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Ein Spinnennetz aus Illusionen

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Für manche ist der Ruf Jesu eher eine Einladung, der Spiritualität zu entkommen. Und zwar dann, wenn er in jene spezielle religiöse Verdrehung der Wirklichkeit hineinspricht, die den Philosophen Martin Buber ausrufen ließ: »In der Tat ist nichts so geeignet, dem Menschen das Angesicht Gottes zu verdecken, wie Religion!« Dabei kann es, wie gesagt, um eine Führungsfunktion gehen, die uns unbemerkt uns selbst und anderen entfremdet hat. Es kann auch um innerkirchliche Debatten und Verhaltensmuster gehen, die die Macht über uns gewonnen haben und uns nun daran hindern, das Wesentliche zu sehen.

Es kann sogar so sein, dass wir tiefgründige geistliche Bücher lesen und viel über »das innere Leben« lernen – aber eigentlich fliehen wir damit nur vor der eigentlichen Konfrontation mit dem eigenen Innern. Thomas Merton schreibt über die besondere Herausforderung, in einem geistlichen Umfeld geistlich zu leiten:

Manchmal scheint es, als sei »das innere Leben« nur wenig mehr als ein Spinnennetz aus Illusionen. Gesponnen aus Jargon und frommen Sätzen, die wir in Büchern und Predigten gefunden haben und mit denen wir unser Inneres eher verstecken als offenbaren. Wie oft ist der Wegbegleiter betrübt und niedergeschlagen, wenn er jenen zuhört, die achtenswerte religiöse Seelen zu sein scheinen […] und dann merkt, dass er es mit prachtvoller und unbewusster Selbstgefälligkeit zu tun hat, die sich mit Klischees frommer Autoren ausgerüstet hat und nun bereit ist, jedem Erfolg von Demut und Wahrheit zu widerstehen.

Sein Herz zieht sich in einer Art Hoffnungslosigkeit zusammen. Einem Gefühl, dass es keine Möglichkeit gibt, durchzubrechen und den echten Menschen zu befreien, der unter der falschen Fassade, die sich bedauerlicherweise als Ergebnis religiöser Missbildung entwickelt hat, lebendig begraben liegt.11

Mit Selbstironie lässt sich leicht testen, ob die Diagnose »Überspiritualität« zutrifft. Kann die Person über sich selbst lachen? Ein chronisch ichbezogener Mensch hat viel zu viel zu tun, um sich solchen Trivialitäten zu widmen. Merton schreibt: »Ein kontemplativer Mensch ist nicht jemand, der seine Gebete ernst nimmt, sondern jemand, der Gott ernst nimmt.«12

Die Pharisäer und Schriftgelehrten in den Evangelien spiegeln auf zeitlose Weise die Risiken, die eine »professionelle Spiritualität« mit sich bringt. Die Führungsrolle mit all ihren Attributen wie Kleidung, Gesten, Attitüde, Sprache und so weiter wird allzu leicht ein Fluchtweg aus dem eigenen Leben. Dabei schrumpft die Kontaktfläche sowohl zu Gott als auch zu den Menschen und die Beziehung bekommt immer weniger Luft.

In Freiheit dienen

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