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Vater unser

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„Vater unser im Himmel“ – so fängt das Gebet an, das Christen beten. In jedem Gottesdienst sprechen das alle gemeinsam, laut, und die meisten auswendig. Aber auch sonst, wenn einem nichts mehr einfällt, wenn das Leben einem die Sprache verschlagen hat oder wenn man einfach Hilfe braucht, dann kann man das Vaterunser beten. Es passt immer. Im Vaterunser ist das ganze Leben drin, finde ich.

In der letzten Zeit habe ich ein paarmal erlebt, dass Menschen die Worte nicht kennen. Bei einer Beerdigung war ich fast die Einzige, die mit dem Pfarrer das Vaterunser gesprochen hat. Dabei habe ich gemerkt: Die jungen Leute dort hätten auch gern Worte gehabt für ihre Trauer. Inzwischen finde ich: Das Gebet müsste in allen Kirchen und Kapellen ausliegen, damit auch die Worte haben, die keine eigenen finden. Das Vaterunser geht so: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.“

Jesus selbst hat seinen Schülern und Freundinnen gesagt: So sollt ihr beten. Mehr braucht es eigentlich nicht. Er selbst hat „Vater“ zu Gott gesagt und damit gezeigt: Ich vertraue Gott wie einem Vater. Nun sagen allerdings viele: „Gerade das macht mir Schwierigkeiten. Ich kann keinem Vater vertrauen, denn ich kenne eigentlich nur meinen. Und vor dem hatte ich Angst. Wie hätte ich dem vertrauen sollen?“ Das ist schlimm, wenn man so einen Vater hat. Jesus hat an einen anderen Vater gedacht: barmherzig und verständnisvoll. Einen guten Vater eben. Er hat in einer Geschichte erzählt, wie ein guter Vater ist: Da geht es um einen Sohn, der auf eigenen Füßen stehen will, damit der Vater ihm nicht mehr reinreden kann in sein Leben. Aber als das schiefgegangen ist, hat er nur noch einen Ausweg gesehen: zurück. Zurück zum Vater. Und der gibt ihm eine neue Chance. Er sagt nicht: „Ich wusste doch, dass es so kommt. Ich hätte dir das gleich sagen können!“ Nein, der Vater feiert ein Fest vor Freude und stattet den Jungen noch einmal neu aus. Der Sohn soll leben – gut leben. Darum geht es einem guten Vater. Um sonst nichts.

Jesus selbst hat „mein Vater“ gebetet. Er konnte Gott vertrauen wie einem Vater, dem man alles sagen kann. Jeder, der auf Gott vertraut, kann so beten. Mir hilft es, wenn ich es regelmäßig tue. Oft bin ich zu müde für eigene Worte. Dann hält das Vaterunser die Verbindung aufrecht zu Gott, der es gut mit mir meint.

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