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Tag 4 – Heiligabend

In den Morgenstunden des Heiligabends erreichen wir Málaga an der andalusischen Costa del Sol in Südspanien. Bis 17 Uhr werden wir hier im Hafen liegen, und es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Ausflüge nach Málaga oder in die Umgebung.

Direkt in der Nähe der Anlegestelle findet man den Paseo del Parque. Er erstreckt sich entlang des Hafenbeckens und ist wohl der schönste und geruhsamste Platz Málagas. Folgt man dem Paseo del Parque bis zum Ende, so gelangt man zur Plaza de Toros und der Stierkampfarena, die man nur von außen besichtigen kann. Die Plaza de la Marina bildet den Verkehrsknotenpunkt der Altstadt. Hier beginnt die 420 Meter lange und 42 Meter breite Alameda Principal.

So reizvoll es sicherlich wäre, Málaga, die sechstgrößte Stadt Spaniens, auf eigene Faust zu erkunden, möchte ich nicht gleich zu Beginn meiner Reise unter Zeitdruck geraten, nicht rechtzeitig vor Ablegen des Schiffes wieder an Bord zu sein.

Daher beschließe ich, das Ausflugsangebot von Phoenix anzunehmen und die berühmte Alhambra in Granada zu besichtigen. Gut, dass wir uns nicht selbst um die Tickets kümmern müssen, sondern Phoenix die Eintrittskarten besorgt. Bei maximal 7700 Tickets pro Tag hätte man das vorher rechtzeitig tun müssen, um nicht leer auszugehen.

Hier auf der Iberischen Halbinsel herrscht im Dezember mildes Klima und deshalb muss ich schmunzeln, als ich sehe, dass uns unten an der Gangway der Weihnachtsmann bei diesen sommerlichen Temperaturen in seinem roten Weihnachtspelz begrüßt und uns einen schönen Tagesausflug wünscht. Für die etwa zweistündige Fahrt nach Granada steigen wir in einen Bus, der uns auf das 700 Meter über dem Meeresspiegel liegende Ausflugsziel hinaufbringt. Die historische Stadt Granada1 liegt im Schatten der mächtigen Sierra Nevada. Granada und Alhambra sind die bedeutendsten Stätten maurischer Kultur in Spanien. Die Alhambra ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas und wird seit 1984 als Weltkulturerbe geführt.

Aber bevor ich die Festung Alhambra betrete, spaziere ich durch die Generalife Gärten, den kleinen Sommerpalast, die prächtige Zypressenallee und entdecke nacheinander zahlreiche Wasserspiele. Diese Anlage wird auch als „Gärten Allahs“ oder „Paradies Allahs“ bezeichnet und sie befindet sich noch unterhalb der eindrucksvollen Festungsanlage.

Die Alhambra thront eindrucksvoll über ihnen auf einem der Hügel von Granada und beherbergt im Innern mehrere unterschiedliche Palastanlagen. Dort lebten neben Adeligen und Angehörigen des Militärs höherstehende Bürger sowie Kaufleute und wichtige Handwerker.

Ein kleines Museum mit einer Sammlung historischer Waffen zeugt von der hier einst florierenden Kunst der Waffenherstellung.




Leider ist der Löwenbrunnen im Löwenhof wegen Restaurationsarbeiten mit einer Plane abgedeckt. Wie schade. Ich genieße stattdessen den herrlichen Ausblick über das Flusstal des Darro und die Erhebungen der Sierra Nevada. Mit seinen stattlichen 3482 Metern bietet dieser Gebirgszug den höchsten Berg Spaniens.

„Ich bin das Herz dieses Palastes“. Diese Worte ließ der Erbauer der Alhambra, Yusuf der I., Emir von Granada, einst in den Stein meißeln. Endlich betrete ich die Alhambra, was im Islamischen für „Rotes Castell“ steht. Im 15. Jahrhundert war die Alhambra eine Sultansstadt mit einer 40000 Mann starken Garnison. In jedem Raum entdecke ich kunstvoll gestalteten Stuck und Säulen. Dieser Ort spiegelt wahrhaftig die Blüte islamischer Baukunst wider. Ab 1492 ging die maurische Herrschaft zu Ende. Katholische Truppen nahmen im Auftrag von Königin Isabella und König Ferdinand V. die Stadt ein.

Bevor uns der Bus zurück zum Schiff bringt, genießen wir noch eine kurze Panoramarundfahrt durch Granada. Ich bin froh, dass ich mich für diesen interessanten und beeindruckenden Ausflug in die Kulturgeschichte Spaniens entschieden habe.

Gut gelaunt wieder an Bord überlege ich, in welchem Restaurant ich den heutigen Abend verbringen möchte. Auf dem Schiff gibt es unterschiedliche Restaurants, mit Büfett oder Bedienung. Das Restaurant „Vier Jahreszeiten“ besticht durch rote, plüschige Polstersessel. Hier wird man bedient und speist in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre. Auch das Artania-Restaurant ist mit Bedienung, jedoch heller und moderner möbliert. Lediglich im Lido-Restaurant ist Selbstbedienung und die Speisen werden in Büfettform angeboten.

Heute entscheide ich mich für das „Wohnzimmer“. Am Heiligabend möchte ich mich bedienen lassen und es mir richtig gemütlich machen. Leider verfrachtet mich der Kellner an einen Tisch für Alleinreisende. Das ist ganz und gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Aber woher soll er das wissen. Die Unterhaltung am Tisch ist zäh und die Themen interessieren mich nicht sonderlich. Für mich steht fest, dass ich so etwas für den Rest der Reise nicht mehr brauche. In Zukunft ist ein Buffet-Restaurant – bevorzugt mit Einzeltisch – eher das Richtige für mich und meinem Bedürfnis nach sozialer Unabhängigkeit.

Ab 21 Uhr sind alle Reisegäste in die Atlantic-Show-Lounge eingeladen. Hier findet das weihnachtliche Abendprogramm mit Bescherung durch den Weihnachtsmann und Gesangseinlagen der Künstler statt.

Der kleine Sohn des Kreuzfahrtdirektors bekommt ein großes Geschenk und strahlt übers ganze Gesicht. Auch einige Erwachsene werden zum Weihnachtsmann auf die Bühne gebeten, der auf einem Ohrensessel Platz genommen hat und die Weihnachtsgeschenke verteilt.

Weihnachten auf See ist schon ganz besonders. Ich denke ein bisschen wehmütig an meine Lieben zu Hause, denn zum ersten Mal erlebe ich ein Weihnachtsfest ohne meine Familie.

Genug für heute. Die Christmette um 23:30 Uhr mit dem Bordpfarrer Hartwig Burgdörfer findet ohne mich statt. Zu dieser Zeit liege ich bereits in meinem Kabinenbett und das Schiff schaukelt mich in den Schlaf. In dieser Nacht verschlafe ich nicht nur die Christmette, sondern leider auch die Fahrt durch die Straße von Gibraltar.

1 https://de.wikipedia.org/wiki/Granada

Kloster oder Kreuzfahrt

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