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Im Himmel

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„Vater unser im Himmel“ – so beginnt das Gebet, dass Jesus seinen Nachfolgern empfohlen hat. „Im Himmel“: daran stören sich heute manche Menschen. „Das ist doch Unsinn“, sagen sie. „Da oben ist nichts.“ Zwar entdecken Forscher immer wieder neue Welten im All. Aber das da oben nicht ein weißbärtiger Mann namens Gott auf seinem Thron sitzt und auf die Welt herunterschaut, das ist längst klar. Der erste Mensch im All, der russische Kosmonaut Juri Gagarin, hat das eigentlich bloß bestätigt. Er habe Gott dort oben nicht gefunden, hat er berichtet. Ich frage mich, wie er wohl darauf gekommen ist, ihn dort zu suchen.

Dass Gott im Himmel wohnt – ich sage das auch manchmal. Kindern vor allem. Auf dem Friedhof zum Beispiel, wenn eines mich fragt: „Wo ist der Opa jetzt? Ist es nicht kalt da unten im Grab und dunkel?“ Dann sage ich: „Da haben wir nur seinen Körper hineingelegt. Den braucht er jetzt nicht mehr. Der Opa, der ist jetzt bei Gott, im Himmel. Da geht es ihm gut.“ Kinder brauchen so einen konkreten Ort, meine ich. Wenn ich nur sagen würde „bei Gott“ – was sollten sie sich darunter vorstellen?

Und ich selbst? Was fange ich mit diesem „Vater unser im Himmel“ an? Ich finde schön, was mir ein Professor für deutsche Sprache erklärt hat, auch wenn es wissenschaftlich vielleicht nicht ganz korrekt ist. Für Himmel sagt man auf Schwäbisch „Hemmel“, hat er gesagt – und das liegt ganz nah bei „Hemmed“, also dem Hemd, das man anhat. Himmel ist, was mir ganz nah ist und mich wärmt. Gott im Himmel – das heißt also nicht, dass er weit weg ist, sondern er umgibt mich, von allen Seiten. Nicht weit weg im Himmel, sondern hier auf der Erde ist er um mich herum.

Das wussten schon die Menschen zur Zeit der Bibel. In einem Gebet heißt es da: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir!“ (Psalm 139,5). Die Alten waren gar nicht so dumm, wie wir heute manchmal meinen. Die haben gewusst, dass man nicht ohne Bilder von Gott reden kann, aber dass Gott auch mehr ist als alle Bilder von ihm.

Alexander Gerst, der deutsche Astronaut, der schon zweimal im All war, suchte dort übrigens nicht nach Gott. Aber er hat eine Erkenntnis über unsere Welt und uns Menschen gewonnen. Nämlich, wie erschreckend es ist, von oben zu sehen, dass immer mehr Regenwald gerodet wird, immer mehr Gletscher verschwinden und immer mehr Seen austrocknen. Oben wird ihm immer klar, sagt er, dass man die Steinkugel Erde „locker verpesten kann, dass sie unbewohnbar ist“. Das macht ihm Sorgen, sagt Alexander Gerst. Anscheinend sieht man von dort oben klarer und hat mehr Übersicht. Manchmal denke ich jetzt: Solche Sorgen macht sich vielleicht auch Gott im Himmel um uns Menschen.

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