Читать книгу Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman - Marie Louise Fischer - Страница 20

Оглавление

Ein paar Tage später war das Zimmer bewohnbar, die Decke war gestrichen, die Wände waren neu tapeziert. Susi Dinkler hatte hübsche rosa Vorhänge für das Fenster genäht. Die neuen – alt gekauften – Möbel standen an ihrem Platz, und nur noch der abgewetzte Teppich erinnerte an das ehemalige Kinderzimmer.

Susi Dinkler erzählte Claudia immer wieder, wie hübsch sie es hier hatte und wie viele kleine Mädchen sie um ein eigenes Zimmer, ein solches Zimmer, beneiden würden.

Claudia bedankte sich höflich, wenn auch freudlos. Am Abend ließ sie sich brav schlafen schicken. Aber mitten in der Nacht erschien sie im ehemaligen Elternzimmer, lautlos und barfuß. Ihr Vater, der gerade im Begriff gewesen war, einzuschlafen, wurde wieder wach.

»Was ist los?« fragte er ungehalten und tastete nach dem Wekker auf seinem Nachttisch. »Es ist zwölf vorbei! Du solltest längst schlafen!«

»Hab’ ich ja auch, Vati«, sagte sie kläglich. »Aber ich habe einen so scheußlichen, schrecklichen Traum gehabt.«

»Einen Traum . . . na und? Du weißt doch, daß ein Traum nichts zu bedeuten hat.«

»Ich habe Angst, Vati!«

In dem schwachen Licht, das aus der Diele in das Schlafzimmer fiel, sah er nur die Umrisse ihrer dünnen Gestalt in dem zu kurz gewordenen Nachthemdchen. Er hätte sie gern tröstend in die Arme genommen, aber er wußte, wenn er einmal nachgab, würde sie unter diesem oder einem anderen Vorwand immer wieder zu ihm kommen, und das durfte nicht sein. Wenn er seine Frau schon verloren hatte, wollte er wenigstens seine Freiheit genießen und sich nicht von einem kleinen Mädchen beherrschen lassen.

»Kein Grund zur Angst«, erklärte er nüchtern. »Die Wohnungstür ist abgeschlossen, die Sicherheitskette liegt vor, es kann nichts passieren.«

»Darf ich trotzdem zu dir ins Bett kommen? Nur für ein paar Minuten? Bis ich mich beruhigt habe?«

Sie zitterte.

»Beruhige dich lieber in deinem eigenen Bett.« Er drehte sich zur Seite. »Ich möchte schlafen.«

»Aber ich würde dich doch nicht stören! Ich würde . . . ganz still sein . . . mich gar nicht rühren . . . «

»Sei so gut und verschwinde! Ich muß morgen früh raus und brauche meinen Schlaf!«

»Vati, bitte!«

»Ab in die Klappe! Oder muß ich dir erst ein paar hinten draufgeben?!«

»Also gut. Wenn du es verlangst.« Claudias Stimme klang eingeschnappt. »Aber ich werde kein Auge zutun.«

»Macht nichts. Hauptsache, du störst mich nicht.«

»Du bist gemein, Vati . . . richtig gemein!« rief Claudia, zog sich aber in Richtung Tür zurück.

»Wenn du nicht in Null Komma nichts draußen bist, kann ich noch viel gemeiner werden!«

»Ich hab’ dich überhaupt nicht mehr lieb!« Claudia warf ihre Zöpfe in den Nacken und stolzierte davon, blieb aber nach wenigen Schritten wieder stehen. »Könnten wir nicht wenigstens die Türen auflassen, Vati? Meine und deine? Damit ich mich nicht so zu fürchten brauche?«

»Kommt gar nicht in Frage. Die Türen bleiben zu. Schlaf gut, Liebes.«

»Du auch.« Claudia seufzte tief, trat in die kleine Diele hinaus und zog die Tür hinter sich zu, ohne sie ganz zu schließen.

»Richtig zumachen!« rief der Vater ihr nach.

Endlich schnappte das Schloß ein. Aber jetzt konnte Helmut nicht wieder einschlafen. Er überlegte, ob er nicht doch zu hart gewesen war. Claudia war der einzige Mensch, der wirklich zu ihm gehalten hatte. Außer Susi Dinkler natürlich. Aber mit Susi war das etwas anderes. Die wollte etwas von ihm, wenn sie es auch nicht aussprach. Susi wollte ihn heiraten, soviel war sonnenklar. Aber das kam gar nicht in Frage. Seine Erfahrung mit der Ehe hatte ihm genügt, und er hatte teuer genug dafür bezahlen müssen und mußte es immer noch. Nein, eine Wiederheirat war ausgeschlossen. Er würde mit Claudia alleinbleiben. Warum war er dann so grob zu ihr gewesen? Nur Susis wegen. Susi hatte ihm in den Ohren gelegen, wie wichtig es wäre, daß Claudia sich daran gewöhnte, allein zu schlafen. Aber soviel lag ihm ja gar nicht an Susi, weniger jedenfalls als an seiner Tochter.

Helmut stand auf, schlüpfte in seine Pantoffeln und tapste zu Claudias Zimmer. »Ich bin’s!« rief er leise, damit sie nicht erschrak.

Doch Claudia hörte ihn gar nicht. Obwohl er Licht gemacht hatte, schlief sie tief und fest, mit trotzig zusammengepreßten Lippen und den Spuren getrockneter Tränen auf den Wangen. Schwierig, das Leben mit seiner kleinen Tochter. Aber sie würden schon miteinander auskommen. Susi Dinkler sollte es jedenfalls nicht gelingen, sich zwischen sie zu schieben.

Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman

Подняться наверх