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2.1.1. Trend I: Technologische Konvergenz

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Auf den ersten Blick scheinen die Entwicklungen der letzten fünf Jahre eher eine Tendenz zur Diversifizierung anzudeuten.

Im Jahre 2005 gab es de facto nur zwei Betriebssysteme: Eines, das keine klare Trennung zwischen Systemkern und Userinterface hat (Windows) und eines, das diese klare Trennung aufwies (Unix) – auch wenn in einem Fall die Unterschiede in der Ausgestaltung des Interfaces (Apple seit Mac OS X) so gravierend sind, dass es als drittes Betriebssystem wahrgenommen wird. In den letzten Jahren entstanden aus der Notwendigkeit verschiedene mobile Devices zu unterstützen wieder deutlich voneinander abweichende Betriebssysteme.

Im Jahre 2005 gab es de facto nur mehr eine Grundform des Endgerätes: Verschiedene Laptops, Desktops oder Laptops und Desktops als Frontends für Rechnerkonfigurationen höherer und hoher Leistung stellten eine einheitliche Metapher des Zugangs zu Rechnerressourcen bereit. Auch hier haben die mobilen Devices erstmals wieder eine deutliche Diversifizierung eingeleitet.

Im Jahre 2005 schien schließlich, völlig unabhängig von den mobilen Devices, die Entwicklung praxisrelevanter Programmiersprachen abgeschlossen – unter anderem dadurch, dass die zunehmende Rechenleistung den Performanz-Nachteil von Scriptsprachen verwischte. Seitdem zeichnet sich wieder eine stärkere Diversifizierung der Sprachen ab.

Diese Diversifizierung einzelner Aspekte der technologischen Landschaft steht der Herausbildung einer voll integrierten konvergenten Informationslandschaft jedoch keineswegs im Wege. Dies wird dadurch erzwungen, dass zum Unterschied etwa zum Jahre 1995 mittlerweile zahlreiche Dienste existieren, die als genuin und zentral alltagsrelevant gelten und deren nicht-Erreichbarkeit – etwa auf einer neuen Endgeräteklasse – deren Erfolg in Frage stellt.

Dieses Prinzip sei an einem fiktiven Beispiel näher beschrieben:

Es ist klar, dass im Jahre 2025 erwartet werden wird, dass auch während Flugreisen ständiger Kontakt zu den gewohnten Informationsdienstleistungen gewährleistest ist. Im Folgenden sei aufgezeigt, dass diese Erwartung – die Erwartung nach der ständigen Verfügbarkeit informationstechnischer Leistungen, unabhängig von der dafür eingesetzten Technologie – innerhalb von mindestens drei Szenarien möglich ist, die derzeit bestehende technische Trends in unterschiedlicher Weise fortschreiben.

 Beobachtend, dass Desktops, Laptops und mobile Geräte sich durch die intermediäre Klasse von Tablets zuletzt wieder ein wenig annähern, besteht ein radikales Szenario in der Annahme, dass die Entwicklung biegsamer Displays in den nächsten fünfzehn Jahren solche Fortschritte macht, dass sie sich zu falt- und ggf. auch knautschbaren flachen Objekten weiter entwickeln. Ein derartiges Gerät könnte mit einem handgroßen Prozessor verbunden werden und auf einem Teil ihrer Oberfläche via Touchscreen eine Tastatur emulieren. Auch könnte es übergangslos zwischen Wohnung und Büro auch in den dazwischen benutzten Verkehrsmitteln verwendet werden.

 Beobachtend, dass informationstechnische Komponenten und mobile Endgeräte insgesamt radikal billiger werden, besteht ein anderes radikales Szenario in der Annahme, dass die Umwelt in den nächsten Jahren immer stärker mit auf den lokalen Einsatzort optimierten Benutzeroberflächen durchsetzt wird. Diese Benutzeroberflächen könnten jeweils mit der persönlichen Datenhaltung auf einem anderswo lokalisierten Rechner verbunden werden. Gehen wir von einer heimischen Medienkonsole, einem heutigen Endgeräten noch recht nahen Büroarbeitsplatz und einem als Touchscreen ausgestalteten ausklappbaren Esstischchen im Flugzeug aus, haben wir die gleiche übergangslose Nutzung von Informationsdiensten zwischen Wohnung und Büro, sowie den dazwischen liegenden Verkehrsmitteln, wie in Szenario 1 vor uns. Diese Nutzung findet aber auf der Basis einer im Detail völlig anderen technischen Entwicklung statt.

 Beide bisher genannten Szenarien sind Extreme: Zahllose Zwischenformen existieren. Verwiesen sei etwa auf die Möglichkeit, die Datenhaltung gerätetechnisch noch wesentlich stärker von deren Verarbeitung zu trennen wie heute, sodass etwa ein USB-Nachfolge-Speichergerät mit unterschiedlichen informationsverarbeitenden Geräten zu Hause, im Verkehrsmittel und im Büro verbunden werden könnte.

Allen genannten Szenarien ist allerdings gemeinsam, dass sie eine Interoperabilität von Informationsdiensten und -objekten voraussetzen, die wesentlich über der heutigen liegt. Hierin, nicht in der Frage, wie ein bestimmtes Kommunikationsprotokoll bedient werden kann, liegt die große Herausforderung für die weitere Entwicklung der Informationsversorgung im Allgemeinen und der der Hochschulen im Besonderen.

Diesen Entwicklungen gerecht zu werden, setzt erhebliche intellektuelle und finanzielle Investitionen voraus. Wir vermuten, dass sie in Zukunft als „mobile revolution“ oder Ähnliches bezeichnet werden wird, da sie letzten Endes darauf zurückzuführen ist, dass die Differenz zwischen hochmobilen (Smartphones), teilmobilen (Laptops) und stationären (PCs) Endgeräten verschwindet.

Sie als „Revolution“ zu bezeichnen scheint uns allerdings nur aus der Sicht eines auf Aufmerksamkeit bedachten karrierebewussten Medientheoretikers sinnvoll: Aus der Gesamtsicht der Entwicklung der Informationstechnologie der letzten 40 Jahre betrachtet, ist sie schlicht der nächste logische Schritt in einer organischen, iterativen Entwicklung ubiquitärer Informationsstrukturen. Die Ergebnisse und Verläufe des ersten dieser Schritte – die „PC Revolution“ – und des zweiten – „die Internetrevolution“ – scheinen uns daher eine solide Basis für die Beurteilung der weiteren Entwicklung.

Zusammenfassende These: Es ist nicht mit grundsätzlich neuen Formen der Informationsbereitstellung zu rechnen. Information, die nicht so bereit gestellt wird, dass sie auf allen Plattformen verfügbar ist, wird als amateurhaft und unzuverlässig gelten.

Empfehlungen für die weitere Entwicklung der Wissenschaftlichen Informationsversorgung des Landes NRW

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