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Zu Kaisers 187. Geburtstag

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Für den österreichischen Monarchiebürger war der 18. August in doppelter Hinsicht ein bemerkenswertes Datum. Es war der Geburtstag des Kaisers und gleichzeitig der Stichtag, den man als Anfang vom Ende des Feriensommers bezeichnete. Jener Jahreszeit, die vor allem die Bürger der Städte, wenn irgend möglich, in der ersehnten frischen Luft verbrachten. So war es seit Menschengedenken, und der franzisko-josephinische erratische Block von drei Generationen war der Garant für unerschütterliches Weiterbestehen. Die nahe Katastrophe war unvorstellbar, war undenkbar.

Und was ist heute? Da können wir zwei spätpubertäre Staatshäuptlinge mit dem Entsetzen Scherz treiben sehen und einer EU zwischen Grenz- und Bananenkontrollen, ertrunkenen Flüchtlingen und totaler Hilflosigkeit zuschauen, während Gauner und Waffenhändler das Elend zu Geld machen. Die vierte Generation seit der Urkatastrophe 1918 ist schon geboren. Aber mehr als 70 Jahre relativen Friedens scheinen den Menschen nicht zumutbar zu sein. Da denke ich plötzlich an Kaisers Geburtstag als Anfang vom Ende des Feriensommers. Und mich fröstelt’s. Ich spüre den nahen Herbst. Und man kann nur hoffen, dass es ein milder wird.

Politische Krisenherde gab es zu allen Zeiten in allen größeren Kulturen. Daran hat auch die Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg mit den, man möchte fast sagen erwarteten, Eskalationen im Ost-Westkonflikt wenig verändert. Auch das groß angelegte Friedensprojekt Europäische Union konnte, trotz der auf dem Kontinent beklagten 100 Millionen Toten im 20. Jahrhundert, keine der seither bedrohlichen Krisen verhindern.

Sicherheit als gemeinsames Lebensideal war in der österreichisch-ungarischen Monarchie, laut Stefan Zweig, der »anstrebenswerteste Besitz von Millionen«. Und das, obwohl die Regentschaft von Kaiser Franz Joseph durch eine Fülle verlorener Kriege mit verheerenden Folgen sowie einer Massenzuwanderung ohne gesellschaftlich-entschärfende Sozialpolitik geprägt war. Ermöglicht hat diesen Widerspruch ein liberalistischer Idealismus, der unbeirrbar den vermeintlich »geraden und unfehlbaren Weg zur ›besten aller Welten‹« weiterging. Für alle, die daran glaubten, wurde Fortschritt zur Religion, Toleranz und Konzilianz zu bindenden Kräften in einem multikulturellen Reich der Gegensätze, die sich im Glanz des greisen Monarchen Franz Joseph gleichsam gottgewollt in Wohlwollen auflösten.

Wie wir wissen, kam alles anders. Machen wir daher nicht denselben Fehler wie unsere Vorfahren und betrachten wir die Unzulänglichkeiten früherer Zeiten mit dem Bewusstsein, dass auch wir auf unserem Weg zur vermeintlich »besten Welt« nicht vor großen Irrtümern gefeit sind. Insofern hat Kaisers Geburtstag uns heutigen in Europa lebenden Österreichern noch Zukunftsweisendes zu sagen.

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