Читать книгу Die Tarotspielerin/Das Geheimnis der Tarotspielerin/Das Tarot der Engel - Drei Romane in einem Band - Marisa Brand - Страница 23

15

Оглавление

»Lunetta, du gehst besser ins Haus.«

Sidonia fasste das Mädchen bei der Hand und zog es durch die Tür. Sie hatte Gabriel Zimenes im Gespräch mit dem Vater entdeckt. Was wollte der Spanier hier? War er gekommen, um ihr Lunetta wegzunehmen? Das Kind hatte ihn nicht bemerkt und folgte ihr. Sidonia drängte sich durch die Scharen von Gästen, die die Treppe zum Festsaal hinaufstiegen. »Verzeiht, werter Rinkenpfuhl, kann ich durch?«

Auf dem obersten Treppenabsatz entdeckte sie Doña Rosalia, vor der sich die vornehmsten Kölner und Kölnerinnen artig verneigten. Sidonia zog Lunetta zu sich heran. »Komm«, flüsterte sie, »an ihr müssen wir uns vorbeischleichen. Doña Rosalia ist bissiger als ein Fabeldrachen!«

Zu ihrer Verwunderung löste Lunetta ihre Hand aus Sidonias und stürmte auf die Witwe zu. Doña Rosalia schaute auf das Gauklermädchen im Seidenkostüm hinab und entdeckte dann Sidonia.

»Wer ist das?«, zischte sie Sidonia über die Köpfe der Gäste hinweg zu. Die raffte ihr Kleid und trat neben die Witwe.

»Meine Überraschung für Euren Sohn! Eine Spanierin, die allerlei Kunststücke beherrscht.«

»Eine Verlobung ist kein Mummenschanz, Sidonia! Ich werde das Kind auf meine Kammer bringen, wo es keinen Unsinn anstellen kann.« Energisch fasste sie Lunetta bei der Hand. Zu Sidonias Erstaunen folgte das Mädchen der Witwe willig. Was für ein undankbares Geschöpf! Wie konnte das Kind einer Frau wie Rosalia so eifrig Zuneigung zeigen! Sie hatte angenommen, dass das Kind ihr zugetan war und nicht beliebig seine Gefühle verschenkte. Beleidigt drehte sie sich um und prallte mit Gabriel Zimenes zusammen.

»¡Perdón! Ich glaube, wir hatten bereits das Vergnügen einer Bekanntschaft?«

Zimenes ließ seine Augen an Sidonias Gestalt hinabgleiten und zollte ihrer Erscheinung ein so hohes Maß an Bewunderung, dass es an Spott grenzte.

Wortlos wollte Sidonia an ihm vorbei, als ein Trupp Musikanten aus Trommlern, Zimbel- und Lautenspielern vor dem Saal zum Beginn des Festes aufspielte. Claas van Berck kam die Treppe hinaufgeeilt und verharrte bei Sidonia und Gabriel.

»Prächtig, prächtig! Ihr habt Euch bekannt gemacht? Nein? Nun, dies, Señor Zimenes, ist meine Tochter Sidonia.« Stolz legte er einen Arm um ihre Schultern. »Die Braut des Ritters Adrian von Löwenstein!«

Zimenes fuhr zu ihm herum. »Die Braut des Ritters«, stieß er hervor.

Claas van Berck nickte freudig, während er die beiden zum Festsaal schob. »Oh ja, oh ja. Ihr müsst als sein Bekannter zugeben, dass sie eine würdige Braut ist, nicht wahr?«

Zimenes hatte sich gefasst und verneigte sich. »Es steht mir nicht an, über eine solche Verbindung zu urteilen. Sie verwundert mich jedoch ein wenig.«

Sidonia warf ihm einen wütenden Blick zu. Was fiel diesem hergelaufenen Arzt und Dolmetscher ein, sie für unwürdig zu halten, einen Ritter zu heiraten! Wenn er wüsste, was ihr Vater gezahlt hatte, um diese Ehe zu sichern. »Eure Verwunderung ist nur zu natürlich. Ihr bewegt Euch sicher selten in der Welt vornehmer Menschen«, zischte sie.

»Herr Zimenes war mit dem Ritter auf Reisen«, warf ihr Vater hastig ein. »Sogar in der Neuen Welt!«

Sidonia warf hochmütig den Kopf in den Nacken. »Auch Galeerensträflinge und Pferdeknechte reisen in die Neue Welt. Wie ich hörte, braucht man dort sogar Hundeschläger und Rattenfänger.«

»Er ist Dolmetscher der Kölner Delegation, die zum Kaiser reist«, tadelte ihr Vater.

Sidonia zuckte die Achseln. »Wie schön, er kann das Geld für seine Dienste sicher brauchen.«

Gabriel fing ihren zornigen Blick auf und antwortete mit einer tiefen Verneigung, die Sidonias Wut nur noch vergrößerte. Fast schien es, als unterdrücke Gabriel Zimenes mit Mühe ein Schmunzeln, während er jetzt sprach.

»Nun, ich bin wirklich gespannt, was der Herr von Löwenstein selbst über seine Heirat sagt, wenn er kommt. Falls er kommt! Ist er schon eingetroffen?«

Claas van Berck schüttelte den Kopf. »Nein, aber eben ist ein spanischer Mönch an der Hinterpforte erschienen, der Nachricht über ihn hat.«

»Ein Mönch«, stießen Sidonia und Gabriel zugleich hervor. Zu Sidonias Erstaunen war Zimenes’ Stimme mit einem Mal unangenehm scharf. Es schien gefährlich, ihn zu verärgern.

»Wo ist der Mönch?«, fragte sie ihren Vater.

»Er wollte zunächst mit Doña Rosalia sprechen und ist die Hintertreppe hinaufgegangen. Wir werden uns gedulden müssen.«

Sidonia raffte ihr Kleid, doch bevor sie in Richtung von Doña Rosalias Zimmer entwischen konnte, schob Claas van Berck sie und Zimenes in den Festsaal. Stimmengewirr und das Spiel der Musikanten empfing die drei.

Einige Gäste glaubten, dass es sich bei Zimenes um den Ritter handeln müsse. Seine Erscheinung war vornehm genug. Man verneigte sich in seine Richtung, einige Damen versanken im Hofknicks. Sidonia schlug nach Zimenes Arm, als dieser die Verbeugungen besonders hoheitsvoll beantwortete. Was war dieser Mann für ein Aufschneider und Betrüger! Und ärgerlicherweise stand sein Stolz ihm auch noch gut.

Die Tarotspielerin/Das Geheimnis der Tarotspielerin/Das Tarot der Engel - Drei Romane in einem Band

Подняться наверх