Читать книгу Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman - Marie Louise Fischer - Страница 8

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»Also – ich kenn’ mich da nicht mehr aus!« Helmut Stadelmann hatte die Stirn in waagerechte Falten gelegt. »Ehrlich . . . ich versteh’ meine Frau nicht mehr. Was sie bloß hat?«

Rechtsanwalt Dr. Brocksieper blieb ganz ernst; er war ein smarter Mann, der selbst den Verlust seines rechten Armes – er hatte ihm im Krieg amputiert werden müssen – mit Souveränität zu tragen wußte.

»Na, immerhin hat sie Sie in einer eindeutigen Situation überrascht. Haben Sie sich schon mal gefragt, wie Sie reagiert hätten, wenn Sie Ihre Frau in flagranti erwischt hätten?«

Helmuts Stirn glättete sich nicht. »Ich hätte sie rausgeschmissen! Aber das ist doch was ganz anderes! Da ist doch ein Unterschied, ob ein Mann so was tut oder eine Frau. Das läßt sich doch gar nicht miteinander vergleichen.«

»Na ja, ich glaube, es bringt uns nicht weiter, wenn wir uns in der Theorie verlieren.« Der Rechtsanwalt lehnte sich in seinen Schreibtischsessel zurück. »Tatsache ist, Ihre Frau besteht auf der Scheidung, und Sie sind mit Ihren Aussöhnungsversuchen keinen Schritt weitergekommen. Die Frage ist jetzt . . . «

Helmut fiel ihm ins Wort. »Das eben versteh’ ich nicht! Daß sie im ersten Augenblick wütend war – schön und gut, wenn sie auch nicht gleich zum Anwalt hätte rennen brauchen. Aber inzwischen hätte sie doch, weiß Gott, Zeit genug gehabt, zur Vernunft zu kommen. Eine Ehe bedeutet doch was! Die gibt man nicht so einfach auf. Und da sind doch auch noch die Kinder.«

»Auf die Kinder«, erinnerte der Anwalt, »braucht sie ja nicht zu verzichten. Die Kinder werden ihr nach Lage der Dinge bestimmt zugesprochen.«

»Aber sie nimmt ihnen das Zuhause. Sie zerstört die Familie!«

»Ich verstehe Ihren Standpunkt, Herr Stadelmann, obwohl ich Sie darauf aufmerksam machen muß, daß das Gericht aller Wahrscheinlichkeit nach zu der Ansicht gelangen wird, daß Sie es waren, der die Ehe gebrochen hat. Es wäre gefährlich, wenn ich Ihnen da etwas vormachen wollte. Wir müssen den Tatsachen ins Gesicht sehen, und die zeigen uns, daß wir leider in einer sehr miesen Position sind, es sei denn . . . « Er sprach den Satz nicht zu Ende.

»Es sei denn – was?«

»Wir könnten nachweisen, daß Ihre Frau nicht ganz das weiße Unschuldslämmchen ist, als das mein Kollege Günther sie hinzustellen sucht.«

»Wenn sie ihre Pflicht getan . . . wenn sie mich nicht mit ihrer Freundin allein gelassen hätte . . . «

Der Rechtsanwalt machte eine ungeduldige Handbewegung. »Darüber haben wir schon oft genug gesprochen, es geschah schließlich mit Ihrem Einverständnis. Nein, ich denke an etwas anderes. Sie selber, lieber Herr Stadelmann, finden es doch auffallend, daß sie so konsequent auf eine Scheidung drängt . . . «

»Ich verstehe es einfach nicht.«

»Es gäbe aber eine sehr einfache Erklärung dafür . . . « Wieder sprach Dr. Brocksieper einen Satz nicht zu Ende; er wollte erreichen, daß Helmut Stadelmann als erster den Verdacht ausspräche.

Aber sein Mandant war begriffsstutzig.

»Nun, denken Sie doch mal nach! Aus was für einen Grund wollen Ehefrauen gemeinhin ihre Männer verlassen?« Als Helmut noch immer keine Antwort fand, sagte der Rechtsanwalt: »Sind Sie denn nie auf die Idee gekommen, daß ein anderer dahinterstecken könnte?«

»Ein anderer Mann?« Helmut merkte selber, daß er Dr. Brocksieper mit offenem Mund anstarrte, und preßte schnell die Lippen aufeinander.

