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1989–1991, Spielplätze verschiedener weiterführender Schulen

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Meine Freundinnen und ich halten uns jetzt täglich auf dem Laufenden darüber, was sich in unseren Schlüpfern abspielt. Ob wir unsere Tage schon haben oder vielleicht kurz davorstehen, was wir aus unseren klebrigen Unterhosen ablesen können.

Wir sind auf der weiterführenden Schule, und mittlerweile haben wir alle die Broschüre des Tamponherstellers angefordert. Wir besitzen alle die gleichen rosafarbenen Plastikdöschen, in denen unsere kostenlosen Proben vor neugierigen Blicken verborgen bleiben. Diskretion ist in meinen Teenager- und Twen-Jahren das A und O. Die Hersteller von Hygieneprodukten verfolgen die Marketingstrategie, dass niemand wissen oder erahnen soll, wann wir unsere Tage haben.

Ein Hersteller setzt sogar auf eine durchsichtige Verpackung. Die Information befindet sich auf der Außenfolie, und wenn man sie entfernt, bleibt nur eine kleine blaue Packung übrig, in der sich alles Mögliche befinden könnte. Alles.

Es sind Geheimnisse, die Mädchen hinter vorgehaltener Hand teilen. Und obwohl es gegen unser eigentliches Bedürfnis geht, das darin besteht, fasziniert über Schmierblutungen, rosa Fäden und Ausfluss zu sprechen, gehen wir offenen Auges einen absurden und gefährlichen Pakt des Stillschweigens ein. Wir Frauen und Mädchen werden die Klappe halten und diese ganzen körperlichen Dinge klaglos aushalten, damit es ja nicht peinlich wird für die Jungs. Wir werden ebenso klaglos Mehrwertsteuer auf Tampons zahlen und ein Schweigen wahren, das am Ende Auswirkungen auf alle hat.

In den 1990er-Jahren bin ich besessen vom Feminismus, weil mich die Widersprüche der Frauenwelt irritieren. Obwohl wir es ablehnen, uns abfällig über schlecht gelaunte menstruierende Frauen zu äußern, lachen dennoch alle, als unsere Sozialkundelehrerin von einem Mädchen an ihrer vorherigen Schule erzählt, das dachte, man müsse die Binden mit dem Klebestreifen an den Schamlippen befestigen anstatt an der Unterhose. Und ich denke so bei mir: „Es haben halt nicht alle drauf.“

Bis dahin hatte ich noch nie eine Schachtel „Tena Lady“ gesehen oder überhaupt nur von Einlagen bei Blasenschwäche gehört. Damals sorgten eher die aufgeklärten Anzeigen des britischen Herstellers Bodyform für Menstruationsprodukte für Wirbel. Aber das lag nicht an mir, denn Inkontinenz wurde seinerzeit totgeschwiegen. Bizarr, aber wahr: Als in den 1980er-Jahren die ersten Einlagen für Inkontinenz auf den Markt kamen, mussten Marktforscher vorab die örtliche Polizei informieren, wenn sie Befragungen an der Haustür durchführen wollten – für den Fall, dass brave Hausfrauen und ältere Damen bei der reinen Erwähnung eines solchen Produkts die 110 wählen würden. Auch heute noch sehen Marktforscher das Thema als tabubeladen an – ein Bereich, in dem Vorsicht und Feingefühl geboten sind und das Finden einer repräsentativen Gruppe von Befragten schwer sein kann. Ein Bewusstseinsschub in den späten 2010er-Jahren bringt womöglich langsam Bewegung in das Thema.


Als wir im Sexualkundeunterricht zum Thema „Wachstum“ kommen, beschriften wir ein Diagramm mit den korrekten Begriffen der Fortpflanzungsorgane und versuchen, das Kichern um uns herum zu ignorieren. Die Würgelaute, die jedes Mal aus den hinteren Reihen kommen, wenn das Wort „Vagina“ fällt, und die schmatzenden Geräusche, wenn der Zeigestift sich auf ein Geschlechtsteil auf dem Overhead-Projektor richtet.

Ich nenne die Jungen in unserer Klasse „sexistisch“, aber außer ein paar strengen Blicken passiert nicht viel. Sie bezeichnen mich im Gegenzug als „Maggie Thatcher“.

