Читать книгу Die Tarotspielerin/Das Geheimnis der Tarotspielerin/Das Tarot der Engel - Drei Romane in einem Band - Marisa Brand - Страница 14

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Sidonia schüttelte im Schutz einer Flurnische den Kopf. Welche Verstellungskünste auf beiden Seiten! Sei es drum. Anpassung an die Verhältnisse hatte ihren Vater weit gebracht. Alles, was zählte, war, dass ihr Ritter auf dem Weg war!

Vielleicht konnte sie auf dem Heumarkt beim Haus der spanischen Kaufmannschaft etwas über Adrian erfahren oder wenigstens die kleine Tierbändigerin Lunetta aufspüren. Eine Gauklernummer mit Bär wäre auf dem morgigen Fest sicher nach dem Geschmack eines Ritters.

Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter und ließ sie herumfahren.

»Lambert!«

»Pssst.« Ein schlaksiger Junge mit unfertigem Gesicht legte den Zeigefinger auf seine Lippen.

»Ist Vater in der Kapelle?«

Sidonia runzelte die Stirn. »Warum willst du das wissen? Und was trägst du da unter deinem Arm?«

Lambert ließ ein blutverschmiertes Bündel hinter seinem Rücken verschwinden. »Nichts.«

»Lambert! Was hast du wieder vor? Die Kapelle ist Vaters ganzer Stolz.«

»Und voll von papistischem Mummenschanz«, ereiferte sich der Bruder. »Diese Reliquiensammlung gehört zerschlagen, all diese falschen Knochen. Luther sagt, bald käme es so weit, dass einer behauptet, er besitze ein Ei und zwei Federn des Heiligen Geistes oder dreißig Fürze von der Pauke Miriams, der Schwester Moses.«

»Lass bloß die Finger von Vaters Sammlung, und rede nicht von Luther. Wir erwarten morgen den Ritter von Löwenstein, du dummer Maulheld.«

»Und du bist eine Gassenkatze. Ich hab dich gestern Nacht gesehen. Weiß Vater von den Ausflügen seines Kätzchens?«

»Wieso bist du Lümmel nachts unterwegs?«

»Das geht dich nichts an. Also: dein Schweigen gegen meines.« Er spuckte auf seine rechte Hand und hielt sie der Schwester treuherzig hin.

»Igitt, du Kindskopf.« Lachend schlug Sidonia seine Hand weg. »Lass mich durch.«

»Willst du wieder auf die Gasse?«

»Nur auf den Markt, ich habe Besorgungen für unser Fest zu erledigen.«

»Gottlose Prasserei«, setzte Lambert zu einer Moralpredigt an, »die Todsünde der Völlerei ist ...«

»Spar dir den Atem, um beim Fest deine heißen Honigwachteln kalt zu pusten. Letzthin hast du zwölf Stück verputzt!«

Sidonia stürmte an ihm vorbei und die Treppe zu ihrer Schlafkammer hinauf. Hastig zog sie sich ein Stadtkleid an, steckte ihr Haar hoch und schmückte es mit einem Barett. Aus dem Spiegel lächelte ihr das Gesicht einer Bürgerstochter entgegen.

»Herzlichen Glückwunsch, Gräfin Sidonia von Löwenstein, und willkommen in Eurem neuen Leben«, raunte sie dem Spiegelbild zu und schenkte ihm eine Kusshand.

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