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Ein bitterer Nachgeschmack

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Wo liegt das Problem? Wie immer braucht es Zeit, bis die Saat Früchte trägt und man den Nachgeschmack erkennt. Aber wie Jesus sagt, ist es jenes langsame und bleibende Werk, das in allem Geistlichen den Unterschied macht (vgl. Matthäus 7,15-23). Was die gabenbasierte Führung betrifft, tritt in aller Regel früher oder später der bittere Nachgeschmack zutage:

• Exklusivität: Dieses Führungsverständnis basiert auf der Sichtweise, dass die Führungsperson anders ist. Der Schwerpunkt in meinem Selbstbild als Leiter liegt eher in meinem Unterschied zu den anderen als in meiner Zugehörigkeit zu ihnen. Damit bestätige ich das Bild des christlichen Dienstes als etwas Exklusives für einige wenige Auserwählte, was letztendlich dazu führt, dass sowohl die Auserwählten als auch die, die es nicht sind, verarmen.

• Willkür: Weil meine Gottesbeziehung dermaßen von der Überzeugung geprägt ist, dass ich diese Geistesgaben von Gott erhalten habe, hängt sie davon ab, dass ich diese Gaben richtig verwalte und entwickle. Was passiert sonst?

• Resultatdenken: Man sucht ständig nach dem Beleg dafür, dass die Gaben funktionieren und sichtbare Resultate liefern. Wenn man Ergebnisse findet, verführen diese zu Hochmut. Wenn man keine Resultate sieht, verführt das zu Missmut.

• Gottesbild: Was Gott gibt, wird wichtiger als das, was er ist. Die Tendenz geht deutlich in Richtung eines fordernden Gottes, ähnlich wie in Jesu Gleichnis vom Verwalter: »Herr, ich weiß, du bist ein strenger Mann, der erntet, was er nicht gepflanzt hat, und sammelt, was er nicht angebaut hat. Ich hatte Angst, dein Geld zu verlieren, also vergrub ich es in der Erde« (Matthäus 25,14-30).

• Selbstbild: Man reduziert sich auf ein Bündel Gnadengaben auf zwei Beinen, eine »Ressourcenperson« in der Kirche. Wer man wirklich ist, ist weder für Gott noch für andere Menschen interessant. Es zählt nur das, was man tut.

• Einsamkeit: Die eigene exklusive Geistlichkeit wird mehr und mehr zu einem Gefängnis, das einen daran hindert, normale Freundschaftsbeziehungen zu anderen Menschen aufzubauen. Sogar die Beziehung zu Gott scheint eher in die Einsamkeit als in die Gemeinschaft zu führen. Wenn der Job gut läuft, wird Gott zum Arbeitgeber oder Kollegen degradiert, von dem man sich am liebsten erholt, wenn man freihat. Wenn Ergebnisse ausbleiben, stellt sich dagegen die Frage: Bei wem kann ich mich ausweinen, wenn Gott so eng mit den Gaben verknüpft ist?

Eine Stimme aus den 1930er-Jahren aus Deutschland hat hier zweifellos ein gewisses Gewicht. Der lutherische Theologe Dietrich Bonhoeffer war reich an Erfahrungen mit der »charismatischen Führung«. als er schrieb:

Jeglicher Personenkult, der sich auf bedeutende Eigenschaften, auf hervorragende Fähigkeiten, Kräfte, Begabungen eines Andern – und seien sie durchaus geistlicher Art – erstreckt, ist weltlich und hat in der christlichen Gemeinde keinen Raum, ja er vergiftet sie. Das heute so oft gehörte Verlangen nach den »bischöflichen Menschen«, nach »vollmächtigen Persönlichkeiten« entspricht oft genug dem geistlich kranken Bedürfnis nach Bewunderung von Menschen, nach Aufrichtung sichtbarer Menschenautorität, weil die echte Autorität des Dienens zu gering erscheint.

Nichts widerspricht solchem Verlangen schärfer als das Neue Testament selbst in seiner Schilderung des Bischofs (1. Tim 3,1ff). Hier ist nichts von dem Zauber menschlicher Begabungen, von den glänzenden Eigenschaften einer geistlichen Persönlichkeit zu finden. Der Bischof ist der schlichte, in Glauben und Leben gesunde treue Mann, der seinen Dienst an der Gemeinde recht versieht. Seine Autorität liegt in der Ausrichtung seines Dienstes. Am Menschen selbst ist nichts zu bewundern.

Die Sucht nach unechter Autorität will zuletzt doch wieder irgendeine Unmittelbarkeit, eine Menschenbindung, in der Kirche aufrichten. Echte Autorität weiß sich im strengsten Sinne gebunden an das Wort Jesu: »Einer ist euer Meister, Christus; ihr aber seid alle Brüder« (Mt 23,8). Die Gemeinde braucht nicht glänzende Persönlichkeiten, sondern treue Diener Jesu und der Brüder.8

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