Читать книгу Kloster oder Kreuzfahrt - Margarete Wischnowski - Страница 13
ОглавлениеTag 5 – Seetag
Auf dem Weg weiter nach Westen passieren wir den nächsten Längengrad und wir müssen die Uhren um eine Stunde zurückstellen. Dieses Prozedere wird mich ab jetzt auf der gesamten Reise begleiten. Wir werden insgesamt acht Zeitzonen bereisen.
Obwohl ich gestern vom langen Ausflug nach Granada ziemlich erschöpft war und meine Beine vom vielen Laufen schmerzten, bin ich heute Morgen früh aufgewacht. Ich fühle mich aber dennoch ausgeschlafen.
Nach dem Frühsport freue ich mich aufs Frühstück. Im Lido-Buffet-Restaurant gibt es – bestimmt extra für mich eingeführt – täglich bis 10:30 Uhr ein „Langschläfer-Frühstück“. Das Schöne in diesem Restaurant ist nicht nur, dass hier alle Mahlzeiten in Büfettform angeboten werden, sondern die große Außenterrasse am Heck der „Artania“. Egal, wo man sitzt, man wird immer mit einem herrlichen Blick auf das Meer und die Wellen belohnt. Wie in den letzten Tagen schon, zieht sich mein Frühstück in die Länge und wird wohl eher unter der Kategorie Brunch einzuordnen sein. Das kann ja heiter werden, wenn ich jetzt schon den kulinarischen Genüssen so sehr fröne.
Aber auch ausgiebiges Essen kann anstrengend sein. So gönne ich mir eine Verschnaufpause im Liegestuhl auf meinem Balkon. Das Wetter zeigt sich von seiner freundlichen Seite. Wie gut, dass ich an den Wasserkocher und auch an verschiedene Teesorten gedacht habe. Eigentlich darf man in einer Schiffskabine keinen Wasserkocher benutzen, doch ich werde vorsichtig sein und darauf achten, dass nichts passiert. So lasse ich mir meinen Tee auf dem Balkon im Liegestuhl schmecken und schaue dem Wellenspiel zu.
Den gestrigen Tag lasse ich noch einmal Revue passieren und halte schließlich das Erlebte in meinem Tagebuch fest. Ich merke schon, wie sich mein Gedankenkarussell langsamer dreht. Es gelingt mir tatsächlich, einfach nur ruhig dazusitzen und das Meer zu beobachten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Diese innere Ruhe scheint auch äußerlich sichtbar zu werden, beim Frühsport heute Morgen lässt Franky einige Bemerkungen in diese Richtung fallen.
Körperliche Bewegung, gepaart mit Meeresluft und Wellenrauschen, ist fantastisch. Das möchte ich auf keinen Fall mehr missen und beschließe, dass dieser Programmpunkt für mich zum festen Bestandteil der gesamten Reise wird. Ebenso die Entspannungsübungen des für mich neue entdeckten Qi Gong mit Helmut.
Meinem Motto „Entspannung pur“ wäre es natürlich zuträglicher, wenn etwas mehr Zeit zwischen den einzelnen Sportaktivitäten zur Verfügung stünde, aber da ich mich in den letzten Tagen gerade nach dem Sportprogramm immer besonders wohlgefühlt habe, nehme ich es eben, wie es kommt. Eigentlich auch eine gute Einstellung, merke ich gerade, als ich diese Zeilen niederschreibe. Sollte es zeitlich doch mal nicht passen, dann könnte ich es auch sausen lassen – schließlich muss ich nicht machen, was ich nicht möchte.
Den weiteren Vormittag lasse ich gemütlich verstreichen. Erst gegen 15 Uhr steht mein nächster Programmpunkt auf dem Plan: Ein Vortrag in der Atlantic-Show-Lounge zum Thema „Gesundes Sehen – Computermüde Augen“. Hier werde ich von Sehtrainerin Dagmar Wanschura bestens informiert. Ich bekomme bestätigt, was ich schon weiß: Unsere Augen sind für stundenlanges Arbeiten am Bildschirm nicht geeignet. Sie gibt uns wertvolle Tipps, wie man es unseren Augen erleichtern kann. Palmieren gehört dazu, das bedeutet, beide Handflächen aneinanderreiben, um Energie aufzunehmen und anschließend die Augen zu bedecken. Auch zeigt sie uns, wie man richtig blinzelt oder in die Ferne schaut. Wir probieren es direkt vor Ort aus und ich nehme mir vor, davon während meiner Reise einiges zu beherzigen. Ab und zu mal „blinzeln“ ist nicht schwer – mal sehen, was aus dem neuen Vorsatz wird. Besonders gut gefällt mir die Empfehlung „oft in die Ferne sehen“. Dem werde ich zukünftig sehr gerne und noch häufiger als bisher mit den täglichen Blicken hinaus aufs offene Meer nachkommen.
Hierzu fällt mir der Text eines Liedes ein, das ich gerne singe, weil es mir immer Mut macht. Dort heißt es:
„Wer immer an der Küste bleibt, aus Angst, wohin das Meer ihn treibt, der sieht nur bis zum Horizont und niemals was dahinter kommt. Doch, wer auf neuen Kursen reist und nicht gleich im Gegenwind die Segel streicht, wird sehn, ihm erschließt sich irgendwann ein neuer Ozean.“
Und genau da wollte ich hin.
Nach dem Abendessen besuche ich nur kurz das weihnachtliche Kammermusikkonzert „Laudate Dominum“ und ziehe mich schnell in meine gemütliche Kabine zurück.