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Sorry

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„Sorry seems to be the hardest word“ – „Entschuldigung scheint das schwierigste Wort zu sein“. Dieses Lied von Elton John ist schon viele Jahre alt. Und noch immer wird es gespielt, und viele nicken mit dem Kopf, wenn sie es hören. Wer einen Fehler gemacht, vielleicht sogar anderen geschadet und wehgetan hat, der weiß das: Ich kann nicht zugeben, dass es falsch war. Und mich schon gar nicht entschuldigen.

Warum ist es so schwer, sich zu entschuldigen? Ich glaube, weil es noch schwerer ist, zu vergeben. Viele können nicht gut verzeihen. Oft wollen sie das auch gar nicht. Weil sie so verletzt sind oder so empört. Oder, weil sie damit den anderen in der Hand haben, der einen Fehler gemacht hat. Das kann man ja immer wieder hervorholen: „Ich weiß noch gut, was du damals getan hast. Da komme ich nicht drüber weg.“ So kann man andere immer wieder kleinmachen und beschämen, ihnen etwas vorwerfen. Ein bisschen kann man sich dann wie Gott fühlen, der den Daumen hebt oder senkt und über den anderen urteilt. Und das immer wieder aufs Neue. Aber so funktioniert Zusammenleben nicht.

Ich glaube: Wenn jemand nicht verzeihen kann, dann kann er auch nicht um Entschuldigung bitten. Daran erinnert das Vaterunser, wenn gleich nach dem „vergib uns unsere Schuld“ der Nachsatz kommt: „wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“. Im Vaterunser bitten Menschen Gott um Entschuldigung, weil sie wissen: Nur, wenn mich die Vergangenheit nicht mehr belastet und lähmt, kann ich aufrecht stehen und das Leben neu angehen. Nur so kann ich leben – wenn die Vergangenheit mich nicht festhält. Genauso funktioniert auch das Zusammenleben zwischen Menschen nur, wenn sie einander vergeben können. Erst dann können Beziehungen wieder lebendig werden, die erstarrt waren in Angst und Beschämung und Wut und Ärger.

Vergeben, weil Gott vergibt und wie Gott vergibt – das heißt nicht, alles zu vergessen und so zu tun, als ob nichts gewesen wäre. Das kann kein Mensch, glaube ich. Aber ernst nehmen, dass es dem anderen leidtut, dass er sich ändern will, und auf Vorwürfe verzichten, das kann man schon. So macht es Gott. Und im Vaterunser sagen wir: So wollen wir es auch machen. Wir verzichten darauf, es dem anderen heimzuzahlen. Wir wollen es gut sein lassen im wahrsten Sinne des Wortes. Ich lasse gut sein, was der andere getan hat. Dann kann man neu anfangen.

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