feiert das Getue um den Platz seit einigen Jahren wieder fröhliche Urständ. Politiker, deren Amtszeit so kurz ist, dass nicht einmal Denkmäler ihre Namen in Erinnerung rufen könnten, verkünden die Neugestaltung und Neubenennung des denkmalgeschützten Ortes, als ob es sich um ihre private Spielwiese mit daraufstehendem Sandkasten handle.

Dabei gehört der Heldenplatz, wie ihn mittlerweile Millionen im In- und Ausland kennen, zum kulturell Sehenswertesten, was die Stadt zu bieten hat. Zeitlebens habe ich diesen einzigartigen Ort auf meinem Weg zum Burgtheater genossen und versucht, meinen von auswärts kommenden Gästen die Einmaligkeit des Gesamtkunstwerkes Wien mit der Passion des Einheimischen näherzubringen. Heute frage ich mich, ob die Wienerinnen und Wiener diese Passion für den historisch-kulturellen Wert ihrer Stadt noch teilen.

Aber wird nicht zu guter Letzt jeder, der sich auf Wien einlässt, unweigerlich mit den drei von Arthur Schnitzler überlieferten Floskeln »Wie komm denn i dazu? Es zahlt sich ja net aus! Tun S’ Ihnen nix an!« konfrontiert?

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