Читать книгу Triathlon - Erfolg auf der Langdistanz - Mario Schmidt-Wendling - Страница 58
5.4Leistungsphysiologie trivial
ОглавлениеIn diesem Abschnitt möchte ich grob die beiden wichtigsten Möglichkeiten der Energiegewinnung erklären. Als Mann der Praxis möchte ich das Thema jedoch wirklich eher nur oberflächlich abhandeln, zumal ich eine gewisse theoretische Grundausbildung bei Sportlern mit dem Wettkampfziel Langdistanz als vorausgesetzt betrachten möchte.
Man unterscheidet bezüglich der Energiebereitstellung dabei in ein aerobes und in ein anaerobes System. Der Unterschied liegt dabei primär im Sauerstoffverbrauch bei der Energieumwandlung. Die Energie für die Muskelaktivität wird durch die Verbrennung von Kohlenhydraten und Fetten gewonnen.
Im aeroben System wird hierbei Sauerstoff zur Energiegewinnung gebraucht. In diesem Teil des Stoffwechsels werden mehrheitlich die langsam zuckenden und ausdauerleistungsfähigen Slow-Twitch- oder Typ-I-Muskelfasern rekrutiert. Die Menge an gewonnener Energie aus hauptsächlich Fetten ist dabei signifikant höher als auf der anderen Seite, im anaeroben Stoffwechsel.
Wird die Intensität so weit gesteigert, dass der Sauerstoffbedarf über die Sauerstoffaufnahme durch Einatmen der Umgebungsluft nicht mehr ausreichend gedeckelt wird, so schaltet sich der anaerobe Stoffwechsel zusätzlich zum aeroben System vermehrt an. Dabei wird die Energie aus Kohlenhydraten gewonnen und die schneller arbeitenden Fasern des Typs II werden getriggert. Bei diesem Vorgang der Energiegewinnung fällt Laktat an. Früher hat man das Laktat als Stoffwechselendprodukt bezeichnet. Mittlerweile ist die Wissenschaft da etwas weiter.
Das Laktat ist zwar das Endprodukt der Glykolyse, wird aber im oxidativen Stoffwechsel, also unter Zuhilfenahme von Sauerstoff, weiter verstoffwechselt. Der seit Ewigkeiten überlieferte Spruch: „Die Fette verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate“, macht demnach völlig Sinn. Je mehr Sauerstoff aufgenommen werden kann, desto mehr kann dieses angefallene Laktat dann auch im oxidativen Stoffwechsel abgebaut werden.
Einfach gesprochen, kann man eine einfache Formel daraus ableiten. Je höher die Laktatkonzentration im Blut ist, desto höher ist dann auch der Kohlenhydratverbrauch.
Abb. 18: Energiegewinnung trivial
Da die Kohlenhydratspeicher in Form von Glykogen im menschlichen Körper aber stark limitiert und die Fette in nahezu unbegrenzter Form vorhanden sind, wird relativ schnell klar, welche Form der Energiegewinnung für die Langdistanz im Vordergrund stehen sollte.
Einer der größten Denkfehler in diesem Zusammenhang ist, dass beide Systeme isoliert voneinander funktionieren, also das im unteren Intensitätsbereich keine Kohlenhydrate und ab einer gewissen Belastung keine Fette mehr zur Energiegewinnung verbrannt werden. Beide Systeme laufen aber immer gleichzeitig ab, die Gewichtung innerhalb der Energiegewinnung verändert sich lediglich bei den unterschiedlichen Intensitäten.
Als Athlet ergeben sich daraus also drei Stellschrauben, um die Ironman®-Leistung zu steigern:
1.Steigerung der maximalen Sauerstoffaufnahme zur Optimierung der aeroben Kapazität und durch die Fähigkeit, anfallendes Laktat zu verstoffwechseln.
2.Verringerung der Laktatbildung im langdistanzspezifischen Belastungsbereich und daran gekoppelt ein geringerer Kohlenhydratverbrauch.
3.Steigerung der aufgenommenen Kohlenhydratmenge in Form von Gels, Riegeln und Getränken.
Wenn wir den letztgenannten Punkt weglassen (mehr dazu in Kap. 9 und 11), wird klar, dass zwei Parameter in den Fokus rücken. Zum einen ist es die maximale Sauerstoffaufnahme VO2max und zum anderen die maximale Laktatbildungsrate VLamax.