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Das Ich hinter der Leistung
ОглавлениеVergleicht man die beziehungsbasierte Führung mit der gabenbasierten, zeigen sich die Unterschiede Stück für Stück:
• Inklusion. Paulus macht deutlich, dass er eher schlechter denn besser ist als alle anderen. Die »Exklusivität« ist eine Einladung zur Teilhabe statt eine Elite-Markierung: »Es gibt auch für dich einen Platz!« Wenn Führung darauf aufbaut, dass Gott seine Barmherzigkeit gezeigt hat, und nicht darauf, dass man selbst gezeigt hat, was man alles kann, wird der Dienst in der Gemeinde eine natürliche Reaktion für alle, die Gottes Güte erfahren haben, und nicht ein exklusives Revier für ein paar Auserwählte.
• Freiheit. Meine Beziehung zu Gott ruht in Gottes Güte mir gegenüber, nicht darin, wie gut ich die Gaben verwalte, die er mir gegeben hat. Ein entscheidender Wendepunkt in den Geistlichen Übungen von Ignatius ist erreicht, wenn die Meditation über Gottes Liebe mir gegenüber Dankbarkeit im Herzen erweckt.10 Nur diese freie Antwort aus dem Herzen kann einen ausreichend nachhaltigen Antrieb zu dem geben, was Ignatius in seiner Sprache todo amar y servir nennt: in allem zu lieben und zu dienen.
• Treue. Es ist die Treue zu Gott, die zählt, nicht das Ergebnis. Als die Verwalter in Jesu Gleichnis ihre unterschiedlichen Ergebnisse präsentieren, bekommen sie alle genau die gleiche Antwort: »Komm, nimm Teil am Freudenfest deines Herrn« (vgl. Matthäus 25,14-30). Nicht die Bilanz steht im Mittelpunkt, sondern die Beziehung zu Jesus. Deshalb macht man weiter, wenn andere aufgeben, weil sie keine Ergebnisse sehen. Die Treue zeigt auf Gott, nicht auf die eigenen Gaben oder Resultate.
• Gottesbild. Als Mose Gott am brennenden Dornbusch fragt, von wem er dem Volk berichten soll, erfährt er Gottes Namen: »Ich bin, der ich immer bin« (2. Mose 3). Die Druckwelle dieser Offenbarung ist so stark, dass sie das Joch der Sklaverei (der Instrumentalisten) zerbricht und das Volk aus Ägypten befreit. Gott ist kein Gott, den man für etwas benutzen kann, sei es für den christlichen Dienst oder andere Projekte. Er sieht auch den Menschen nicht als Ressource, den er für seine Zwecke missbrauchen kann. Er ist, der er ist – und er ruft die Menschen, so zu sein, wie sie wirklich sind! Abbilder Gottes.
• Selbstbild. Der Mensch ist also nicht ein Bündel Gnadengaben auf zwei Beinen, das für Gott und andere nur wegen seiner Leistungen interessant ist, ansonsten aber unbedeutend. Hinter all diesen Masken der Hochleistung tritt mit der Zeit das eigene Gesicht hervor, ein Ich, das in Reaktion auf ein größeres Du zum Leben erweckt wurde. Und weil dieses Ich wertvoll ist, schütze ich es.
• Gemeinschaft. Wenn die Arbeit alles ist, werden alle Beziehungen nach ihrer Nützlichkeit beurteilt, egal ob es sich um zwischenmenschliche Beziehungen oder die Verbindung zu Gott handelt. Die entscheidende Frage lautet: »Bin ich es wert, dass man mit mir zusammen ist?« Erst wenn man diese Frage aus tiefstem Herzen mit Ja beantwortet, wird Freundschaft im eigentlichen Sinn möglich – zu Gott und den Menschen. Die beziehungsbasierte Führung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Beziehungen einen Eigenwert erhalten und nicht vorzeigbare Vorteile abverlangen. Denn dann ist es auch nicht sonderlich verlockend, »von Gott abzuschalten«, wenn man Urlaub hat. Warum sollte man das auch tun, wenn er sich als Quelle der Liebe und aller Güte gezeigt hat?