Читать книгу Geländer Geschichten - Lucie Panzer - Страница 24

Bildersprache

Оглавление

„Candle in the Wind“ – „Kerze im Wind“ heißt eines der bekanntesten Lieder von Elton John. Es geht darin um die amerikanische Schauspielerin Marilyn Monroe. Obwohl er natürlich wusste, dass sie keine Kerze war, sondern eine schöne Frau. Aber sie war ihrem glamourösen Leben nicht gewachsen. Wie eine Kerze im Wind ist sie verloschen. Später hat Elton John dasselbe Lied bei der Trauerfeier für Prinzessin Diana gesungen. Jetzt hieß der Text: „Goodbye, England’s Rose“ – obwohl natürlich auch der schönen Diana nicht Rosenblätter auf dem Kopf gewachsen sind. Elton John wusste das. Und hat sein Lied trotzdem gesungen.

Was ich damit sagen will: Lieder, gerade die guten, müssen interpretiert werden. Man muss sich fragen: Was will das Lied sagen? Welche Wahrheit steckt darin? Und das gilt nicht nur für Lieder und Gedichte. Ich meine, das gilt für alle Texte, außer vielleicht denen in Chemie- und Physikbüchern. Da kenne ich mich nicht so aus.

„Candle in the wind“ – das ist Bildersprache. Kein Mensch würde sagen: „Das ist doch gelogen. Sie war gar keine Kerze. Das ist doch nicht wahr.“ Man darf solche Texte nicht wörtlich nehmen. Ich denke, dass es genauso mit vielen Geschichten aus der Bibel ist. Zum Beispiel mit der, dass Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat. Manche nehmen das wörtlich und sagen dann: „Das ist doch nicht wahr. Da werden die Menschen für dumm verkauft. Das waren gewissermaßen die ersten Fake News.“ Andere sagen: „Sie haben nicht gelogen. Es war eben ein Irrtum, was sie da aufgeschrieben haben. Sie haben es damals halt nicht besser gewusst.“

Vielleicht aber ja doch! Elton John hat auch gewusst, dass Marilyn Monroe keine Kerze war und Prinzessin Diana keine Rose – und hat es trotzdem so gesungen. Weil er fand, dass es wahr ist, was er gesungen hat. Ich meine: Genauso wahr ist es, was die Bibel erzählt. Gott hat die Welt erschaffen – wie auch immer es dabei zugegangen, wie auch immer sich das Leben entwickelt hat. Gott hat ihm Ziel und Sinn und Segen gegeben. Und das nicht nur einmal, irgendwann ganz am Anfang, sondern immer wieder, wenn etwas Neues zur Welt kommt. Gott gibt ihm Leben und Segen.

Das ist die Wahrheit, die mir die biblische Schöpfungsgeschichte sagt. Und nun kann ich mir eine Meinung dazu bilden. Ich kann das glauben oder nicht. Aber eigentlich kann man nicht einfach sagen: Schöpfung in sieben Tagen – das stimmt doch gar nicht. Ich glaube: Man muss nach der Wahrheit fragen, die darin steckt. So wie ich mich fragen kann: Was war denn eigentlich mit Marilyn, wie hat sie gelebt, wie ist sie gestorben? Erst dann verstehe ich die Sache mit der Kerze im Wind.

Geländer Geschichten

Подняться наверх