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Und vergib uns unsere Schuld

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Schuldgefühle können einen fix und fertig machen. Sie drücken einen nieder, und man ist wie gelähmt. Ich habe einen Fehler gemacht, nicht zum ersten Mal. Das hatte Folgen, und ich kann mir das nicht verzeihen. Andere werden es erst recht nicht verzeihen können, denke ich mir. Schon gar nicht vergessen. Also bin ich am besten ganz still und halte mich im Hintergrund, damit mich keiner bemerkt. Menschen mit Schuldgefühlen leben im Schatten. Dort, wo keiner sie wahrnimmt.

Es gibt noch andere Strategien, mit Schuldgefühlen umzugehen. Man kann auf andere schieben, was passiert ist. Versuchen, es wegzulügen: „Ich war das nicht!“ Oder es beschönigen: „Wo ist das Problem? Nun stellt euch mal nicht so an!“ Eines bleibt bei all diesen Strategien aber immer gleich: Man ist wie gelähmt, weil man so sehr damit beschäftigt ist.

Von Jesus wird eine Geschichte erzählt, wie man da herauskommen kann. Vier Männer bringen einen fünften zu Jesus. Weil er gelähmt ist, müssen sie ihn auf einer Trage transportieren. Und weil es um Jesus herum so voll ist, lassen sie ihn durchs Dach zu ihm herunter (Mk 2,3–12). Als sie das geschafft haben und Jesus den Mann sieht, sagt er zu ihm: „Deine Schuld ist dir vergeben!“ Anscheinend hat er erkannt, was dem Mann fehlt: Seine Schuldgefühle lähmen ihn. Und als die Umstehenden meinen, das sei doch keine Hilfe für den Mann auf seiner Trage, sagt Jesus noch: „Steh auf und geh nach Hause!“ Da steht der Mann auf und geht. Er hat gehört: Deine Schuld ist vergeben. Sie bedrückt ihn nicht länger. Der Mann kommt wieder auf die Beine.

Schuldgefühle sollen einen nicht fix und fertig machen. Jesus hat Schuld vergeben, im Namen Gottes. Und seinen Schülern und Nachfolgerinnen hat er gesagt: Darum könnt ihr auch bitten, „Vergib uns unsere Schuld!“. Das ist lebenswichtig. Deshalb kommt es im Vaterunser gleich nach der Bitte um das tägliche Brot.

„Vergib uns unsere Schuld.“ Für mich heißt das: Nicht nur ich mache Fehler. Ich bin nicht die Einzige, der das passiert. Aber Gott will nicht, dass wir uns quälen mit unseren Schuldgefühlen. Er vergibt, so wie Jesus das mit diesem gelähmten Mann gemacht hat. Das heißt nicht, dass alles unter den Teppich gekehrt wird. Gott schafft auch nicht einfach aus der Welt, was ich vielleicht angerichtet habe. Aber ich kann aufstehen und versuchen, es wiedergutzumachen. Ich brauche mich nicht zu verstecken. Ich kann mit meiner Schuld leben, weil Gott mich mit meiner Schuld bestehen lässt. So kann ich neu anfangen.

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