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Auf der Kurischen Nehrung, Russland
ОглавлениеNach einer eher kurzen Nacht besteige ich am nächsten Morgen kurz vor 7.00 Uhr den Bus nach Klaipeda, Litauen. Eine wunderschöne Strecke, auch wenn auf dem Weg nach Selenogradsk, dem alten Ostseebad Cranz, noch nichts von den wilden Lupinen zu sehen ist, die wohl in wenigen Wochen wieder überall am Wegesrand blühen werden.
Am Ortsrand von Selenogradsk wird man von mehreren Blöcken moderner Neubauten empfangen, eine beliebte Wohngegend vieler Menschen, die täglich nach Kaliningrad zur Arbeit pendeln. Mal mehr, mal weniger Stau! Ansonsten ist Selenogradsk aber ein schönes kleines Städtchen, dessen Altstadt mit einigen guten Hotels und Ferienwohnungen sowie dem angrenzenden Stadtpark und dem ostwärts - also Richtung Kurischer Nehrung - liegenden schönen Sandstrand durchaus zu einem Kurzurlaub einlädt.
Mein Bus fährt aber nach kurzem Halt am Bahnhof weiter, jetzt rauf auf die Kurische Nehrung, den schmalen, knapp 100 Kilometer langen Streifen zwischen Ostsee und Haff, der früher ob seiner vielen Sanddünen auch als deutsche Sahara bezeichnet wurde. Wer noch nicht hier war, der sollte schleunigst seine Sachen packen und anreisen. Wer schon hier war, der kommt sowieso wieder.
Das Weltkulturerbe Kurische Nehrung wird ziemlich mittig geteilt, im Süden der russische Oblast Kaliningrad, im Norden Litauen. Die wandernden Sanddünen haben früher hier viele Dörfer begraben, deren Bewohner dann in der Nähe neue Dörfer erbauten, und das nicht nur einmal.
Dem Dünenmeister Wilhelm Franz Epha gelang es schließlich im 19. Jahrhundert, dem Wandern der Dünen durch Bepflanzung Einhalt zu gebieten, was die Dörfer vor dem Untergang bewahrte und Epha ein Ehrengrab auf dem Friedhof Rossitten bescherte (was man auch heute noch besichtigen kann, wenn man es nach langer Suche im Wald endlich gefunden hat). So mancher Besucher der größten Düne im russischen Teil der Kurischen Nehrung mag allerdings darüber rätseln, warum diese Düne, die einen herrlichen Ausblick auf Meer und Haff gewährt, jetzt wohl Epha-Düne heißt.
Rossitten (das heutige Rybatschi) ist der einen oder anderen Leserin wohl als Standort der berühmten Vogelwarte bekannt, deren Besuch bei einer Tour auf die Kurische Nehrung nicht versäumt werden sollte.
Fährt man wie ich im Bus (und kann nicht mal so eben einfach aussteigen) Richtung Litauen, sieht man vor lauter Wald und Dünen die linker Hand gelegene Ostsee leider überhaupt nicht, und das Haff wird erst sichtbar, wenn man hinter Morskoje, dem alten Pillkoppen, die Grenze nach Litauen überschritten hat und in Nida angekommen ist.