»Das liegt doch auf der Hand. Da war doch dieser Drang, unbedingt aus dem Haus zu kommen. Die täglichen Fahrten nach Düsseldorf. Selbst wenn wir unterstellen, daß das anfangs noch ganz harmlos war – es wäre doch fast unglaublich, wenn sie in all der Zeit nicht jemanden kennengelernt hätte.«

»Nein«, erklärte Helmut entschieden, »das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Und warum nicht? Selbst die kältesten Ehefrauen . . . «

»Nein. Sie ist gar nicht kalt.« Helmut wurde plötzlich bewußt, daß es in den letzten Jahren fast immer Martina gewesen war, die in ihren intimen Beziehungen die Initiative ergriffen hatte.

»Eine leidenschaftliche Frau also«, schloß der Rechtsanwalt.

»Sie würde mich niemals betrügen!«

»Was läßt Sie so denken, Herr Stadelmann? Seien Sie mal ehrlich, steckt da nicht doch ’ne Menge männlicher Eitelkeit dahinter? Was nicht sein darf, kann auch nicht sein?«

Doch Helmut blieb stur. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Wenn sie einen anderen hätte, dann wäre sie gleich zu mir gekommen . . . «

Er stockte.

»Da haben wir’s.« Dr. Brocksieper strich sich mit dem Zeigefinger über seinen sorgfältig gestutzten kleinen Schnurrbart. »Sie müssen mir zugeben, es wäre doch immerhin möglich, daß sich die beiden Ereignisse – Ihr Ehebruch und die Scheidungsabsicht Ihrer Frau – sozusagen überschnitten hätten. Wenn Sie mich fragen: Ich würde es unbedingt für nützlich halten, der Sache auf den Grund zu gehen. Wie die Dinge stehen, haben wir ja nichts zu verlieren – aber eine Menge zu gewinnen.«

Helmut Stadelmanns offenes Gesicht drückte deutlich das Unbehagen aus, das er empfand. »Wenn Sie meinen, Herr Doktor, werde ich mit ihr sprechen.«

»Nein, das eben meine ich nicht. Nichts gegen Ihr diplomatisches Geschick, mein lieber Stadelmann, aber Sie sind viel zu emotionell beteiligt.«

»Wollen Sie selber . . .?«

»Was für eine Veranlassung hätte Ihre Frau, mir die Wahrheit zu sagen? Nein, nein, wir machen das anders. Ich werde eine Detektei einschalten.«

»Sie wollen ihr nachspionieren?«

»Rücksichtnahme zahlt sich selten aus, besonders dann nicht, wenn es um die Schuldfrage in einem Scheidungsprozeß geht. Glauben Sie mir, lieber Herr Stadelmann, ich habe allzu oft erlebt, daß Ehemänner zuerst großspurig alle Schuld auf sich genommen haben, um dann ein ganzes Leben darunter zu leiden. Auch wenn Sie keinen Wert auf das Sorgerecht für Ihre Kinder legen . . . «

»Doch. Ich gebe sie nur höchst ungern auf. Aber hätte ich denn überhaupt eine Chance?«

»Wenn wir die Mitschuld Ihrer Ehefrau nachweisen können – ja. Zwar ist es üblich, die Kinder unter zehn Jahren der Mutter zuzusprechen, aber wenn wir ihr Ehebruch oder auch nur ehewidriges Verhalten nachweisen können, dann geriete natürlich auch ihr Versuch, eine berufliche Ausbildung nachzuholen, in ein anderes Licht. Dann könnten wir ihr Vernachlässigung der Familie und des Haushalts vorwerfen, könnten behaupten, daß sie unfähig und unwürdig zur Versorgung und Erziehung der Kinder ist.«

»Aber wir können ihr die Kinder doch nicht wegnehmen!« protestierte Helmut spontan. »Und was sollte ich denn auch . . . «

»Immer mit der Ruhe!« Der Rechtsanwalt hob die gepflegte Hand. »Noch ist Ihre Gattin ja keineswegs überführt, und selbst im günstigsten Fall würde das Gericht sich unserer Beweisführung nicht völlig anschließen. Aber wir hätten etwas gegen sie in der Hand, verstehen Sie? Wir könnten ihre finanziellen Forderungen herunterschrauben. Für die Kinder müssen Sie natürlich in jedem Fall zahlen, aber dieses reichlich unverschämte Verlangen nach einer Abfindung . . . «

»Damit kommt sie nicht durch!«

»Wenn wir ihr eine Mitschuld am Scheitern Ihrer Ehe nicht anlasten können, kommt sie durch. Also, wie ist es?«

»Machen Sie es, wie Sie es für richtig halten, Herr Doktor. Ich kenne mich in solchen Dingen nicht aus.«

Diese heiß ersehnten Jahre - Liebesroman

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