Читать книгу Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi - Mari Jungstedt - Страница 22

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Johan erwachte in dem großen Doppelbett im Haus in Roma. Er streckte die Hand aus und streichelte Emmas glatte Schulter und eine Haarsträhne. Er hörte aus dem Gitterbettchen ein Gurgeln, das ihn sofort auf die Beine brachte. Im Zimmer war es dunkel, und er spürte Elins weichen, vom Schlaf warmen Körper an seinem, als er sie auf den Wickeltisch legte.

Mit einem leichten Ruck brachte er die Spieldose in Gang und summte mit zu »Ba, ba, Lämmchen fein«. Elin packte ihre Füße und brabbelte zufrieden vor sich hin. Er schmiegte das Gesicht an ihren runden Bauch und schmatzte, und Elin keuchte vor Lachen. Mitten in dieser Bewegung hielt er plötzlich inne und ließ sein Gesicht an ihrem kleinen Körper liegen, ganz still. Mehrere Sekunden lang stand er nur da, und Elin entspannte sich und verstummte.

Endlich hatte er ein Kind, aber er hatte seine Tochter vor zwei Wochen zum letzten Mal gesehen. Was war das für ein Leben? Sie wuchs bei ihrer Mutter auf und teilte den Alltag mit ihr. Emma bedeutete für Elin Sicherheit. Johan war eine Nebenfigur – er tauchte nur ab und zu wie ein Springteufelchen auf und war für einige Stunden, einen Tag oder zwei da, um dann wieder zu verschwinden. Was war das bloß für eine Beziehung? Wie war es so weit gekommen?

Wenn er in Stockholm war und sich die Tage mit Arbeit füllten, ging alles einigermaßen gut. Die Sehnsucht brach abends aus, wenn er nach Hause kam. Allerdings hatte er das Krankenhaus erst vor zwei Monaten verlassen dürfen, deshalb hatten sie als Eltern im Grunde noch nicht so lange getrennt gelebt.

Zu Weihnachten waren sie fast die ganze Zeit zusammen gewesen, und das hatte er wunderbar gefunden. Danach hatte der Alltag wieder begonnen, und die Tage waren vorbeigeglitten, einer nach dem anderen, und zu Wochen geworden. Er fuhr nach Gotland, so oft er konnte. Aber jetzt hatte er das Gefühl, dass es so nicht mehr ging.

Er hob Elin auf, wärmte in der Mikrowelle Brei auf und setzte sich mit ihr und der Flasche auf das Wohnzimmersofa. Plötzlich stellte sich Ruhe ein. Jetzt war Schluss mit diesem Leben, es war einwandfrei zu Ende.

Emma tauchte in der Türöffnung auf, ihre hellbraunen Haare waren zerzaust, sie waren jetzt länger. Früher hatten sie ihr bis zu den Schultern gereicht, jetzt fielen sie ein ganzes Stück über ihren Rücken. Die Haare waren füllig und glänzten. Sie stand da in einer Unterhose und einem hellblauen T-Shirt und schaute ihn schlaftrunken an. Auch wenn sie blass und verschlafen war, fand er sie schön. Seine Gefühle für sie waren so selbstverständlich, sie waren einfach vorhanden. Auch wenn sonst nichts zwischen ihnen einfach zu sein schien. Ihre Beziehung war von Anfang an problematisch gewesen. Aber jetzt saß er hier, mit seiner Tochter auf dem Schoß, und da stand die Frau, die er liebte, und nun musste das ganze Hin und Her ein Ende nehmen. Es war ihm egal, ob er auf Gotland eine Stelle als Journalist finden konnte. Das durfte die Sache nicht entscheiden. Er konnte alles machen, an der Kasse im Baumarkt sitzen oder Autos waschen. Was er tun würde, war ihm restlos egal.

»Bist du schon auf?«

Emma gähnte und war unterwegs in die Küche.

»Komm her«, rief er so leise er konnte.

Elin schlief mit offenem Mund in seinen Armen.

»Was ist los?«

»Setz dich.« Emma wirkte überrascht, setzte sich aber neben ihn auf das Sofa und zog die Beine an. Er wandte ihr das Gesicht zu. Es war ganz still im Zimmer, sie schien zu spüren, dass er etwas Wichtiges auf dem Herzen hatte.

»Jetzt reicht es.«

Johan sagte das ruhig und sachlich. Unruhe tauchte in Emmas Blick auf.

»Was denn?«

Johan ließ das Schweigen andauern. Er erhob sich, ging ins Dunkel des Schlafzimmers und legte Elin vorsichtig in ihr Gitterbettchen. Sie schlief noch immer. Er lehnte die Tür an und kehrte ins Wohnzimmer zurück.

Emma blickte ihm besorgt hinterher. Johan setzte sich auf das Sofa und nahm behutsam ihr Gesicht zwischen seine Hände.

»Ich will jetzt herziehen«, sagte er gelassen. »Hier bei dir und Elin wohnen, ihr seid meine Familie. Ich kann nicht mehr warten. Alles, was mit der Arbeit zu tun hat, wird sich schon finden. Du musst mir erlauben, mich um euch zu kümmern, ein richtiger Vater zu sein, auch für Sara und Filip. Ich will dein Mann sein. Willst du mich heiraten?«

Emma blickte ihn sprachlos an. Einige Sekunden verstrichen. Tränen liefen über ihre Wangen. Mit einer solchen Reaktion hatte er eigentlich nicht gerechnet.

»Aber, Liebes!«

Er beugte sich vor und umarmte sie. Sie weinte in seinen Armen.

»So schlimm kann diese Frage doch wohl nicht gewesen sein?«, fragte er mit unsicherem Lächeln.

»Ich bin so müde«, weinte sie. »Ich bin so verdammt müde.«

Johan wusste nicht so recht, was er dazu sagen sollte, deshalb streichelte er weiterhin ein wenig ungeschickt Emmas Rücken. Plötzlich küsste sie seinen Hals, und ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher. Sie strich sich die Haare aus der Stirn und suchte hungrig nach seinem Mund. Die ganze Zeit mit geschlossenen Augen.

Die Lust flammte in ihm auf, und er drückte sie fast brutal in das Sofa. Er küsste sie heftig, biss fast in ihre Lippen. Emma antwortete mit einem tiefen kehligen Knurren und schlang die Beine um seinen Rücken. Sie liebten sich auf dem Sofa, am Tisch, ans Fenster gelehnt und endlich auf dem Boden. Als er danach mit ihrem Kopf auf seinem Arm da lag, blickte er genau die Unterseite des Tisches an, die nur wenige Millimeter von seiner schweißnassen Stirn entfernt war. Er lächelte, als er ihre Wange küsste.

»Ich nehme an, ich kann das als ja deuten.«

Im Dunkeln der Tod - Ein Schweden-Krimi

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