Читать книгу Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 23

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Wie meistens ging Knutas an diesem Morgen zu Fuß zur Arbeit, durch die Östra Hansegata und am Rundfunkgebäude vorbei. Er sah Licht hinter den Fenstern im zweiten Stock, wo derzeit die Regionalnachrichten untergebracht waren, und hätte gern gewusst, ob Johan schon bei der Arbeit war. Es hätte ihn nicht überrascht.

Es war noch immer dunkel draußen, und die Luft war kalt und frisch. Knutas brauchte knapp zwanzig Minuten für den Weg, und unterwegs wurden seine Gedanken klarer.

Als er die Tür zum Polizeigebäude öffnete, verspürte er das vertraute Prickeln, das sich immer dann einstellte, wenn er es mit einer neuen Mordermittlung zu tun hatte. Natürlich war es entsetzlich, wenn ein Mord geschah, aber zugleich gab es diese Spannung und den dringenden Wunsch, den Mörder zu fangen. Die Jagd ging los, und er genoss sie, ohne sich dessen zu schämen. Knutas liebte seine Arbeit, seitdem er vor zwanzig Jahren zur Kriminalpolizei gekommen war. Seit zehn Jahren war er Chef, und auch das gefiel ihm, abgesehen von der Papierarbeit, auf die er gut hätte verzichten können.

Wie immer gab er den Damen in der Rezeption ein Zeichen und wechselte einige Worte mit dem wachhabenden Kollegen, ehe er die Treppen zur Kriminalabteilung im zweiten Stock hochstieg.

Der Besprechungsraum war bereits voll besetzt, als er hereinkam, zwei Minuten vor Beginn der Sitzung. Diese ersten Besprechungen in einem großen Fall waren immer etwas Besonderes. Die Energie war im Raum deutlich zu spüren.

Erik Sohlman teilte als Erstes die neuesten Ergebnisse der technischen Untersuchungen mit.

»Der Mörder ist mit dem Auto zur Norra Murgata gekommen und dann bis zum Tor weitergefahren. Die Schleifspuren und die Verletzungen weisen darauf hin, dass Egon Wallin anderswo ermordet und sein Leichnam dann zum Tor geschafft wurde. Alle Fundstücke aus Östergravar werden untersucht, aber eigentlich sind sie nicht besonders interessant, da der Täter sich dort vermutlich überhaupt nicht aufgehalten hat.«

»Gestern Abend hat eine erste Vernehmung der Frau des Opfers stattgefunden, Monika Wallin«, sagte Knutas. »Sie ist unseres Wissens die Letzte, die Egon Wallin lebend gesehen hat. Nach dem Essen im Donners Brunn am Samstagabend ist das Ehepaar zu seinem Reihenhaus im Snäckgärdsväg gefahren. Die Frau ging ins Bett, Wallin hatte gesagt, er wolle noch eine Weile aufbleiben. Als sie morgens aufwachte, war er nicht da. Er hatte offenbar seinen Mantel angezogen und war aus dem Haus gegangen. Den Rest wissen wir.«

»Kann sich im Haus eine dritte Person aufgehalten haben?«, fragte Karin. »Ein überraschender Gast oder ein Einbrecher?«

»Nein. Sieht nicht so aus. Offenbar ist er allein losgegangen.«

»Hatte seine Frau irgendeine Vorstellung davon, wo er hinwollte?«, fragte Wittberg.

»Nein«, sagte Knutas. »Aber ich sehe sie heute noch einmal, vielleicht kommt dann etwas mehr heraus. Gestern stand sie unter Schock.«

»Was ist mit den Wagenspuren?«, fragte Norrby.

»Schwer zu sagen. Es ist ein größeres Auto, ich tippe auf einen Kastenwagen oder einen Lieferwagen.«

»Wir müssen also feststellen, welche Wagen gestohlen und welche vermietet worden sind«, sagte Knutas.

»Was wohl dahintersteckt?«, sagte Wittberg nachdenklich. »Ich meine, so ein Einsatz fordert doch sehr viel Kraft. Warum hat er sein Opfer im Tor aufgehängt? Das muss doch eine besondere Bedeutung haben.«

Er fuhr sich mit der Hand über seine goldblonden Locken. Für einen Montagmorgen machte Wittberg einen ungewöhnlich gut aufgelegten Eindruck, fand Knutas. Normalerweise war er nach den Abenteuern des Wochenendes immer müde. Der ungeheuer gut aussehende Achtundzwanzigjährige war der hauseigene Casanova der Polizei. Seine kornblumenblauen Augen, seine Lachgrübchen und sein durchtrainierter Körper bezauberten alle Kolleginnen. Bis auf Karin, die ihn eher als einen netten, aber nervigen kleinen Bruder betrachtete. Normalerweise hatte Thomas Wittberg dauernd neue Freundinnen, aber seit einiger Zeit schien er zur Ruhe gekommen zu sein. Er war gerade von einer Reise nach Thailand zurückgekehrt, die er mit seiner aktuellen Freundin unternommen hatte, und seine tiefe Sonnenbräune bildete einen scharfen Kontrast zum Aussehen seiner bleichen und hohläugigen Kollegen.

»Das hier kann kein Zufall sein«, meinte auch Karin. »Das hier war geplant. Der Mörder muss jemand sein, den er gekannt hat.«

»Wir brauchen ein vollständiges Verzeichnis aller Besucher der Vernissage, und wir müssen feststellen, ob auch Gäste dort waren, die nicht auf der Einladungsliste standen«, sagte jetzt Knutas. »Alle müssen überprüft und vernommen werden. Und dann müssen wir alles daran setzen, den Künstler und seinen Agenten zu erwischen.«

»Im Hotel haben sie jedenfalls nicht ausgecheckt«, sagte Wittberg. »Ihre Sachen sind noch auf den Zimmern, und sie haben die Rechnung nicht bezahlt, also sind sie vielleicht nur für einen Tag weggefahren. Ich werde heute weiterhin versuchen, sie zu erreichen, am Telefon melden sie sich bisher nicht. Aber ich hoffe doch immerhin, Sixten Dahl zu erwischen. Seine Galerie öffnet bald, und irgendwer dort muss uns helfen können. Vielleicht weiß er ja, wo die beiden anderen stecken.«

Sie wurden von Knutas’ Telefon unterbrochen. Er zog es aus der Jackentasche und meldete sich.

Alle warteten schweigend, lauschten auf das Grunzen und Brummen ihres Chefs und studierten Knutas’ Mienenspiel, das von größter Überraschung in tiefe Nachdenklichkeit überging. Als er das Gespräch beendet hatte, hingen alle Blicke an seinen Lippen.

»Das war Monika Wallin. Vorhin ist vor ihrem Haus ein Möbelwagen vorgefahren. Die Spedition war von Egon Wallin genau darüber informiert worden, was sie holen sollte. Und er hatte den Umzug im Voraus bezahlt.«

Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi

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