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Tag 2 – Seetag

Schiffserkundung/Der erste aufregende Tag an Bord

Heute Morgen erwache ich mit der Morgendämmerung, und meine Kabine erstrahlt in den Farben des Morgenrotes. Ein herrlicher Anblick, der Emotionen bei mir auslöst. Ich beeile mich, aus dem Bett zu kommen, sofort öffne ich die Balkontür und trete hinaus auf meinen Balkon. Tief atme ich die frische Meeresluft ein. Oh, wie gut mir das tut. In der Nacht bin ich ein paarmal durch die schwankenden Schiffsbewegungen und ungewohnten Geräusche aufgewacht und wurde daran erinnert, dass ich auf einem Schiff bin. Diese Eingewöhnungsphase benötige ich immer, wenn ich in einer neuen, fremden Umgebung die erste Nacht verbringe.

Nun aber liegt die See ruhig vor mir.

Die Sonne hat bereits den Horizont überschritten und ich schaue ihr zu, wie sie weiter nach oben wandert. Auch in der Nacht war die Aussicht auf die See zauberhaft gewesen. Die Mondsichel war nur selten von Wolken bedeckt und spiegelte sich auf den Wellen.

Irgendwann reiße ich mich vom Anblick auf das weite Meer los und schaue auf die Uhr. Es ist kurz vor 8 Uhr und ich habe noch genügend Zeit für eine Dusche und ein ausgiebiges Frühstück.

Ich habe die Wahl zwischen Frühstück im Restaurant „Vier Jahreszeiten“ auf dem Neptundeck, im Artania-Restaurant auf Deck 3 oder im Lido-Buffet-Restaurant auf Deck 8. Ich entscheide mich für das Buffet-Restaurant. Im Laufe der Reise habe ich noch oft die Möglichkeit, die Restaurants zu wechseln. Das Early-Bird-Angebot für Frühaufsteher in der Pazifik-Lounge wird mich wahrscheinlich selten zu sehen bekommen. Vielleicht wird aber eine Eule auch hier und da zu einem frühen Vogel, denn die meisten Hafeneinfahrten finden morgens in aller Frühe statt. Sehr gerne würde ich dann von meinem Balkon die Hafeneinfahrten fotografisch festhalten, denn es ist immer interessant, wenn das Lotsenboot heranfährt und den Lotsen an Bord bringt.

Kurz nach 10 Uhr findet die Seenotrettungsübung statt, die ausnahmslos für alle Reisegäste verpflichtend ist. Diese war eigentlich auf den gestrigen Abend terminiert und wurde aufgrund der Verzögerung bei der Einschiffung verschoben. Die obligatorische Seenotrettungsübung dient bei allen Kreuzfahrtschiffen als Sicherheit, um die Passagiere im Krisenfall mit den Notfallmaßnahmen an Bord vertraut zu machen. Diese Übung wird zum Beginn eines jeden neuen Teilabschnitts wegen Passagierwechsel wiederholt werden. Bei dieser Pflichtübung ist erkennbar und beruhigend festzustellen, wie kompetent und eingespielt die Bordbesatzung agiert. Ein Gedanke an einen Ernstfall kommt bei mir nicht auf. Ich fühle mich auf einem Schiff immer gut und sicher aufgehoben.

Nach dieser Pflichtübung wandere ich mit einem Buch und einer Decke unter dem Arm auf das Sonnendeck und entspanne mich gut eingepackt in einem Liegestuhl.

Am frühen Nachmittag frischt der Wind allerdings auf und die Wellen zeigen sich von ihrer lebhafteren Seite. Da packe ich meine Sachen und mache mich auf den Weg in meine Kabine.

Laut Informationen im Bordfernsehen beträgt der Wind 26 Knoten, eine steife Brise mit Windstärke 7. Wie ich im Nachhinein erfahre, geht es hiernach einigen Passagieren gar nicht gut, ich dagegen bemerke keine „Nebenwirkungen“.

Exkurs zur Windstärke

Die Daten liefert ein Windmesser, das Anemometer. Je schneller sich die Schalen des Windrades drehen, desto stärker bläst der Wind. An Land wird die Windgeschwindigkeit in Stundenkilometer gemessen, bei der See- und Luftfahrt allerdings in Knoten. Ein Knoten entspricht 1,852 Kilometern pro Stunde. Im Jahre 1805 erfand der britische Admiral Beaufort ein System, mit dem man die Windgeschwindigkeiten einteilen und beschreiben konnte. So gilt für Windstärke 9: kleinere Schäden an Häusern. Windstärke 12: schwerste Verwüstungen. Die Windskala des Engländers hat bis heute Gültigkeit.

Windstärke00,0-1,8 Km/hWindstille
Windstärke12,1-6,1 Km/hleichtes Lüftchen
Windstärke26,5-11,8 Km/hleichte Brise
Windstärke312,2-18,7 Km/hsanfte Brise
Windstärke419,0-25,9 Km/hmäßige Brise
Windstärke526,2-35,2 Km/hfrische Brise
Windstärke635,6-44,6 Km/hstarker Wind
Windstärke745,0-55,0 Km/hsteife Brise
Windstärke855,4-65,5 Km/hstürmischer Wind
Windstärke965,8-77,4 Km/hSturm
Windstärke1077,7-90,3 Km/hvoller Sturm
Windstärke1190,7-104,4 Km/hschwerer Sturm
Windstärke12104,4-133,0 Km/hOrkan, Hurrikan

Um 17:30 Uhr findet in der Atlantic-Show-Lounge ein Begrüßungscocktail mit Kapitän Flatebø und Kreuzfahrtdirektor Gruschka statt. Ich wähle den Eingang auf der Steuerbordseite – in Fahrtrichtung rechts – und verzichte auf eine persönliche Begrüßung durch beide Herren. Als ich die lange Schlange elegant gekleideter Passagiere sehe, beglückwünsche ich mich für meine Entscheidung und suche mir stattdessen gut gelaunt einen Sitzplatz, der einen freien Blick auf die Bühne zulässt.

Die Moderation der Begrüßung übernimmt Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka, der souverän durch die Veranstaltung führt. Kapitän Flatebø stellt uns seine Offiziere vor und vom Kreuzfahrtdirektor werden wir mit dem Phoenix-Team bekannt gemacht. Einige Gesichter erkenne ich von früheren Fahrten mit der Phoenix-Flotte wieder.

Den Abschluss des ersten Seetages bildet schließlich im Lido-Buffet-Restaurant das Galaabendessen. Nachdem ich mir bewusst einen Einzeltisch am Fenster herausgesucht habe, lasse ich mir das wirklich gute Abendessen in Ruhe schmecken. Wegen meiner bewussten Separierung schauen mich manche Mitreisenden zwar komisch an, doch ich bleibe bei meinem Entschluss: Das ist meine Reise und die werde ich so gestalten, wie ich es möchte.

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