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»Folge mit nach!«

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Zwei Personen der frühen Kirche verkörpern die menschliche Reaktion auf Jesus Christus derart, dass sie heute noch als Prototypen für christliche Führung gelten: Petrus und Paulus. Beide haben ganz verschiedene Hintergründe. Heute würde man Petrus einen Arbeiter und Paulus einen Akademiker nennen. Fischer und Rabbi mit verschiedenen Sprachen und Voraussetzungen treffen Jesus. So stellen die beiden das breite Feld der christlichen Führung dar.

Für Petrus beginnt die Geschichte an einem gewöhnlichen Arbeitstag beziehungsweise in einer Arbeitsnacht. Erschöpft von Dunkelheit und Kälte hat er draußen auf dem See nichts fangen können und ist, als er anlegt, vermutlich nur mäßig an dem Fremden am Strand interessiert. Doch dann passiert alles sehr schnell und unerwartet und endet mit so viel Fisch, dass die Boote beinahe sinken. Da wirft Simon Petrus sich Jesus zu Füßen und sagt: »Herr, kümmere dich nicht weiter um mich – ich bin ein zu großer Sünder, um bei dir zu sein« (Lukas 5,1-11).

Warum sagt er das? Jesus hat kein Wort von Sünde gesagt. Zu diesem Zeitpunkt hat er überhaupt noch nicht gepredigt, sondern Petrus nur das gegeben, was dieser die ganze Nacht versucht hatte zu bekommen: Fisch. Es muss das Treffen mit dem konkret Göttlichen gewesen sein, das eine Selbsterkenntnis hervorgebracht hat, wie sie keine Predigt der Welt je erreichen kann. Es war nicht das Treffen mit einer Furcht einflößenden Heiligkeit, sondern das Treffen mit jemandem, der ihm nur Gutes wollte. Das erleuchtete all das, was Petrus am liebsten nicht sehen wollte.

Die doppelte Belichtung, als Petrus gleichzeitig Gottes und sein eigenes Angesicht sieht, hat sein Leben verändert. Die Gnade beinhaltet nicht nur Vergebung, sondern zieht Petrus mit sich in einen Auftrag, den er sich in seinen wildesten Träumen nicht vorgestellt hätte: »Jesus sagte zu Simon: ›Hab keine Angst. Von jetzt an wirst du Menschen fischen.‹« Er vergibt jemandem wie ihm nicht nur, sondern will mit ihm zusammenarbeiten!

Drei Jahre später ist unfassbar viel passiert und Petrus und Jesus sind wieder am gleichen Strand (Johannes 21). Die dunklen Seiten, die Petrus schon beim ersten Mal in seinem Innern gespürt hatte, haben ihn in Betrug und Erniedrigung gestürzt. Er hat völlig den Boden unter den Füßen verloren und getan, was er niemals von sich selbst erwartet hätte. All seine theologischen Einsichten und geistlichen Erfahrungen sind unter einfachem Gruppenzwang wie Eierschalen zerbrochen. Und er sollte doch »der Fels« sein, auf dem Christus seine Kirche aufbauen wollte.

Doch so abgrundtief seine Sünde auch war – Jesu Güte ist noch tiefer. Petrus erwartet, dass Jesus auf das zu sprechen kommt, was passiert ist, als sie nach seiner Auferstehung einen Spaziergang am Wasser entlang machen. Wann wird er etwas sagen? Aber er sagt nichts. Kein einziges Wort über das, was geschehen ist. Nur eine Frage, die Jesus dreimal wiederholt: »Liebst du mich?«

Jesus fragt nicht nach Petrus’ Sünde. Er fragt auch nicht nach seinen Führungsqualitäten. Er fragt nicht einmal nach seinem Glauben. Er fragt nach der Beziehung. Auf dieser Grundlage bekommt Petrus seinen erneuerten Auftrag: »Weide meine Lämmer.« – »Hüte meine Schafe.« – »Weide meine Schafe.« Am Ende des Gesprächs fasst Jesus die ganze Sache in drei wohlbekannten Worten zusammen: »Folge mir nach.«

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