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Die Grundlage guter Führung

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Wie kommen Sie als Führungspersönlichkeit zu Gott? Was ist Ihr persönlicher Zugang zu ihm? Drei übliche Zugänge sind das theologische Interesse, die eigene Religiosität und der Wille, etwas für andere zu tun – in unterschiedlichen Ausprägungen. Allerdings berührt keiner dieser Zugänge unser tiefstes Ich, das Herz, das mehr als alles andere unsere Führungsrolle formt. Oftmals helfen uns Krisen, unser Feigenblatt der Verteidigung fallen zu lassen und die innerste Nacktheit offenzulegen, die in die Unendlichkeit des Alls hinausruft:

»Ist da jemand, der mich sieht? Ist da jemand, der meine Geschichte hören will, ohne zu unterbrechen, zu belehren oder Druck zu machen? Ist da jemand, der Interesse an mir als Mensch hat und nicht nur an Einsatz und Ergebnis? Ist da jemand, der mich versteht, ohne dass ich mich die ganze Zeit erklären oder verteidigen muss? Ist da jemand, der mich annimmt?«

Solange dieser Ruf unbeantwortet bleibt, neigen wir dazu, den Halt für unsere Existenz eher in dem zu suchen, was wir tun, als in dem, was wir sind. Wenn wir auf der Beziehungsebene Ablehnung erfahren, bleibt die Leistung. Und wenn die Arbeit auf diese Weise existenziell bedeutsam für die ganze Identität wird, dann setzt sie Kräfte frei, die keine Verhandlungen über das Bedürfnis nach Grenzen, Ruhe und einem tieferen Zuhören zulassen. Das alles schmeckt dann nach Leere; eine Erinnerung an eine Richtung, die man eingeschlagen hat, die sich aber als stumm und abgewandt herausgestellt hat.

Erst wenn wir uns den innersten Nerven unseres Ichs annähern, können wir etwas von der immensen Bedeutung der beiden Begebenheiten ahnen, die den Beginn von Jesu öffentlichem Wirken markieren. Die theologischen Deutungen seiner Taufe und Wüstenzeit übertönen mitunter die psychologische Relevanz dieser beiden Erfahrungen. Doch untrennbar und gleichzeitig unvermischt bilden sie die Grundlage für jedwede christliche Führung – für Jesus und für uns. Markus berichtet:

Eines Tages kam Jesus aus Nazareth in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Als er aus dem Wasser stieg, sah er, wie der Himmel sich öffnete und der Heilige Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich große Freude.« Gleich darauf drängte der Heilige Geist Jesus, in die Wüste zu gehen. Vierzig Tage lang wurde er dort vom Satan versucht. Er lebte mitten unter den wilden Tieren, und Engel sorgten für ihn.

Markus 1,9-13

Der Heilige Geist macht zwei Dinge mit Jesus. Zuerst bestätigt er Jesu Identität als geliebter Sohn des Vaters. Dann bedrängt er Jesus, um seine Identität in der Konfrontation mit seinem Gegenspieler auf die Probe zu stellen. Zuerst wird Jesus in seinem Innersten verankert. Dann werden seine Grenzen befestigt. Zuerst alles, wozu Jesus Ja sagt. Dann alles, wozu er Nein sagt. Grenzen sind die Konturen des Ichs. In der Begegnung mit Satan wird deutlich, wer Jesus ist – und wer er nicht ist. Diese beiden Erfahrungen sind unerlässlich für seine folgende Führungsrolle.

Es beginnt damit, dass er der geliebte Sohn des Vaters ist. Alles, was Jesus ist und tut, ist Frucht dieser Beziehung. Jesus ist bereits alles, was er in seiner Beziehung zum Vater werden kann. Aus dieser Quelle schöpft Jesus seine Existenz, in diesem Angesicht spiegelt sich sein Wesen. Das heißt, dass Jesus nicht seine eigenen Bedürfnisse in die Begegnungen mit uns Menschen bringt. Er begegnet uns nicht mit einem Bedürfnis nach Bestätigung, das ständig unsere Reaktionen abliest, und muss deshalb nichts vermeiden, was von uns keine Bestätigung erfahren würde.

Wenn Jesus etwas tut, womit er die Aufmerksamkeit der Massen erregt, dann bereichert es nicht sein Prestige oder seinen Wert. Wenn er etwas tut, das unseren Widerstand weckt, so beraubt es ihn keines Teils seiner Identität oder seines Werts. Daher ist er frei, sich voll und ganz unseren Bedürfnissen zu widmen und entsprechend zu handeln.

Das lässt uns etwas ahnen von dem Geheimnis hinter seiner Integrität und seiner prophetischen Führung. Die Versuchung, mit den einzigartigen Gaben Karriere zu machen, sich strategisch massentauglichen Ansichten anzupassen, Konflikte, Leid und Tod zu vermeiden – nichts davon findet Halt in einem Menschen, der weiß, wer er ist und vor wem er verantwortlich ist.

Wie sieht es mit uns aus? Paulus sagt, wir sind »auf Christus getauft« und »gehören nun zu Christus«. Unsere Identifikation mit Christus ist so tief, dass der Vater uns »den Geist seines Sohnes« ins Herz gegeben hat, dass wir zu Gott nun »Abba, lieber Vater« sagen können (vgl. Galater 3,27–4,7).

Es ist das gleiche Gebet, das Jesus in Gethsemane betet. In der bittersten Einsamkeit und Verletzlichkeit, als die Freunde ihn im Stich lassen und der Vater schweigt, da ruft Jesus in seinem intimsten und vertrauensvollsten Gebet: »Papa!«

So tief begibt sich der Geist in unsere innerste Dunkelheit, um uns an den Vater zu heften.

In Freiheit dienen

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