„Fickt euch doch!“, denke ich und schmettere die einzige Bemerkung zurück, die mir gerade einfällt und wenigstens ein bisschen unter der Gürtellinie liegt: „Wer von euch ist noch einmal während des Geburtsvideos in Ohnmacht gefallen?“

An ihrem 15. Geburtstag verpacke ich das Geschenk für meine beste Freundin in das Informationsblatt aus der Tamponpackung – ein ironischer Seitenhieb und ein Beispiel für Recycling. Sie packt es unter Erröten und Kichern aus, bevor wir mehr über Sex lernen, indem wir uns in der Zeitschrift More die „Position der Woche“ anschauen, fasziniert von den Winkeln und Querschnittsbildern, die zeigen, wie ein Penis in so vielen unterschiedlichen Stellungen perfekt in eine Vagina passt. Popstars raten uns, unsere Geschlechtsteile zu trainieren, indem wir mitten im Pinkeln den Strahl anhalten, damit wir besser beim Sex werden, und wir entdecken überall Vulvas: In den Blumengemälden von Georgia O’Keefe, in der Optik, wie schottische Witwenschleier fallen, und in Edvard Munchs Bild „Der Schrei“.

Mit 15 Jahren ist das für mich mehr als genug.

Als ich so mit meinem Baby auf dem Sofa sitzend an die Vergangenheit denke, wird mir bewusst, dass ich durch die Experten, die mit mir zusammen an meiner Inkontinenz arbeiten, einen neuen Blick auf die Dinge bekommen habe. In jungen Jahren inkontinent zu werden, ist eine wesentlich härtere Nummer als zur Menstruierenden zu werden. Zuerst lerne ich, dass Verdauungs- und Fortpflanzungsapparat mehr miteinander zu tun haben als ich angenommen hatte. Ich lerne Begriffe, die ich nicht kenne und nie zuvor gehört habe, etwa „Prolaps der vorderen Scheidenwand“, „uterin“, „Os“ und „Rektozele“. Echt sexy.

Schlimmer ist, dass sie andauernd von meiner Blase und Harnröhre, meinen Eingeweiden, meinem Anus und meinen Schließmuskeln reden. Genau, im Plural. Es gibt nämlich mehrere Schließmuskeln, und zwei davon befinden sich tatsächlich im Darmbereich. Ich habe diese Worte natürlich schon einmal gehört, aber ich habe sie noch nie mit meinem Fortpflanzungssystem in Verbindung gebracht. Es sind „Entsorgungseinrichtungen“, die in der Nachbarschaft von Gebärmutter und Co. liegen, das schon, aber Verursacher von Kollateralschäden, das war neu für mich.

Diese Menschen, die ich mittlerweile häufiger sehe als meine Freunde und Familie, diese Schwestern, Ärzte und Physiotherapeutinnen bombardieren mich mit neuem Wissen. Sie erzählen mir, dass es nicht nur mehrere Schließmuskeln gibt, sondern auch mehrere Arten von Inkontinenz. Es ist komplizierter als ein bisschen Pipi in der Hose, wenn man lachen muss.

Belastungsinkontinenz, oft auch Stressinkontinenz genannt, ist die häufigste Form und darunter leide ich auf jeden Fall. Der Begriff Stress bezieht sich nicht darauf, dass man wütend oder überarbeitet ist, sondern auf körperliche Belastungen. Es gibt aber auch noch Dranginkontinenz, Mischinkontinenz, funktionelle Inkontinenz und Doppelinkontinenz.

Ich bekomme Hausaufgaben. Meine Physiotherapeutin holt sogar das verstaubte Modell einer Hüfte aus dem Regal, um mir plastischer zeigen zu können, wo meine Muskeln nicht richtig funktionieren. Die Landschaften meines Intimbereichs werden zum Schlachtplan anstatt zum Quell der Freude und des neuen Lebens. Und ich komme mir vor wie eine Idiotin.

Es stellt sich übrigens heraus, dass es im Buch Unser Körper, unser Leben tatsächlich einen Abschnitt über den Beckenboden und Übungen zu seiner Kräftigung gibt, aber als Teenager habe ich es nie bis zu den hinteren Seiten des Buchs geschafft, in denen es um das Älterwerden und Themen wie Arthritis geht. Dennoch hat Unser Körper, unser Leben eines bei mir bewirkt: Von Beginn meiner ersten Schwangerschaft an suche ich den Austausch mit anderen Frauen in Mütterforen im Internet. Zuerst denke ich, dass man sich dort nur über Kinderwagen austauscht oder den Countdown bis zur Geburt herunterzählt. Was die Seiten wirklich bieten, erlebe ich, als ich aufgrund meiner nachgeburtlichen Situation Trost suche.

Ich bin nicht ganz dicht

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