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Eugen Zabel auf dem Weg nach Russland – Zwischenstopp in Königsberg

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Auch Eugen Zabel wird sicherlich von der kulturellen Kraft Europas überzeugt gewesen sein, als er sich auf der Pariser Weltausstellung im russischen Pavillon über die anstehende Fertigstellung der sibirischen Bahn informierte: „Die Besucher der letzten Pariser Weltausstellung, Sommer 1900, werden sich erinnern, in welcher geschickten und eindrucksvollen Weise die russische Regierung auf dem Völkermarkt, der sich damals an der Seine entwickelt hatte, ein Bild von der großen sibirischen Eisenbahn zu geben wusste. …

Dabei war ein Teil des Gebäudes in eine Eisenbahnhalle verwandelt, in der vier Waggons der Internationalen Schlafwagengesellschaft genau in derselben Einrichtung aufgestellt waren, wie sie schon damals zwischen Moskau und Irkutsk wöchentlich einmal verkehrten. Die Ausführung des Zuges, der vollständig gebrauchsfertig zusammengestellt war, sollte das Publikum an die Vorstellung gewöhnen, daß es keine unmögliche Zumutung bilde, achteinhalb Tage von „Mütterchen“ Moskau bis zur Hauptstadt von Mittelsibirien ohne Unterbrechung auf der Eisenbahn zuzubringen. Gegenwärtig genügen dazu sieben Tage und acht Nächte.“

Der Weg nach Russland führte Zabel im Sommer 1903 dann auch über Königsberg, dem heutigen Kaliningrad. „In meiner Vaterstadt Königsberg i. Pr. verlebte ich nach der Abfahrt von der Station Zoologischer Garten in Berlin zunächst einen Sonntag im Kreise meiner Geschwister und lieben Verwandten. Alles, was Russland und die Entwicklung des Zarenreichs betrifft, findet in der alten ostpreußischen Krönungsstadt naturgemäß ein lebhaftes Echo, denn dort ist ein starkes Bollwerk des Deutschtums gegen den Osten, eine feste Burg vaterländischer Gesinnung und Kultur geschaffen. Gerade die Nähe der russischen Grenze bewirkt es, daß im Schatten des ehrwürdigen Schlosses das Nationalitätsgefühl lebhaft pulsiert und eifrig bedacht ist, das von den Vätern Ererbte rein zu erhalten. Damit hängt es aber auch zusammen, daß man in Königsberg bemüht ist, das östliche Nachbarreich nicht, wie es wohl sonst geschieht, mit billigen Redensarten abzuurteilen, sondern es aus der Eigenart des Landes und seiner Bevölkerung, seiner Geschichte und Charakteranlage wirklich zu verstehen.“

Zabel, der wirklich ein Russland-Versteher war (heute würde man ihn mit dieser Bezeichnung in eine Schublade mit ehemaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten oder Russland-Korrespondentinnen mit Kurzhaarfrisuren stecken, die mit bewundernswertem Einsatz in unzähligen Talkshows und Publikationen dafür werben, mit Russland, also Putin, im Gespräch zu bleiben), musste glücklicherweise nicht mehr miterleben, dass im Sommer 1944 seine Heimatstadt, dieses deutsche Bollwerk, von der Royal Airforce in Schutt und Asche gebombt wurde, auch das Schloss, an dessen Stelle in Kaliningrad jetzt ein neues architektonisches „Meisterwerk“ zu besichtigen ist: die Bauruine des monströsen Haus-der Räte, dessen Fertigstellung aufgrund statischer Fehlkalkulationen (vielleicht gab es ja sogar gar keine statischen Berechnungen, wer weiß das schon) schon in den 60er Jahren auf den St.-Nimmerleinstag verschoben wurde und dessen Abriss bisher an den zu hohen Kosten scheiterte.

Immerhin wurde der alte Dom auf der nahegelegenen Pregelinsel, dem ehemaligen Stadtteil Kneiphof, wieder aufgebaut, so dass auch das Kant-Mausoleum seinen würdigen Platz hat. Im Dom kann man täglich Orgelkonzerten lauschen, ein unumgänglicher Programmpunkt jeder Kaliningrad-Reise.

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