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Der Mops ist auferstanden

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Es ist schon wunderbar: Die Möpse feiern endlich wieder fröhliche Urständ. Über Jahrzehnte waren sie aus dem Straßenbild verschwunden, die köstlichen Möpse, ohne die, wie der große Loriot behauptete, das Leben ziemlich sinnlos ist; und die der berühmte Tierleben-Brehm wiederum nicht leiden konnte, weshalb er den Mops als »Altjungfernhund« und als »treues Spiegelbildnis solcher Frauenzimmer« bezeichnete. Es gab sie nur noch als Metapher für Unzeitgemäßes in der Redensart »das gehört zu den aussterbenden Möpsen«. Jeder, der nicht a priori für neue Errungenschaften zu begeistern war − egal, ob es sich dabei um Kleider, Umgangsformen oder Neusprech handelte –, gehörte zu den aussterbenden Möpsen.

Aber wie Figura zeigt, heißt aussterben noch lange nicht gestorben sein. Die witzigen, liebevollen Hundemöpse wie ihre als Menschenmöpse abgestempelten Freunde erfreuen sich bester Gesundheit. Es ist zu hoffen, dass die Mops-Wiederentdeckung auch manch andere Wiederentdeckung anregt.

Das Alter, welches wir zu erreichen wünschen, bedrückt uns, wenn wir es erreicht haben. Spätestens dann verstehen wir die konfuzianische Weisheit, dass es der Weg und nicht das Ziel ist, worauf es ankommt.

Doch wenn ich ein Mops wäre, wäre das aus meiner zugegebenermaßen menschlichen Sicht ganz und gar nicht so, denn Möpse, wie alle Hunde, bleiben nicht nur auf ihrem Weg, sondern auch am erreichten Ziel glücklich und froh. Beneidenswert, aber mir zu wenig, obwohl meine Personenbeschreibung an die eines Mopses erinnert. Auch meine Vorfahren finden sich in den Annalen längst vergangener Zeiten, waren vornehmlich, wenn schon nicht immer vornehm, in »besseren« Kreisen zu Hause und genossen zuweilen den despektierlichen Ruf, Selbstdarsteller zu sein. Da ich, wie der Mops, nicht den üblichen Normen entsprach, galt ich für manche Spießer aus meinen Kreisen als komisches Wesen, wodurch ich wiederum, wie Möpse im 18. Jahrhundert, Verwendung im Theater fand.

Nun lebe ich bereits in meiner zehnten Lebensdekade und bin gespannt, wo und wie die noch unvollendete Reise enden wird. Dass ich zu guter Letzt eine Straße ohne Wiederkehr gehen muss, ist gewiss. Aber weniger gewiss ist, was mich bis dahin erwartet.

Man verzeihe mir, wenn die mit Neugier gestellte Frage nach dem Wohin in meinem Alter unangemessen erscheint, aber ich kann nicht anders. Und wenn ich, wie ein Mops, trotz Älterwerdens, an Ausdruck gewinne, dann soll mir diese Ähnlichkeit mit den Möpsen willkommen sein.

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