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Der Antrieb christlicher Führung

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Christliche Führung dreht sich im Kern nicht um persönliche Qualifikationen. Den Fokus darauf zu legen würde eher verstärken, was Augustinus als das Grundproblem des Menschen beschrieben hat: Er ist incurvatus in se, in sich selbst gekrümmt. Schließlich besteht unser Auftrag als Leiter darin, anderen aus ihrer Selbsteingenommenheit zu helfen, damit diese sich Gott und der Umgebung zuwenden können; deshalb dürfen wir nicht riskieren, in unserer eigenen Selbsteingenommenheit und geistlichen Selbstausrüstung stecken zu bleiben. Das gilt für diejenigen, die mit ihren Qualifikationen zufrieden sind (Selbstzufriedenheit), und für jene, die es nicht sind (Selbstverachtung). Ob sich die Stärke nun in der theologischen Ausbildung, sozialen Kompetenz oder Geistesgaben ausdrückt, bildet sie dennoch einen allzu zerbrechlichen Grund und einen irreführenden Fokus für die Leitung.

Auch die Bedürfnisse der Welt können Grund und Antrieb für die Arbeit in der Kirche sein. Ganz gleich, ob es sich um geistliche Not oder soziale oder wirtschaftliche Ungerechtigkeiten dreht: Nöte können das Gewissen wecken und dazu antreiben, die Richtung im Leben zu ändern, aber sie taugen nicht als Grundlage für ein langfristiges Werk. Was vom Mangel angestoßen wird, wird früher oder später die Früchte des Mangels tragen. Wenn sich unser Augenmerk auf die Not richtet, werden wir uns unweigerlich in Zynismus, Bitterkeit und Verzweiflung verlaufen, sobald wir erkennen, wie gering der Unterschied ist, den wir mit unserem Handeln erreicht haben, und wie viel noch zu tun ist.

Christliche Führung handelt von Jesus Christus. Wer er ist, was er in der Welt tut, was er mit dem Leben jedes Einzelnen anfangen will. Alles andere ist sein Widerhall. Nur auf diesem schmalen Weg kann man vermeiden, in der eigenen Führungsposition zu ersticken oder in den Bedürfnissen der Menschen zu ertrinken.

1653 saß ein französischer Jesuit, Paul Le Jeune, mitten in der nordamerikanischen Wildnis am Lagerfeuer und schrieb in sein Tagebuch:

Drei starke Gedanken trösten ein gutes Herz, das sich in den unendlichen Wäldern Neufrankreichs oder unter den Huron-Indianern befindet. Der erste ist: »Ich bin an dem Platz, an den Gott mich geschickt hat. Dort, wohin mich seine Hand geführt hat, wo er mit mir ist und wo ich ihn in meiner Einsamkeit suchen kann.« Der zweite Gedanke sind Davids Worte: »Wenn mein Herz voll Kummer ist, so macht deine Stimme mich froh.« Der dritte ist, dass wir nie Kreuz, Nägel und Dornen finden, ohne bei genauem Hinsehen in ihrer Mitte Jesus Christus zu finden. Kann es jemandem schlecht gehen, wenn er sich in Gesellschaft des Sohnes des lebendigen Gottes befindet? Ich weiß nicht, wie das Land der Huron beschaffen ist, wohin Gott mich in seiner unendlichen Gnade gesendet hat. Aber ich weiß, dass ich lieber dorthin gehe als in jedes mögliche irdische Paradies, denn es ist Gottes Wille.9

Was treibt einen Menschen dazu, alles zu verlassen, was er besitzt, aus seiner Heimat aufzubrechen und sich auf die andere Seite der Welt zu begeben, um dort unter offensichtlicher Gefahr Menschen, die er nicht kennt, von Jesus Christus zu erzählen? Es muss der gleiche Grund sein, der andere Menschen dazu antreibt, unter Menschen, die sie kennen, ausdauernde Gemeindearbeit zu leisten, ohne einen anderen Lohn zu erhalten als die Gewissheit, dass sie Gottes Willen tun.

Der Grund ist die Begegnung mit Jesus Christus. In seiner göttlichen Herrlichkeit besaß er die Freiheit, die der Mensch so heiß begehrt: sich frei im ganzen Universum zu bewegen, quer durch Leben und Tod, im Besitz aller Macht und Weisheit. Aber er hat auf all das verzichtet und sich den Menschen unterworfen, als er als Diener zu uns kam (vgl. Philipper 2,5-11). Er kam in unsere Häuser und teilte unser Leben, unsere Freude und unser Leid. Seine Liebe hatte keine Grenzen, sondern ging den ganzen Weg bis zum Kreuz, an dem er sein Leben für uns gab.

Deshalb wurde ihm die Macht gegeben, die alle anderen für eigene Zwecke missbrauchen würden, die er aber einsetzte, um zu befreien und die gesamte Schöpfung zu heilen. Daher kommen wir nicht um die eine Frage herum, die er uns stellt.

So hat Jesus seine Freiheit genutzt. Wie nutze ich meine Freiheit?

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