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Dein Reich komme

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„Dein Reich komme“ – so heißt die zweite Bitte im Vaterunser. Und so beten Christen im Gottesdienst, bei Beerdigungen, bei Trauungen und Taufen und zu vielen anderen Gelegenheiten.

Was soll das sein, das „Reich Gottes“? Jesus hat davon erzählt. Wenn die Welt zu Gottes Reich wird, dann haben alle, was sie zum Leben brauchen. Die, die schon immer darauf gehofft und darum gebetet haben, aber auch die anderen, die nichts davon gewusst haben oder nichts damit zu tun haben wollten. Es wird sein wie ein großes Fest, und alle werden an einem Tisch sitzen: die Reichen und die Armen, Frauen und Männer, armselige Gestalten und stattliche Persönlichkeiten. Die, die nie eine Chance hatten, und die, die mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Alle an einem Tisch – kein Katzentisch für die Kinder. Kein Dienstbotentisch in der Küche. Und diese neue Welt Gottes, die wächst bereits, hat Jesus erzählt. Mitten unter uns. Überall dort, wo Menschen auf ihn hören und versuchen, so zu leben, wie er es vorgemacht hat. Da wächst Gottes neue Welt. Zuerst ein unscheinbares Samenkorn. Und irgendwann ein großer Baum. Unter seinem Schatten können sich alle versammeln und gut leben. Was für ein schönes Bild! Ich hoffe sehr auf diese „neue Erde, auf der Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petr 3,13).

Immer wieder haben Menschen sich gefragt, wie das möglich sein soll. Und sie haben nichts anderes denken können, als dass dazu ein totaler Umbruch nötig sein wird. Die alte, verdorbene Welt muss zuerst einmal zugrunde gehen und mit ihr die bösen Menschen. Dann erst kann etwas Neues beginnen. Auch Jesus hat manchmal so geredet. Anders war es für die Menschen zu seiner Zeit einfach nicht denkbar. Sie konnten sich anscheinend nicht damit abfinden, dass alle mit am Tisch sitzen. Deshalb haben sie aussortiert: die einen ja, andere aber nicht. Viele wissen bis heute ganz genau, wer bestimmt nicht dabei sein wird in Gottes neuer Welt, sondern vorher untergeht in selbstverschuldetem Unheil.

Jesus hat aber auch vom Wachsen geredet und davon, dass seine Nachfolger wie Sauerteig die ganze Welt anstecken werden mit Frieden und Gerechtigkeit. Darauf verlasse ich mich. So wird es kommen, und Gottes neue Welt wird dann Tote und Lebende verbinden. Ich werde das wohl nicht mehr erleben. Aber ich freue mich trotzdem darauf. Und Sie wissen ja: Auch, wenn morgen die Welt unterginge – ich will heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Oder eigentlich: begießen, was schon gepflanzt ist, damit Gottes neue Welt wachsen kann.

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