Читать книгу Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 16

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Pia wartete schon mit dem Ü-Wagen. Ihre schwarzen Haare standen wie immer in allen Richtungen ab, und sie hatte sich die Augen so grell geschminkt wie eh und je. An ihrem Nasenflügel funkelte ein lila Steinchen. Sie lächelte und umarmte ihn.

»Schön, dass wir uns mal wieder sehen, Mann. Hier ist echt der Bär los.«

Ihre braunen Augen leuchteten.

»Die Polizei hat vor einer Stunde eine neue Pressemitteilung herausgegeben. Sie vermuten, dass ein Verbrechen vorliegt.«

Mit triumphierender Miene reichte sie ihm einen Zettel.

Nichts liebte Pia Lilja mehr als das hier. Action. Drama. Raschen Einsatz.

Johan las die kurz gefasste Mitteilung. Um vier Uhr sollte eine Pressekonferenz stattfinden. Er zog ein Notizbuch und einen Kugelschreiber aus der Tasche und bat Pia, das Radio laut zu drehen, damit sie die Sendungen des Lokalfunks hören konnten.

»Haben sie etwas darüber gesagt, wie er ermordet worden ist?«

»Himmel, nein.«

Pia verdrehte die Augen und lenkte den Wagen durch die Norderport, wo sie dann vor dem steilen Rackarbacken eine abrupte Querwendung machte.

»Aber ich weiß, wer das Opfer ist«, sagte sie zufrieden.

»Ach, wer denn?«

»Er heißt Egon Wallin und ist hier in der Stadt ein Promi. Er betreibt oder betrieb«, korrigierte sie sich rasch, »die größte Galerie in Visby, du weißt, die, die gleich am großen Platz liegt.«

»Wie alt war er?«

»So um die fünfzig, tippe ich mal, verheiratet, zwei Kinder. Gotländer, ursprünglich aus Sundre, verheiratet mit einer Gotländerin. Wirkte immer wie ein solider Ehrenmann. Es kann sich also kaum um eine Abrechnung in der kriminellen Szene handeln.«

»Kann es ein Raubmord gewesen sein?«

»Vielleicht, aber wenn der Mörder nur sein Geld haben wollte – warum hätte er ihn dann umbringen und sich noch dazu die Mühe machen sollen, den Leichnam ins Tor zu hängen? Klingt das nicht ein bisschen übertrieben?«

Sie hielt mit einem Ruck auf dem Parkplatz hinter dem Dom. Sicher der Parkplatz mit der schönsten Aussicht in ganz Schweden, dachte Johan und schaute hinunter auf die Stadt, die sich mit dem mächtigen Dom, dem Gewimmel von Häusern und den Ruinen aus dem Mittelalter vor ihm ausbreitete. Wie eine Kulisse lag im Hintergrund das Meer, das an diesem Tag aber nur als grauer Dunst zu ahnen war.

Sie liefen weiter zur Dalmansport.

Auf der Straße herrschte eifrige Aktivität. Polizisten kontrollierten, dass niemand die Absperrung durchbrach, der kleine Parkplatz neben dem Tor war von Streifenwagen besetzt, und überall waren Hundestreifen am Werk. Johan drängte sich so weit nach vorn durch wie möglich. Er sah Knutas, der am Tor ins Gespräch mit einem älteren Mann vertieft war. Johan erkannte den Gerichtsmediziner.

Er fand Knutas Blick, und der gab dem Gerichtsmediziner ein Zeichen, zu warten. Johan hatte hier gute Karten, nachdem er bei den Serienmorden des vergangenen Sommers der Polizei hatte behilflich sein können.

Knutas drückte Johan besonders herzlich und lange die Hand.

»Wie geht es dir?«

»Ach, danke, jetzt gut. Ich habe eine fette Narbe quer über den Bauch, die mich hoffentlich im Sommer am Badestrand interessant machen wird. Was sagst du zu dieser Geschichte?«

Johan nickte zum Tor hinüber.

»Kann noch nicht viel sagen, außer, dass wir ziemlich sicher sind, dass wir es mit einem Mord zu tun haben.«

»Wie ist er ermordet worden?«

»Du weißt, dass ich darauf noch nicht eingehen kann.«

»Wie könnt ihr sicher sein, dass er sich nicht umgebracht hat?«, fragte Johan weiter, in der Hoffnung, dem Kommissar eine unüberlegte Bemerkung entlocken zu können.

Das brachte ihm aber nichts, außer einem vielsagenden Blick.

»Na gut, na gut«, sagte Johan abwehrend. »Kannst du bestätigen, dass es sich bei dem Opfer um den Kunsthändler Egon Wallin handelt?«

Knutas seufzte resigniert.

»Offiziell nicht. Es sind noch nicht alle Angehörigen verständigt worden.«

»Und inoffiziell?«

»Ja, es ist wirklich Egon Wallin. Aber das weißt du nicht von mir.«

»Kannst du mir jetzt gleich ein kurzes Interview geben? Ein offizielles, meine ich?«

Johan lächelte.

»Es muss aber schnell gehen.«

Knutas sagte nicht viel mehr, als Johan bereits gewusst hatte. Trotzdem war es sehr wichtig, den verantwortlichen Kommissar am Tatort interviewen zu können. Außerdem lief im Hintergrund die Arbeit auf vollen Touren. Das war die Stärke des Fernsehens, die Zuschauer in die Wirklichkeit zu holen.

Sie interviewten noch einige Menschen, die sich in der Nähe bewegten, dann schaute Johan auf die Uhr.

»Wir können auch noch bei der Galerie vorbeischauen. Die haben sicher geschlossen, aber eine Außenaufnahme können wir doch machen. Ich kann vielleicht davor einen Kommentar sprechen.«

»Sicher, natürlich.«

Pia klappte das Stativ zusammen.

Als sie auf dem großen Platz hielten, sahen sie Blumen und brennende Kerzen auf dem Pflaster vor der Galerie.

Ein Schild mit der Aufschrift »Geschlossen« hing vor der Tür. Drinnen war alles dunkel, und Johan konnte die großen Bilder an den Wänden nur ahnen. Dann fuhr er zusammen. Aus dem Augenwinkel sah er den Rücken einer Person, die in der Galerie die Treppe hochging. Er versuchte, durch das Fenster zu schauen, um besser sehen zu können. Außerdem klopfte er mehrmals an die Tür.

Obwohl er noch lange wartete, wurde nicht geöffnet.

Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi

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